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Babenhausen: Was Babenhausen vor Hochwasser schützen soll

Babenhausen

Was Babenhausen vor Hochwasser schützen soll

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    An der Stelle im südlichen Babenhausen, an der sich Günz und Mühlbach trennen, soll sich etwas ändern.
    An der Stelle im südlichen Babenhausen, an der sich Günz und Mühlbach trennen, soll sich etwas ändern. Foto: Sabrina Schatz (1), Zweckverband Hochwasserschutz Günz

    Mit Neugier haben die Anlieger der Günz und des Mühlbachs in Babenhausen die Marktratssitzung am Mittwochabend erwartet. Einige Zuhörer fanden sich dazu im Rathaus ein. Sie haben die Überschwemmungen im Mai noch vor Augen – und auch die Ungewissheit und Sorge darüber, ob ihre Häuser von Schäden verschont bleiben oder nicht. In der Sitzung wurden nun die mit Hoffnungen verbundenen Pläne für den innerörtlichen Hochwasserschutz vorgestellt. Stefanie Kienle, Leiterin der Neubauabteilung am zuständigen Wasserwirtschaftsamt (WWA) Kempten, erläuterte die einzelnen Maßnahmen und stand Rede und Antwort. Denn kritische Stimmen ließen nicht lange auf sich warten.

    Wie berichtet, waren die Haushalte nahe der Gewässer in Babenhausen in der Vergangenheit mehrfach von Überflutungen betroffen gewesen, etwa die Fabrikstraße sowie die Bereiche Lindenberg und Im Tafelmahd (mehr dazu lesen Sie hier: Hochwasser hält Feuerwehren auf Trab). Verheerend war das Hochwasser 2002, als Schäden in Höhe von etlichen Tausend Euro entstanden. So etwas darf nicht mehr passieren, fordern die Babenhauser seither. Für einige lassen die Maßnahmen zum Hochwasserschutz viel zu lange auf sich warten. Dazu zählt sich Rat Josef Deggendorfer (Freie Wähler), der in der Sitzung seinem Unmut Luft machte: „Wir akzeptieren nicht mehr, dass man uns seit 30 Jahren hinhält.“ Es gehöre „Dampf gemacht“.

    Im Fokus der präsentierten Pläne steht die Stelle nahe der Fabrikstraße, an der sich Mühlbach und Günz trennen. Die Gewässer fließen danach jeweils in Richtung Ortsmitte. In diesem Bereich befindet sich bisher ein Streichwehr.

    DrosselbauwerkWie Stefanie Kienle vom WWA auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte, fließt derzeit bei hohem Wasserstand wegen der Strömung mehr Wasser in den Mühlbach, als dieser verträgt. Ein Drosselbauwerk soll Abhilfe schaffen. „Damit soll die Menge, die in den Mühlbach fließt, begrenzt werden.“ Das Bauwerk hat dem Plan zufolge im Querschnitt die Form eines Rechtecks und einen Dammbalkenverschluss, der mithilfe eines Autokranwagens heruntergelassen werden kann. Durch das

    Rampe Das Wasser, welches das Drosselbauwerk zurückhält, soll dann über eine steinerne Rampe in die abzweigende innerörtliche Günz fließen. Sie wird das bisher dort befindliche Streichwehr ersetzen. Die Rampe ist laut Plänen 25 Meter lang und 26 Meter breit. Die Neigung liegt bei 1:8, was einem Gefälle von 12,5 Grad entspricht. Welchen Vorteil die Rampe hat? Kienle erklärte gegenüber unserer Redaktion, dass eine Rampe naturnaher und teilweise durchgängig für Fische sei und zudem weniger Unterhalt bedarf. Auf den Hochwasserschutz habe sie keinen Einfluss.

    Altarm der GünzEine weitere, geplante Änderung betrifft den „Altarm“ der Günz. Dieser verläuft westlich des Flusses und ist derzeit nicht mehr mit diesem verbunden. Er war im Rahmen der Günzkorrektur abgetrennt worden. Es handele sich um ein stehendes Gewässer, das aber ein leichtes Gefälle nach Norden hin habe, so Kienle.

