Das Drama um vier gesunde Kastanien an der Auer Straße in Bellenberg ist nun unrühmlich zu Ende gegangen: Am Mittwoch hat sie der gemeindliche Bauhof gefällt. Dem lag ein bei zwei Gegenstimmen gefasster Beschluss des Gemeinderats zugrunde – dabei war das Thema von Anfang an strittig. Ausgelöst wurde alles durch den Antrag eines Anwohners, den dieser aber, wie berichtet, zuletzt wieder zurückgezogen hat.
Kastanien beschädigen geparkte Autos in Bellenberg
Die Vorgeschichte ist etwas länger: Eine Firma hatte bereits in den Vorjahren beantragt, die auf Gemeindegrund wachsenden Kastanienbäume zu fällen. Sie befinden sich an der Auer Straße zwischen Radweg und den Firmenparkplätzen des Anliegers. Dieser beklagte, dass herabfallende Kastanien die parkenden Autos beschädigen würden. Darauf hatte der Gemeinderat seinem letzten Antrag zum Fällen der Bäume mehrheitlich nachgegeben.
Die Entscheidung fiel nicht ohne Diskussionen. Gegner führten den Naturschutz als Argument an und auch, dass sie in Bellenberg keine Präzedenzfälle schaffen wollten. Letztlich hatte der Gemeinderat aber das wiederholte Anliegen des Anwohners ernst genommen und dem Umlegen der gesunden Bäume zugestimmt.
Dann die plötzliche Kehrtwendung: In der jüngsten Gemeinderatssitzung ließ der Firmeninhaber mitteilen, dass er sich wegen der geplanten Fällungen massiven Anfeindungen ausgesetzt sehe. Der Fall schlug in Bellenberg tatsächlich hohe Wellen. Viele Bürger sprachen sich vehement gegen die geplante Maßnahme aus. Der Firmeninhaber kündigte an, seinen Antrag zurückzuziehen und mit seinem Betrieb aus Bellenberg wegzugehen. Die Mitteilung überraschte die Räte. Der Grund für das Fällen aber erschien hinfällig.
Naturschützer erzürnt über Vorgehen der Gemeinde Bellenberg
So jedenfalls sieht es Franz Zeller, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz: „Wird der Antrag zurückgenommen, ist dem Beschluss doch die Grundlage entzogen, davon gehe ich eigentlich aus.“ Jedenfalls habe ihn Bürgermeisterin Susanne Schewetzky (CSU) vom Rückzug des Antragstellers informiert und dass sie dies auch dem Bauhof so mitteile. Zeller habe damit gerechnet, dass sich der Gemeinderat mit dem Thema neu auseinandersetze. Er findet: „Zumindest hätte mit dem Fällen bis Herbst gewartet werden können, ob sich an den Verhältnissen tatsächlich etwas ändert und ein etwaiger neuer Anlieger an den 20 Jahre alten Kastanien keinen Anstoß nimmt“, so der Vogelschützer. Die nun an den Tag gelegte Vorgehensweise sei für ihn „völlig unverständlich, einfach schleierhaft“.
Auf Anfrage stellten Zweiter Bürgermeister Gerhard Schiele (SPD) und Dritter Bürgermeister Abdo de Basso (CSU) – stellvertretend für die erkrankte Susanne Schewetzky – die Sicht der Verwaltung dar: Die Kommune sei verantwortlich, durch herabfallende Kastanien angerichtete Schäden, etwa an parkenden Autos, zu bezahlen. Nicht zu leugnen sei auch, dass die Hinterlassenschaften der Kastanien auf dem Radweg bei feuchter Witterung eine Rutschgefahr darstellten. Sei es für die Radler oder die Senioren mit ihrem Rollator.
![Vor wenigen Wochen sah es an der Auer Straße noch so aus. Nun sind die Kastanien weg. Vor wenigen Wochen sah es an der Auer Straße noch so aus. Nun sind die Kastanien weg.](https://images.mgpd.de/img/101360044/crop/c1_1-w100/2026834214/1122363662/copy20of20dsc8805tif.jpg)
Als Bürgermeister sei er dazu verpflichtet, Beschlüsse des Gemeinderates umzusetzen, sagte Schiele. Aus Gründen des Vogelschutzes mussten die Bäume noch im Februar gefällt werden, daher das schnelle Vorgehen. „Im Herbst wären wir wieder vor dieser Frage gestanden, leider stellen sich manche Probleme erst 20 Jahre später heraus“, so Schiele.
Ausgleich für die gefällten Bäume in Bellenberg
De Basso ergänzte: „Mit der Zeit nimmt auch die Teerdecke der Straße Schaden, damals wurden einfach die falschen Bäume gepflanzt.“ Dies werde zeitnah mit einer adäquaten Nachpflanzung ausgeglichen, versicherte Schiele. Für weiteren Ausgleich sollen acht neue Bäume auf der benachbarten Streuobstwiese sorgen. Ob die an der Auer Straße sitzende Firma nun tatsächlich wegziehe, darüber sei im Rathaus nichts bekannt, hieß es.
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