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Babenhausen: Über „Tante Peppi“ und ein berühmtes Lied: Historischer Verein gibt Buch heraus

Babenhausen

Über „Tante Peppi“ und ein berühmtes Lied: Historischer Verein gibt Buch heraus

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    Dieser Kinderfestumzug um circa 1960 zeigt die legendäre „Tante Peppi“, wie die Erzieherin im Fuggermarkt nur genannt wurde. Bei der Einweihung des Kindergartens 1928 durfte sie ein Gedicht aufsagen.
    Dieser Kinderfestumzug um circa 1960 zeigt die legendäre „Tante Peppi“, wie die Erzieherin im Fuggermarkt nur genannt wurde. Bei der Einweihung des Kindergartens 1928 durfte sie ein Gedicht aufsagen. Foto: Repro Fritz Settele

    Auf rund 200 Seiten werden Erinnerungen und Geschichten aus der Vergangenheit des Fuggermarktes wieder lebendig. Der Historische Verein Babenhausen hat den achten Band seiner „Beiträge zur Geschichte“ herausgegeben. Darin finden sich 14 Artikel aus den vereinsinternen Veröffentlichungen. Die meisten stammen aus der Feder des Heimatforschers Dieter Spindler und der Vereinsvorsitzenden Barbara Kreuzpointner, aber auch von Herbert Huber.

    Diese Feldpostkarte verschickte Georg Winter im Jahr 1917.
    Diese Feldpostkarte verschickte Georg Winter im Jahr 1917.

    Der längste Beitrag befasst sich mit dem „Alltag in Babenhausen im letzten Kriegsjahr 1918“, das unter anderem geprägt war vom sogenannten Steckrübenwinter. Erschöpfung und Kriegsmüdigkeit zeichneten diese Zeit aus. Auch Babenhausen hatte Kriegstote zu beklagen, 22 Männer ließen ihr Leben auf dem Schlachtfeld. Detailliert berichtet Spindler über die Einschränkungen für die Bevölkerung im Fuggermarkt. So gab es nur eine Halbe Bier pro Gast und Tag samt Tischtuchverbot in den Gasthäusern. Kommunionkerzen durften nicht mehr als 250 Gramm wiegen. Es galt, Stroh zu sparen, Fleischlos-Wochen einzuhalten und größere Hunde an die Front zu schicken. Notgeld druckte die Babenhauser Firma Kreuzer.

    Der achte Band der Reihe „Beiträge zur Geschichte“ ist nun erschienen.
    Der achte Band der Reihe „Beiträge zur Geschichte“ ist nun erschienen. Foto: Repro Fritz Settele

    Verlustreich waren auch die Zeiten des 30-jährigen Kriegs. Unter den Opfern befand sich Jakob Fugger. Und es gibt weitere Verbindungen zum Fürstenhaus in dieser Zeit. So heiratete die aus einem schwedischen Adelshaus stammende Sigrid Bielke im schwäbischen Nördlingen einen General. Sie ist eine Urahnin der Fürstin Gunilla, die rund 300 Jahre später in den Fuggermarkt kam und viel Anerkennung innerhalb der Bevölkerung fand. 18 Monate lang hatten die „Babenhauser Schweden“ im 30-jährigen Krieg Quartier auf dem Fuggerareal bezogen. Dort und in der Umgebung hinterließen sie allerlei Verwüstungen; „…bis alles hingewest“, so ein zeitgenössisches Zitat.

    Doch der Historische Verein schreibt in seinem achten Band nicht nur über Krieg und Elend. Ein großes Kapitel ist dem Kindergartenwesen gewidmet, das eng mit den Schwestern von Maria Stern verknüpft ist. 1928 wurde die „Kinderbewahranstalt“ in der Schulstraße eingeweiht. Einige Vorgaben, an die sich die Kinder und Eltern damals zu halten hatten: „Ordentliche Kleidung, mit einem Sacktuch versehen, Abholung vor Einbruch der Dunkelheit, keine alkoholischen Getränke dabei…“. Explizit weisen die Aufzeichnungen auf Schwester Expidita hin sowie auf die heute noch in Babenhausen bekannte „Tante Peppi“.

    Ein Kapitel beschäftigt sich mit dem zweitältesten Verein Babenhausens

    Ein großer Beitrag ist der Künstlerfamilie Stury, speziell Wilhelm Stury, gewidmet. Zahlreiche Kirchenausmalungen im schwäbischen Raum gehen auf ihn zurück. Allerdings ist auch überliefert, dass er im Lohnauftrag den Babenhauser Totentanz in der Friedhofskapelle übermalt hatte.

    Das älteste Bild im Buch zeigt Mitglieder der Liedertafel im Jahr 1873.
    Das älteste Bild im Buch zeigt Mitglieder der Liedertafel im Jahr 1873. Foto: Repro Fritz Settele

    Ein weiteres Kapitel dieses Bandes beschäftigt sich mit dem zweitältesten Verein Babenhausens, der 1843 gegründeten Liedertafel. Ursprünglich diente sie „zur Pflege und Ausbildung des mehrstimmigen Männergesangs“ – und dabei blieb es über ein Jahrhundert lang. So wurde bei der Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg ein gemischter Chor mehrheitlich abgelehnt. Erst rund zehn Jahre später öffnete sich die Liedertafel für weibliche Mitglieder. Eng verknüpft mit der Liedertafel waren die Mitglieder der Familie Jochum, aber auch Fritz Fahrenschon. Er war mehr als 40 Jahre Chorleiter und maßgeblich an der Uraufführung des musikalischen Totentanzes, an Schlosskonzerten und Aufführungen mit dem BayerischenRundfunk beteiligt.

    Doch auch die bildenden Künste finden sich im achten Historischen Band wieder. So wird die Babenhauser Handwerkskunst im Rokoko am Beispiel der Wallfahrtskirche in Matzenhofen verdeutlicht. Mehrere Kapitel widmen sich auch Sandsteinepitaphen in Babenhauser Kirchen. Zwei spätgotische Exemplare „für herausragende Persönlichkeiten“ stehen in der Pfarrkirche Sankt Andres. Dort kamen bei der Öffnung des Fußbodens im Chorraum zwei aus der Barockzeit stammende, teilweise zerbrochene Exemplare zum Vorschein.

    Dieter Spindler erinnert in einem eigenen Kapitel an den heutigen Stadtheiligen Wiens, den Redemptoristenpater Clemens Maria Hofbauer, der 1805 mit elf Mitbrüdern in den Fuggermarkt kam, aber 1807 „regelrecht vertrieben“ wurde. Einen schweren Stand hatten auch die ersten evangelischen Christen in der katholischen Herrschaft Babenhausen. Ihre Gottesdienste hielten sie zunächst im Rathaus ab. Nach dessen Brand zogen sie 1947 in die Friedhofskapelle um, ehe sie 1995 im eigenen Gemeindehaus eine Heimat fanden. Zu guter Letzt erfährt der Leser noch, was das weltbekannte Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“ mit Babenhausen zu tun hat.

    Buchhandel: Den achten Band der „Beiträge aus der Geschichte“ des Historischen Vereins Babenhausen gibt es in der Papeterie Dilger und „Bei Elke“. Das Buch kostet 15 Euro. Auch die anderen Bände können dort erworben werden, wobei der erste Band vergriffen ist.

    Lesen Sie dazu auch:

    Warum „Ihr Kinderlein kommet“ auf Babenhauser Papier geschrieben wurde

    Clemens Maria Hofbauer: Als ein Heiliger in Babenhausen lebte

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