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Babenhausen: Reaktionen auf die Schreckenstaten im Unterallgäu

Babenhausen

Reaktionen auf die Schreckenstaten im Unterallgäu

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    In Babenhausen (Bild) und im nahegelegenen Ort Egg an der Günz ist es zu drei Sexualdelikten gekommen.
    In Babenhausen (Bild) und im nahegelegenen Ort Egg an der Günz ist es zu drei Sexualdelikten gekommen. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Warum hat die Polizei keine Warnung nach dem Sexualdelikt am Montagabend in Egg herausgegeben? Denn der Täter war noch nicht gefasst. Diese Frage stellen sich einige im Unterallgäu. Denn erst am Mittwochnachmittag veröffentlichte die Pressestelle des

    Pressesprecher Christian Eckel sagt im Gespräch mit unserer Redaktion: „Wir machen es uns nicht leicht. Auch wir sind entsetzt über die Taten.“ Er erklärt, dass die Polizei erst im Laufe des Dienstags verifizierte Informationen vorliegen hatte. Es habe „erfolgsversprechende Erkenntnisse“ gegeben, die zu einem Tatverdächtigen hätten führen können. Diese wären zunichtegemacht worden, wäre die Polizei mit Informationen an die Öffentlichkeit gegangen. Eine „pauschale Warnung“ herauszugeben, das sei nicht möglich. Mehr sagt Eckel mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht.

    So hatten wohl erst wenige die Meldung über die Egger Tat gelesen oder davon gehört, als der Polizeieinsatz am Rothdachweiher am Mittwochabend startete. Und so konnte zunächst auch kaum jemand erahnen, vor welchem Hintergrund dieser ablief. „Wir haben den Hubschrauber gehört und gesehen, haben uns aber nicht viel gedacht“, sagt etwa ein Ehepaar aus Babenhausen. Wie berichtet, kursierten rasch Gerüchte.

    Die Spuren, die die Einsatzkräfte am Donnerstagabend nach der Festnahme des Tatverdächtigen auf dem Gelände gefunden haben, werden nun von der Kriminalpolizei Memmingen ausgewertet. Je nach Art, Beschaffenheit und Qualität der Spuren ist das bayerische Landeskriminalamt unterstützend tätig.

    Unsicherheit nach Übergriffen: Wie umgehen mit den Geschehnissen?

    Der 25-jährige Eritreer, gegen den der „dringende Tatverdacht“ besteht, die drei Sexualdelikte begangen zu haben, und der seit Donnerstag in Untersuchungshaft sitzt, hat sich weiterhin nicht geäußert, so Eckel am Freitag. Es handele sich um den Vorwurf dreier Vergewaltigungen im juristischen Sinn. Das bedeutet: „Zur Erfüllung des Tatbestands muss nicht zwingend ein Beischlaf vollzogen werden.“

    In den beiden Unterallgäuer Orten ist die Betroffenheit groß. Der Egger Bürgermeister Franz Morath nahm am Donnerstagabend an einer Weihnachtsfeier des Musikvereins teil, wie er gegenüber unserer Redaktion erzählt: „Es war natürlich das Gesprächsthema. Jeder war froh, dass der Tatverdächtige gefasst ist.“ Er selbst habe am Dienstag einen Anruf der Polizei erhalten, ein weiterer folgte am Donnerstagmorgen. Mit seinem Babenhauser Kollegen Otto Göppel stehe er in Kontakt. Verängstigte Bürger hätten sich nicht bei ihm gemeldet.

    Dass manchen eine gewisse Unsicherheit beschlichen hat, ist nicht zu leugnen, hört man sich in Babenhausen um. „Zwei Frauen hatten ja Hunde dabei. Man denkt doch eigentlich, die können einen schützen“, sagt eine Passantin. Eine 67-Jährige fragt sich: „Wir laufen oft von Klosterbeuren in Richtung Enigshausen. Das kann man ja jetzt fast nicht mehr?“ Eine andere Frau sagt: „Bei den Flüchtlingen sind sicher gute Leute dabei – es gibt aber eben auch andere. Die negative Stimmung wird sich jetzt verstärken.“ Ein Mann rät dazu, sich trotz der Taten nicht im Alltag einschränken zu lassen: „Es ist erschreckend. Aber es wäre sicher falsch, sich jetzt nicht mehr vor die Tür zu trauen.“

    Nach Sexattacken: Der Tatverdächtige schweigt

    Der Vorsitzende des örtlichen Asylhelferkreises, Adi Hoesle, zeigt sich betroffen. An erster Stelle stünden die Gedanken an die Opfer. Die Vorstandsmitglieder des Kreises seien „sehr traurig“ und hoffen, das die Frauen die traumatischen Ereignisse verarbeiten können. Auch ein Treffen mit den Eritreern, die im Fuggermarkt wohnen, habe stattgefunden. Sie seien „geschockt“ und auch schon auf die Vorfälle angesprochen worden. Hoesle warnt nun vor einem Generalverdacht gegenüber Asylbewerbern, egal welcher Nationalität. Die Rechtsstaatlichkeit müsse nun wirken, auch wenn es sich gewiss um eine „sehr emotionale Situation“ handele.

    Der Vorsitzende betont zudem, dass der mutmaßliche Täter nicht mehr in Babenhausen wohnte. Nach Informationen unserer Zeitung lebte er zwar eine Zeit lang in einer dortigen Unterkunft, wurde allerdings nach ein paar Monaten in eine andere verlegt. Es sei zu Problemen zwischen dem „psychisch auffälligen“ Mann und den Bewohnern gekommen, heißt es. Polizeilich in Erscheinung getreten ist der Mann nach Angaben des Pressesprechers Eckel bis dato nicht.

    Der Vorsitzende der AfD-Ortsgruppe Babenhausen und stellvertretende Unterallgäuer Kreisvorstand der Partei, Roman Zebe, lässt in einer schriftlichen Stellungnahme wissen: „Wer geglaubt hatte, so etwas passiere nur in Großstädten, wurde auf den Boden der Tatsachen geholt.“ Er fordert die Helferkreise auf, ihre Arbeit zu hinterfragen und nutzt das Wort „Blauäugigkeit“. Die AfD-Ortsgruppe gründete sich vor wenigen Monaten.

    Weiteres zu den Geschehnissen im Unterallgäu:
    Drei Frauen vergewaltigt: Taten erschüttern das Unterallgäu
    Warum warnte die Polizei nicht vor dem Vergewaltiger?

    Trotz allem ist das Unterallgäu sicher: Einen Kommentar von Redakteur Jens Carsten lesen Sie hier: Nach Sexattacken: Warum die Region trotz allem sicher ist

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