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Babenhausen / Roggenburg: Kurzarbeit statt Kursprogramm: So kommen die Bildungszentren durch die Krise

Babenhausen / Roggenburg

Kurzarbeit statt Kursprogramm: So kommen die Bildungszentren durch die Krise

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    Die Jubi in Babenhausen pflegt Kontakt zu Jugendringen und -verbänden, sozialen Einrichtungen, Schulen und Wirtschaftsunternehmen. In diesem Jahr machen die Corona-Auflagen der Einrichtung zu schaffen.
    Die Jubi in Babenhausen pflegt Kontakt zu Jugendringen und -verbänden, sozialen Einrichtungen, Schulen und Wirtschaftsunternehmen. In diesem Jahr machen die Corona-Auflagen der Einrichtung zu schaffen. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Klettern, werkeln, forschen, musizieren, diskutieren: All das können Kinder, Teenager und auch Erwachsene in der Schwäbischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Babenhausen tun. 2020 jedoch nur eingeschränkt. Ein Jahr, das von Social Distancing geprägt ist, passt nicht zu einem Ort wie die der Jubi, wie die Einrichtung genannt wird. Und auch nicht zum rund 20 Kilometer entfernten Bildungszentrum in Roggenburg.

    Nur etwa ein Drittel der sonstigen Belegung und der Einnahmen verzeichnet die Babenhauser Jubi in diesem Jahr. Ihr Leiter Michael Sell spricht von einem „massiven Einbruch“. Statt Kinderlachen und üppiges Kursprogramm: Kurzarbeit. Damit und dank der Rettungsschirme des Freistaats und des Bundes habe die Jubi zumindest den finanziellen freien Fall auffangen können, sagt Sell. Die Einrichtung sei bisher „mit ein, zwei blauen Augen“ durch die Krise gekommen.

    Jubi-Leiter: "Kinder wieder aus digitaler Welt holen"

    Keine Kurse, keine Übernachtungen: Zum zweiten Mal in diesem Jahr steht der Betrieb im Bildungszentrum Roggenburg still.
    Keine Kurse, keine Übernachtungen: Zum zweiten Mal in diesem Jahr steht der Betrieb im Bildungszentrum Roggenburg still. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Nachdem die Türen von März an geschlossen geblieben waren, wagte sich die Jubi ab Pfingsten wieder an ein Programm. „Wir haben Ferienmaßnahmen angeboten. Einerseits, um die Eltern zu unterstützen, andererseits, um die Kinder wieder aus der digitalen Welt zu holen“, erzählt Sell. Außerdem besuchten kleine Gruppen die Einrichtung im Rahmen ihrer Ausbildung. Die 2019 eröffnete Turnhalle, die reichlich Platz zum Abstandhalten bietet, wurde vermietet, zum Beispiel für Versammlungen. „Die Tagesveranstaltungen haben uns ein bisschen gerettet“, sagt Sell. Von einem „vollen Haus“ – die Jubi zählt rund 100 Betten – konnte man aber nur träumen.

    Noch voller Zuversicht war zu Beginn des Jahres Pater Roman Löschinger, der Geschäftsführer des Bildungszentrums für Familie, Umwelt und Kultur am Kloster Roggenburg. „Wir hätten unser bestes Betriebsjahr gehabt“, sagt er. 22500 Übernachtungen waren angepeilt. „Jetzt erreichen wir nicht mal mehr 7000.“ Vergangenen Freitag habe er die letzte Gruppe verabschiedet, erzählt Pater Roman. „Das war’s für heuer.“ Der erste Lockdown im Frühjahr hatte schon eine gut dreimonatige Zwangspause zur Folge – keine Übernachtungen, keine Tagungen, keine Kurse. Nun ist der Betrieb wieder eingestellt, die 45 Mitarbeiter des Bildungszentrums sind in Kurzarbeit.

    Pater Roman: 90 Prozent des Geschäfts können praktisch nicht stattfinden

    Anders als im Frühjahr verordneten die Behörden beim aktuellen Teil-Lockdown zwar keine Betriebsschließung, wie Pater Roman sagt. Praktisch könnten aber 90 Prozent des Geschäfts nicht stattfinden. Eine Firma könne zwar Räume im Bildungszentrum für Schulungen mieten. Übernachtung und Verpflegung darf die Einrichtung jedoch nicht anbieten. „Davon leben wir aber“, sagt der Geschäftsführer.

    Auch in der Hauswirtschaft der Babenhauser Jubi wurde es heuer ruhiger – keine hungrigen Gäste, keine dampfenden Töpfe in der Küche. Die Haustechnik hatte weiterhin zu tun. Es wurde repariert und renoviert. „Wir haben einen großen Garten. Die Früchte werden trotzdem reif, das Gras wächst“, sagt Michael Sell. Doch nicht nur im Hintergrund blieben und bleiben die Mitarbeiter aktiv. Sie wollen auch in die Welt hinausrufen: Uns gibt es noch! Denn: „Wird die Jubi vergessen, wäre das das Schlimmste“, findet ihr Leiter. So wurden Masken für Schulen genäht, Insektenhotels gebaut und gegen Spenden unter die Leute gebracht. Zudem nutzen die Mitarbeiter die Zeit, um neue konzeptionelle Ansätze zu erarbeiten und die digitale Ausstattung zu verbessern.

    Die Hoffnung liegt auf 2021

    Was der Jubi-Chef vom jetzigen „Lockdown light“ hält? Der November belaste ihn weniger, das Jahr 2020 könne man im Grunde abschreiben. „Was wichtig wäre: dass es 2021 wieder anläuft.“ Er hofft, endlich wieder Schulklassen empfangen zu können. Bis einschließlich Januar 2021 sollen mehrtägige Klassenfahrten oder Schüleraustausche, ausgenommen Maßnahmen zur Berufsorientierung, laut Kultusministerium ausgesetzt bleiben. Zum einen wegen des Infektionsschutzes. Zum anderen solle der Fokus im ersten Halbjahr des Schuljahres 2020/2021 auf der „Erteilung von Unterricht“ liegen, um Unterschiede im Lernfortschritt auszugleichen. Aus Sells Sicht sind auch Aufenthalte in Jugendbildungsstätten Bausteine des Unterrichts.

    Pater Roman Löschinger in Roggenburg sagt über die Einschränkungen: „Es ist, wie es ist.“ Prinzipiell sei es ja sinnvoll, Kontakte zu vermeiden. Was ihn allerdings stört, ist die Ungewissheit darüber, ob das Bildungszentrum wegen seiner wirtschaftlichen Einbußen durch den zweiten Lockdown Corona-Hilfen bekommt oder nicht. „Von acht Rettungsschirmen auf Bundesebene greift keiner“, sagt er. Vollständig geklärt sei die Sache aber noch nicht.

    Das sind die Einrichtungen:

    • Die Schwäbische Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Babenhausen, gegründet 1986, engagiert sich in der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Träger ist der Bezirksjugendring Schwaben, Bauträger der Bezirk Schwaben. Info: www.jubi-babenhausen.de
    • Träger des Bildungszentrums für Familie, Umwelt und Kultur Roggenburg sind der Bezirk Schwaben, der Landkreis Neu-Ulm, die Gemeinde und das Kloster Roggenburg. Info: www.kloster-roggenburg.de

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