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Babenhausen: Schildbürgerstreich: Ärger um Tafel in Babenhausen

Babenhausen

Schildbürgerstreich: Ärger um Tafel in Babenhausen

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    Sie sollen Durchreisende auf den Markt Babenhausen und dessen Wahrzeichen, das Fuggerschloss, aufmerksam machen: die braun-weißen Schilder am Rande der A7 und A96. Nun sorgt eine Tafel für Unmut.
    Sie sollen Durchreisende auf den Markt Babenhausen und dessen Wahrzeichen, das Fuggerschloss, aufmerksam machen: die braun-weißen Schilder am Rande der A7 und A96. Nun sorgt eine Tafel für Unmut. Foto: Wilhelm Schmid

    Es ist eine dieser Geschichten, über die man den Kopf schütteln kann. Vielleicht auch schmunzeln, ginge es nicht um eine Menge Geld. Steuergeld. Und so ärgert sich der Babenhauser Marktrat nun auch gehörig. „Was da abgelaufen ist, ist fast schon ein Schildbürgerstreich“, findet Bürgermeister Otto Göppel. Das ist wörtlich zu nehmen: Denn es geht in der Tat um ein Schild. Ein braun-weißes, auf dem das Fuggerschloss abgebildet ist. Es steht neben der Autobahn A7 oder besser gesagt: stand. „Da kann man doch nur sagen: Bananenrepublik Deutschland“, kommentiert Marktrat Martin Gleich die Sache.

    Doch von vorn. Seit ein paar Jahren stehen an der A7 und A96 vier „touristische Unterrichtungstafeln“, so ihr offizieller Name, die auf das Babenhauser Schloss hinweisen. Sie sollen Durchreisende in die Unterallgäuer Marktgemeinde locken. Diese Werbung hatten sich die Babenhauser einiges kosten lassen. Gemeinde, Touristikverein, Gewerberegion und Fürstenfamilie Fugger setzten sich gemeinsam dafür ein, dass die braun-weißen Schilder aufgestellt werden. Ein einziges kostete fast 12000 Euro.

    Vor Kurzem aber hat den Markt eine Nachricht der Autobahndirektion Südbayern erreicht: Die Tafel an der A7 bei Berkheim müsse entfernt werden, hieß es darin. Das ist ihr gutes Recht. „Als Begründung wurde eine Vielzahl von Baumaßnahmen im Vorgriff auf den sechsspurigen Ausbau der A7 genannt“, berichtet Göppel. Allerdings ist es nun offenbar nicht mehr möglich, das Schild in der Nähe seines bisherigen Standorts wieder aufzustellen. Die Lesbarkeit der neu errichteten, wegweisenden Schilder wäre nicht gewährleistet, argumentiert die

    Dem Schreiben zufolge wurde zwar nach Alternativen zwischen dem Autobahnkreuz Memmingen und der Ausfahrt Berkheim gesucht – jedoch ohne Erfolg. Man habe „keine geeigneten und richtlinienkonformen Lösungen“ finden können, hieß es. Denn Mindestabstände müssten eingehalten werden: 1000 Meter zu blauer und 250 Meter zu brauner und weißer Beschilderung. „Das braune Schild lenkt auch ab bei zu engem Abstand“, so Tobias Ehrmann, Leiter der Dienststelle Kempten der Autobahndirektion Südbayern, auf Nachfrage.

    Wo soll das Schild künftig stehen?

