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Babenhausen: Schluss mit Slalomfahren: Wie Babenhausen barrierefreier werden soll

Babenhausen

Schluss mit Slalomfahren: Wie Babenhausen barrierefreier werden soll

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    „Kopfsteinpflaster ist die Hölle“: Wer auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen ist, weiß von Hürden, die andere gar nicht wahrnehmen.
    „Kopfsteinpflaster ist die Hölle“: Wer auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen ist, weiß von Hürden, die andere gar nicht wahrnehmen. Foto: Sabrina Schatz

    Auf dem Weg zum Babenhauser Rathaus wird mancher ordentlich durchgeschüttelt. „Kopfsteinpflaster ist die Hölle“, da sind sich die Frauen und Männer einig, die auf eine Gehhilfe angewiesen sind. Und dann erst die wuchtige Tür des Gebäudes. Man habe keine Chance, sie allein aufzudrücken, sagt ein Mann, der im Rollstuhl sitzt. „Ich würde die Stufen dort wohl rückwärts runterrollen.“ Und dann fehlt da noch eine öffentliche behindertengerechte Toilette...

    Allein der Gang ins Rathaus stellt einzelne Babenhauser vor Probleme – dort, wo die Türen für die Bürger eigentlich, bildhaft gesprochen, offen stehen sollten. Dass das tatsächlich der Fall ist, wollte die Verwaltung nun demonstrieren: Marktbaumeister Reinhard Liedel folgte einer Einladung des Seniorenbeauftragten Manfred Lingens. Dieser organisierte ein Treffen mit Menschen mit Beeinträchtigung. Diese hatten die Chance, dem Verwaltungsmitarbeiter persönlich aus ihrem Alltag zu berichten – insbesondere über die Hürden, die sie auf öffentlichen Wegen zu bewältigen haben. Sei es, wenn sie Kartoffeln auf dem Wochenmarkt kaufen wollen oder einen Arzt besuchen müssen.

    Ziel war es, gemeinsam Lösungen zu finden – und so Hemmnisse zu beseitigen, wie Lingens hoffte –, um Babenhausen ein Stück barrierefreier zu machen. Den Seniorenbeauftragten, der auch Vorsitzender der Initiative „Bürger unterstützen Senioren“ (BuS) ist, hatten vorab bereits einige Schilderungen in Wort und Bild erreicht. An der Zusammenkunft selbst nahmen rund 15 Frauen und Männer teil.

    Betroffene fordern: Parksünder sollen zur Kasse gebeten werden

    Darunter Beatrix Käßmeyer. Sie ist Friedhofsreferentin im Marktrat und war so die richtige Adresse für folgende Anregung: Auf den gekiesten Wegen auf dem Friedhof kämen Besucher mit Rollstuhl und Rollator nur mit Mühe voran. „Da hängt man fest“, sagte eine Seniorin, die auf einen Gehwagen angewiesen ist, und erhielt Zustimmung. Käßmeyer und Liedel nahmen diesen Hinweis dankend an und überlegten gemeinsam, die Wege künftig mit einer festen Schicht und nur wenig Splitt zu versehen.

    Ein großes Anliegen waren den Anwesenden die Gehwege im Fuggermarkt. Denn häufig seien diese blockiert, sodass die Betroffenen ihre Rollatoren wie bei einem Slalomlauf an den Hindernissen vorbeischieben müssten. Solche Hürden können etwa Reklameschilder oder vor Geschäften präsentierte Waren sein, auch Mülltonnen und verschobene Stühle im Außenbereich einer Gastronomie. Oder Hecken, die weit in den öffentlichen Weg hineinwuchern. Wegen Letzteren will die Gemeinde laut Liedel die jeweiligen Grundstücksbesitzer anschreiben. Außerdem wies er darauf hin, dass Anwohner Pflichten hätten – etwa im Winter, wenn sich Schnee am Grundstück häuft. Der Bauhof komme an manchem Wintermorgen schlichtweg nicht mit dem Räumen hinterher – er bat um etwas Geduld.

    Ein Ärgernis sind aus Sicht der Betroffenen die Autos und Lieferwagen, die bisweilen auf Fußwegen parkten. Brennpunkte seien zum Beispiel Bereiche „Auf der Wies“ und am Marktplatz, die Schulstraße und Teile der Alpenstraße. Senioren forderten, dass Parksünder regelmäßiger zur Kasse gebeten werden. Dasselbe gelte für Menschen ohne Behindertenparkausweis, die extra dafür reservierte Stellplätze – von denen ohnehin zu wenige im Ortskern vorhanden seien – blockierten. Und auch Radfahrer, die verbotenerweise auf Gehwegen fahren, sollten belangt werden. Lingens: „Ich bin auch bereit, entsprechende Schilder zu stiften.“ Laut Liedel ist die Ahndung Sache der Kommunalen Verkehrsüberwachung. Auch er ist der Meinung, dass Strafzettel einen „Lerneffekt“ haben könnten.

    Straße "Am Espach" ist aus Sicht der Betroffenen ein Brennpunkt

    Parkplätze mit diesem Symbol sind Menschen vorbehalten, die einen entsprechenden Ausweis besitzen.
    Parkplätze mit diesem Symbol sind Menschen vorbehalten, die einen entsprechenden Ausweis besitzen. Foto: Jordan

    Eine „Katastrophe“ nannte eine Seniorin die Straße an der Jugendbildungsstätte. Einerseits wegen der am Rand geparkten Autos, andererseits wegen der Schlaglöcher. Und dabei werde gerade diese Strecke häufig von Senioren genutzt – denn in der Nähe befinden sich das Seniorenwohnheim, die Tagespflege, das Theater am Espach und, etwas weiter entfernt, der Friedhof. Liedel stimmte zu: „Die Straße ist in einem desolaten Zustand.“ Er sei zuletzt auf dem Fahrrad durch Babenhausen gefahren und habe die Zustände der Straßen kategorisiert. Eine Rolle spielte die Fahrbahn, aber auch das Wassernetz und die Kanalisation. Herausgekommen sei eine Prioritätenliste, die nun Basis für Entscheidungen sein soll, welche Strecken wann saniert werden. Die Straße „Am Espach“ habe eine „Dringlichkeit“, selbst wenn der Kanal nicht schlecht aussehe.

    Bauliche Veränderungen seien auch an manchen Randsteinen ratsam: An Übergängen sollten diese abgeschrägt sein, so der Wunsch. Lingens ging noch weiter: Er regte an, jeweils eine Straßenseite rollstuhlgerecht zu gestalten. Liedel sagte, dass dabei stets Regeln beachtet werden müssten. Er verwies zudem auf die Rechbergstraße, die heuer saniert werden soll und bei deren Neugestaltung auf Barrierefreiheit geachtet worden sei.

    Zurück zum Rathaus: Liedel stimmte zu, dass dessen Barrierefreiheit in Zukunft gewiss verbessert werden müsse. Stichwort: Aufzug. Als erste kleine Hilfe erhielten die Anwesenden einen Tipp: Es gibt eine Klingel. Mitarbeiter könnten die schwere Tür dann öffnen.

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