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Babenhausen: Vom Zimmermädchen zur Theaterchefin

Babenhausen

Vom Zimmermädchen zur Theaterchefin

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    Gabriele Waltenberger feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Außerdem leitet sie seit 40 Jahren den Babenhauser Theaterverein als stellvertretende und später Erste Vorsitzende.
    Gabriele Waltenberger feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Außerdem leitet sie seit 40 Jahren den Babenhauser Theaterverein als stellvertretende und später Erste Vorsitzende. Foto: Fritz Settele

    Wenn sich am Samstag, 17. März, im Babenhauser Theater am Espach der Vorhang zur Premiere des Stücks „Im Himmel ist kein Zimmer frei“ hebt, feiert Gabriele Waltenberger ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Die Illertisser Zeitung hat sich mit ihr über die Leidenschaft zum Schauspiel unterhalten.

    Frage: Frau Waltenberger, Sie feiern in diesem Frühjahr Ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Können Sie sich noch an das erste Stück erinnern?

    Gabriele Waltenberger: Selbstverständlich. Als 17-Jährige – womit mein Alter auch geklärt wäre – durfte ich 1968 erstmals im Kreis der renommierten Schauspieler mitwirken, nämlich als Stubenmädchen Anna in dem Stück „Der wahre Jakob“. Und dabei handelte ich mir gleich meinen ersten größeren Rüffel des etwas kauzigen Regisseurs ein. Ich hätte nämlich meine Rolle zu sehr im Sinne „Dame des Hauses“ interpretiert.

    Frage: Wie oft standen Sie seitdem in Babenhausen auf der Bühne?

    Waltenberger: An 28 von 29 Stücken spielte ich mit. Lediglich einmal pausierte ich, da berufliche Prüfungen anstanden. Selbst als ich beruflich in Berlin tätig war, konnte mich das nicht vom Mitspielen in Babenhausen abhalten.

    Frage: Und welche Rollen spielten Sie über all die Jahre hinweg?

    Waltenberger: Vom Hausmädchen über die tugendsame Ehefrau bis hin zu einer dominierenden Dame des Hauses. Doch schon bald schlüpfte ich auch in die Rolle eines Vamps, der die Männerwelt in Aufruhr versetzte.

    Frage: Dabei geizten Sie nicht mit weiblichen Reizen. Und das zur damaligen Zeit...

    Waltenberger: Das stimmt. Aber damit hatte ich nie ein Problem, auch nicht die Männer im Publikum. Eher schon deren Ehefrauen.

    Frage: Und doch gab es ein „Skandalstück“.

    Waltenberger: Aber nicht wegen mir. In dem Stück „Hier sind Sie richtig“, suchte eine von mir gespielte Malerin ein männliches Modell. Und in der Schlussszene standen dann vier Männer nur mit Unterhose bekleidet auf der Bühne. Schnell wurde das Stück als jugendverderbender Fleischmarkt eingestuft. Ob das wohl auch geschehen wäre, wenn die Models weiblich gewesen wären, lasse ich einmal offen.

    Frage: Wie kamen Sie eigentlich als junge Frau zum Schauspiel?

    Waltenberger: Die Freude am Theater wurde mir praktisch in die Wiege gelegt. Mütterlicherseits hatten Familienmitglieder Theaterabos beim Memminger Theater und nahmen mich schon als Mädchen mit. Als Siebenjährige sah ich „Der Nebel“ im Theater am Espach und bat ‚Tante Mariechen‘, in Babenhausen besser bekannt als Schliefers Marie, auch einmal mitspielen zu dürfen – was dann auch mit ihrer Mithilfe rund zehn Jahre später geschah. Doch auch in meiner Internatszeit zuvor spielte ich in der Schule bereits bei kleinen Theaterstücken oder Sketchen mit.

    Frage: Gab es auch eine Traumrolle?

    Waltenberger: Wenn Sie mich so direkt fragen, dann war das sicherlich meine Rolle in unserem letzten Stück, nämlich „Was dem Einen recht ist“, das stark autobiografische Züge aufwies. In der Schlussszene schlüpfte ich in die Rolle von Hildegard Knef und sang erstmals auf der Bühne, nämlich „Für mich soll’s’ rote Rosen regnen“.

    Frage: Der tosende Applaus führte dazu, dass Sie die Ihre Ankündigung, das Theaterspielen an den Nagel zu hängen, widerriefen?

    Waltenberger: Das spielte sicherlich mit eine Rolle. Allerdings bin ich eine Schauspielerin mit Herzblut und spiele aus Leidenschaft. Die Bühne faszinierte mich von klein auf. Allerdings fordert inzwischen das Alter auch seinen Tribut. So muss ich mich diszipliniert an die Rolle heranarbeiten und übe stets nach dem Frühstück, fast jeden Tag, knapp eine Stunde lang meinen Text.

    Frage: Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Sie in diesem Jahr auch ein weiteres Jubiläum feiern können?

    Waltenberger: Eigentlich nicht.

    Frage: Sie tragen seit 40 Jahren Verantwortung im Theaterverein Babenhausen: von 1978 bis 1989 als stellvertretende Vorsitzende. Seitdem – und bis heute – als Vorsitzende.

    Waltenberger: Also noch ein Fest zu feiern. Allerdings steht zuerst die Premiere unseres neuen Stücks „Im Himmel ist kein Zimmer frei“ am 17. März an.

    Frage: Wie bei vielen Vereinen leidet auch der Theaterverein an Nachwuchsproblemen. Woran liegt das?

    Waltenberger: Wir haben immer wieder junge Nachwuchsschauspieler einbezogen. Diese haben aber spätestens dann, wenn Familiengründungen oder Umzüge anstanden, ihre Theaterkarriere beendet. Zudem ist das Theaterhobby sehr zeitaufwendig. Beispielsweise stehen vor den zehn Aufführungen eines Stücks insgesamt 40 Probenabende an. In der Woche vor der Premiere praktisch jeden Tag. Bedauerlich ist zudem, dass von der Theatergruppe „Schmiere“ niemand den Weg zu uns findet. Das liegt sicherlich teilweise in früheren Gegensätzen der beiden Bühnen begründet. Ich würde mich freuen, wenn trotzdem jemand diesen Schritt wagen würde.

    Frage: Vor Kurzem machte ein Kinobesitzer klar, dass Filmvorführungen im Theater am Espach künftig nur mit Wochenendbetrieb machbar seien. Ließe sich das mit dem Schauspiel vereinen?

    Waltenberger: Das kann nicht funktionieren. Neben uns spielt auch die „Schmiere“ im Theater am Espach beziehungsweise wird das Theater auch von anderen Künstlern genutzt, nicht zuletzt während der Babenhauser Kulturtage.

    Frage: Im Fuggermarkt sind Sie vielen Leuten nur als Cheesy bekannt. Wie kamen Sie eigentlich zu diesem Spitznamen?

    Waltenberger: Das ist ganz einfach zu erklären. Meine Eltern hatten ein Geschäft, in dem Milch und Käse verkauft wurden. Und in meinen jungen Jahren fiel Martin Gleich (Anmerkung der Redaktion: heute Marktrat in Babenhausen) nichts Besseres ein, als mich Cheesy zu nennen. Und das blieb mir hängen. Allerdings habe ich damit überhaupt kein Problem.

    Interview: Fritz Settele

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