    Ansprüche kann Babenhausen nun nicht stellen. Denn in einer Erklärung steht laut Bürgermeister Göppel geschrieben: „Erfordern straßenbauliche Veränderungen beziehungsweise eine andere vorrangige Beschilderung eine ersatzlose Demontage der touristischen Beschilderung, besteht für den Antragsteller kein Anspruch auf Entschädigung.“ Der Rathauschef sagt dazu: „Wir wollen ja auch kein Geld, sondern dass man es wieder aufstellt.“

    Denn für die insgesamt vier Tafeln hat die Gemeinde 2011 rund 26000 Euro hingelegt. Auch das Haus Fugger, der Touristikverein und die Gewerberegion haben Geld beigesteuert. Insgesamt standen für die vier Schilder rund 47000 Euro in Rechnung. So wollte die Gemeinde die Sache nun auch nicht auf sich sitzen lassen. Göppel erzählt: „Als Alternativstandort habe ich vorgeschlagen, das Schild an der Ausfahrt Altenstadt aufzustellen.“ Die Rückmeldung dazu dürfte den Blutdruck wohl abermals in die Höhe getrieben haben.

    Zwar wäre es nach Auskunft der Autobahnmeisterei Memmingen grundsätzlich möglich, das Schild vor der Ausfahrt Altenstadt, im Bereich der Raststätte Illertal Ost in Fahrtrichtung Ulm, aufzustellen. Jedoch könne die bei Berkheim entfernte Tafel nicht mehr verwendet werden. Die Vorgaben zur Größe hätten sich zwischenzeitlich geändert. Eine neue Tafel müsste folglich am neuen Standort aufgestellt werden. Die Kosten für Schild und Aufstellung: 10000 bis 15000 Euro.

    Markträte: "Bevor das alte Schild verschrottet wird, holen wir es nach Babenhausen"

    Hinzu kommt, dass von der Anschlussstelle Altenstadt aus keine Schilder den Weg nach Babenhausen weisen. Würde dort eine „Fuggerschloss“-Tafel aufgestellt, müsste auch eine „Folgewegweisung im nachgeordneten Straßennetz“ angebracht werden – was zunächst mit dem Landratsamt zu klären wäre und wiederum mit Kosten für den Markt verbunden sein könnte. Die Aufstellung der Tafel bei Altenstadt müsste Babenhausen dann auch beim baden-württembergischen Regierungsbezirk Tübingen beantragen, weil dieser Bereich der A7 aktuell, bis 2021 nach einer Reform, in dessen Zuständigkeit fällt.

    Für die Markträte ist die ganze Sache ein Unding. Sie schimpfen in ihrer jüngsten Sitzung über die Bürokratie, die aus ihrer Sicht „typisch deutsch“ sei. „Das sind Steuergelder, die da verschwendet werden“, heißt es mehrmals. Wegen „ein paar Zentimeter hin oder her“ müsste doch keine neue Tafel produziert und errichtet werden – zumal die bestehenden ja auch stehen blieben. Eine Idee lautet: „Bevor das alte Schild verschrottet wird, holen wir es nach Babenhausen und stellen es als Mahnmal des Bürokratismus auf.“ Bevor es soweit kommt, möchten die Räte aber einen Vorschlag des Zweiten Bürgermeisters Dieter Miller prüfen lassen: Ob es möglich ist, die Tafel bei Illertissen in Richtung Norden aufzustellen. In südlicher Richtung befindet sich bereits eine weitere der vier „Fuggerschloss“-Tafeln. Auch die Folgebeschilderung ist dort vorhanden.

    Tobias Ehrmann von der Autobahndirektion Südbayern sagt gegenüber unserer Redaktion, dass dies durchaus geprüft werden könne. Jedoch sei auf der A7 zwischen Ulm und Memmingen mit 18 – nun 17 – braunen Schildern bereits „einiges los“. Bei Illertissen gebe es schon einen Hinweis auf das Vöhlinschloss. Ehrmanns Einschätzung nach ist die Standortfrage entscheidend. Dass das bestehende Schild prinzipiell nicht wieder aufgebaut werden kann, will er nicht bestätigen. „Das würde ich eher mal entspannter sehen“, sagt er, zumal das Schild seiner Kenntnis nach mitnichten die falsche Größe habe. Wie es weitergeht in der Sache, ist offen.

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