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Buch: Als die Fugger noch in Buch weben ließen

Buch

Als die Fugger noch in Buch weben ließen

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    Eine historische Aufnahme der Unteren Straße in Buch.
    Eine historische Aufnahme der Unteren Straße in Buch. Foto: Ralph Manhalter

    In der frühen Neuzeit war des Öfteren dieser Spruch zu hören: „Weberle, Weberle, wib, wib, wib, d’Elle um an Batze. Und wenn du it so wirke witt, na kascht mir am Fiedle kratze.“ Ob das ein so guter Ratschlag gewesen wäre, sei dahingestellt. Niemand anders als die Fugger waren in jenen Jahren nämlich die Herrschaftsträger im mittleren Rothtal.

    Bereits 1507 gelangte Buch zusammen mit Weißenhorn an die mächtige Augsburger Kaufmannsfamilie. Vor wenigen Jahren noch (nieder-)bayerisch, wurden die beiden Gebiete im Landshuter Erbfolgekrieg von König Maximilian von Habsburg konfisziert, um sie dann umgehend an seine schwäbischen Finanziers zu veräußern. Damit stellte die, von nun an „Kirchberg-Weißenhorn“ genannte Herrschaft das erste geschlossene Fugger’sche Territorium dar.

    Im Rothtal war zwar auch zuvor schon die Leinenweberei verbreitet, war doch der Flachs reichlich vorhanden, die Fugger brachten jedoch ein neues Material mit nach Schwaben: die Baumwolle. Bedingt durch die weltumspannenden Kontakte der Kaufleute und deren eigene Niederlassung in Venedig, konnte der innovative Rohstoff verhältnismäßig günstig importiert werden. Der heutige Nahe Osten zählte in jenen Jahren zu den Hauptlieferanten des begehrten Materials. Vermengt mit dem heimischen Flachs ergab sich nun ein Gewebe, unempfindlich und beständig, das künftig die Wirtschaft im mittleren Schwaben dominieren sollte. Barchent hieß der neue Zauberstoff und die Webereien wuchsen nur so aus dem Boden.

    In Weißenhorn gab es eine Barchentschau

    Die räumliche Anordnung der Gebäude wurde über die Jahrhunderte beibehalten: Die Untere Straße in Buch, wie sie heute aussieht.
    Die räumliche Anordnung der Gebäude wurde über die Jahrhunderte beibehalten: Die Untere Straße in Buch, wie sie heute aussieht. Foto: Ralph Manhalter

    Charakteristisch hierfür waren die einheitlich aufgereihten Giebelfronten der Handwerkerhäuser, abseits des Dorfzentrums. Diese Bauweise ist besonders gut noch in Bubenhausen zu beobachten, aber auch in Buch verblieb mit der Unteren Gasse ein repräsentativer Straßenzug. Wenn auch durch verschiedene An- und Neubauten der ursprüngliche Charakter nicht mehr in Reinform vorhanden ist, so lässt das Ensemble der steilen Satteldächer immer noch die frühere Funktion der Anwesen erkennen. Natürlich stammen die Häuser und Höfe nicht mehr aus der Fugger’schen Ära, jedoch wurde durch die Jahrhunderte die räumliche Anordnung beibehalten.

    Für einige Jahrzehnte existierte in Weißenhorn eine eigene Barchentschau, wo potenzielle Käufer die Ware begutachten und auch erwerben konnten. Aus politischen Gründen im Rahmen der konfessionellen Kriege des 16. Jahrhunderts musste diese allerdings schon bald schließen. Die Reichstadt Ulm saß am längeren Hebel, sodass folglich die Weber im Rothtal den längeren Weg in die Münsterstadt in Kauf nehmen mussten.

    In diese Zeit fällt auch ein Streit mit dem Nachbarort Obenhausen: Zwischen 1551 und 1563 klagte Letzterer über die Benutzung der Wiesen oberhalb der heutigen Hetzenmühle durch die Bucher zum Zwecke des Flachsröstens. Schon damals waren sich offenbar die beiden Nachbarorte nicht immer grün.

    Der Name Fugger war seit jeher mit dem Weberhandwerk verbunden. War es doch ein Hans Fucker, welcher im Jahr 1368 aus dem Dorf Graben im Lechfeld in die nahe Großstadt einwanderte. Dabei war dieser bei Weitem nicht der arme Landweber, der sein Glück nach dem Motto „Stadtluft macht frei“ in Augsburg suchte. Vielmehr fungierte er, wie neuere Untersuchungen belegen, als Handelsvertreter seines Vaters, welcher in Graben bereits einen kleinen Handwerksbetrieb geführt hatte.

    Recht schnell etablierte sich Hans Fugger, wie er sich nun selbst schrieb, sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich. Durch Heiraten in die Führungsschicht der Reichstadt öffneten sich für ihn allmählich die Tore zu Einfluss und Macht. Bei seinem Tode um 1408 hinterließ er seinen Söhnen bereits ein beträchtliches Vermögen.

    Schließlich war es Hans Enkel Jakob Fugger, welcher sich einen zu damaliger Zeit immensen Reichtum anhäufen konnte. Bankier der Kaiser und Päpste wurde er genannt. Vorausschauend wie ein guter Kaufmann setzte Jakob jedoch nicht nur auf das Textilwesen. Bergbau in Tirol und Ungarn gehörten ebenso zum Fugger’schen Imperium wie eben der allmähliche Erwerb von Herrschaften. Man weiß ja nie ...

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