    Der Altarm wird wieder mit der Günz verbunden. Dazu soll zwischen Babenhausen und Weinried ein Entnahmebauwerk zur Öffnung des Bestands entstehen. Zudem wird ein Fließgerinne, also ein schmaler Bachlauf, teils neu angelegt. Weiter in Richtung Babenhausen wird dann die Struktur des bestehenden Altarms aufgenommen. Eine Fischaufstiegsanlage – die an sich nichts mit dem Hochwasserschutz zu tun hat – ist Kienle zufolge vorgesehen. Am Fuß der geplanten Rampe soll dieser Bachlauf wieder in die Günz münden. Die nicht bebaute Fläche zwischen der Günz und deren Altarm werde nicht verändert.

    Zeitplan Die WWA-Mitarbeiterin sagte, dass die Pläne vor August im Landratsamt eingereicht werden sollen. „Wie lange das Genehmigungsverfahren dauert, kann ich nicht sagen.“ Vorgesehen sei, Anfang oder Mitte 2020 in die Ausschreibung zu gehen. Die Kosten bezifferte sie nicht. Der Freistaat und die Gemeinde würden sich die Aufwendungen für das Drosselbauwerk jeweils zur Hälfte teilen. Die Rampe und die Fischaufstiegsanlage finanziere der Freistaat.

    Wirkung Kienle betonte, dass der innerörtliche Hochwasserschutz in Babenhausen für sich alleinstehend bei einem kleineren und mittleren Hochwasser Verbesserungen bringen wird. Die Überschwemmungen im Mai galten ihr zufolge als kleineres Hochwasser. Im Falle eines 100-jährigen Hochwassers entfalten die Babenhauser Maßnahmen hingegen die volle Wirkung erst, wenn auch die geplanten fünf Rückhaltebecken im Günztal gebaut sind. Das heißt: Bei einem 100-jährigen Hochwasser ist ein Zusammenspiel der innerörtlichen Maßnahmen in den Günztalgemeinden und der fünf Rückhaltebecken erforderlich.

    In Eldern entsteht das erste der geplanten fünf Hochwasserrückhaltebecken.
    In Eldern entsteht das erste der geplanten fünf Hochwasserrückhaltebecken.

    Wie berichtet, wird derzeit das erste dieser Becken in Eldern bei Ottobeuren gebaut. Für zwei weitere, in Frechenrieden und Engetried, sei die Planung fortgeschritten. Die Becken entstehen der Reihe nach von Süden nach Norden. Beim innerörtlichen Hochwasserschutz ist das umgekehrt: Die Maßnahmen erfolgen zunächst in Deisenhausen im Norden, danach werden sie Schritt für Schritt in südlicher gelegenen Gemeinden eingeleitet. Diese Vorgehensweise beschloss der Zweckverband Hochwasserschutz Günztal laut Bürgermeister Otto Göppel (CSU).

    Anmerkungen Kritisiert wurde, dass zum Herunterlassen des Dammbalkenverschlusses am Mühlbach ein Kranwagen benötigt würde. „Das funktioniert nicht mit der Zufahrt, das sollte man prüfen“, sagte Martin Gleich (CSU). Armin Schröter (Freie Wähler) fragte außerdem, wer sich darum kümmern werde, dass der Weg frei bleibt. Die Sicherung des direkten Zugangs zum Drosselbauwerk fällt laut Kienle in den Aufgabenbereich des WWA. Weiteres sei noch zu klären.

    Rat Josef Deggendorfer äußerte die Befürchtung, dass die geplanten Maßnahmen nicht ausreichen. Unter anderem zweifelte er den Einfluss von Rückhaltebecken, die sich viele Kilometer entfernt befinden, auf die Situation in Babenhausen an. Der Fuggermarkt habe schon viele Pläne auf dem Tisch liegen gehabt. Ihm fehlten konkrete Aussagen. „Das Image der Behörde bröckelt“, so seine Meinung.

    Dritter Bürgermeister Christian Pfeifer (CSU) betonte, dass eine schnellstmögliche Umsetzung für den Markt entscheidend sei. Und einen anderen Aspekt sprach er an: „Wir haben nicht nur die Günz und den Mühlbach, sondern auch andere Gewässer wie das Reichauer Bächle. Das darf man nicht vergessen.“ Bürgermeister Göppel erinnerte daran, dass für Gewässer dritter Ordnung – für die die Gemeinde zuständig ist – ein eigenes Konzept erstellt wurde. In der Marktratssitzung am Mittwoch, 10. Juli, sollen dessen Ergebnisse präsentiert werden.

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