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Babenhausen: In ihrem Heimatort gibt sich Claudia Roth (wahl)kämpferisch

Babenhausen

In ihrem Heimatort gibt sich Claudia Roth (wahl)kämpferisch

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    Claudia Roth bei einer Stippvisite in Babenhausen.
    Claudia Roth bei einer Stippvisite in Babenhausen. Foto: Sabrina Karrer

    Es sei ein "großes Gefühl", an diesem Ort zu stehen und zu sprechen: So eröffnet Claudia Roth ihren Auftritt in Babenhausen. Dass dieser Termin etwas besonderes für die Grünen-Politikerin ist, hängt nicht nur damit zusammen, dass gerade Wahlkampf ist und es nur noch wenige Tage sind, bis Deutschland eine "Richtungswahl" trifft, wie sie sagt. Es hat vor allem mit dem Schauplatz und dem Publikum zu tun. Vom Biergarten des "Griechen am Schloss" aus, wo Roth unter Kastanienbaum und Lichterkette redet, hat sie einen direkten Blick auf das Haus, in dem sie aufgewachsen ist. Unter den Zuhörern sind Familienangehörige, Freundinnen und Freunde. Ein Grund mehr für die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, sich in ihrer Rede ins Zeug zu legen.

    Mit "Willkommen zu Hause" begrüßt dann auch Assad Wardak, einer der Sprecher der Babenhauser Grünen, die prominente Parteikollegin, die im eng getakteten Kalender einen Platz für einen Abstecher in ihrem ursprünglichen Heimatort reserviert hat. Roth will damit ihre Anerkennung für die Arbeit des Ortsverbandes, der sich 2018 gegründet hat, zum Ausdruck bringen: "Was sich hier alles verändert hat, ist toll", sagt sie.

    Um Veränderung soll sich auch ihr Auftritt drehen. Das macht Roth mit einem Satz des in Augsburg geborenen Bertolt Brecht deutlich - als Verbindung zum Wahlkreis, in dem sie antritt: "Ändere die Welt, sie braucht es." In ihrem elften Bundestagswahlkampf gehe es um sehr viel. Die größte Herausforderung sieht sie in der Bewältigung der Klimakrise. "Die Radikalität des Realen überholt die eigene Phantasie", schallt ihre Stimme durch den Ortskern. Die Waldbrände in Griechenland und der Türkei oder die Überschwemmungen in Deutschland seien beste Beispiele dafür. Nun sei es eine Frage der Verantwortung, "alles zu mobilisieren". Dass auch andere Parteien den Klimaschutz zu "ihrem Thema" machen, schade den Grünen nicht. "Es reicht nicht aus, grün zu blinken und Andreas Scheuer Verkehrsminister sein zu lassen", stichelt sie in Richtung CDU/CSU. Die Mobilität sei eine der Stellschrauben, die man drehen müsse, um die CO2-Emissionen zu senken. "Es braucht ein Auto im ländlichen Raum - wem sage ich das -, aber nicht nur", sagt sie und wirbt für einen besseren Anschluss an den öffentlichen Personennahverkehr, sodass "die Leute nicht abgehängt sind".

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    Neben anderen Inhalten des Wahlprogramms, darunter die Lohngerechtigkeit zwischen Frauen und Männern oder der Kampf gegen Kinderarmut, geht die Vizepräsidentin des Bundestags auf aktuelle Geschehnisse ein. Die Situation in Afghanistan sei nicht nur eine humanitäre Katastrophe, sondern auch ein "Totalversagen von Politik, die weggeschaut hat", findet Roth. Die Bilder gingen nicht nur ihr nahe, sondern etwa auch Ortssprecher Assad Wardak, der selbst Anfang der 1980er aus Afghanistan geflüchtet war. Sie befürworte die Bereitschaft von Kommunen, Menschen aufzunehmen, denen Gefahr droht.

    Als ein Alarmsignal wertet Claudia Roth Angriffe auf die Demokratie. Sie nennt einerseits den Sturm auf das Kapitol in den USA Anfang des Jahres - die Eilmeldungen habe sie erhalten, als sie gerade in Babenhausen gewesen sei. Andererseits kritisiert sie die jüngsten Ereignisse in Sachsen. Das Verwaltungsgericht Chemnitz hatte Anfang der vergangenen Woche geurteilt, dass Wahlplakate der rechtsextremen Splitterpartei "Dritter Weg" mit dem Slogan "Hängt die Grünen" in Zwickau trotz eines Verbots der Stadt hängen bleiben dürfen - unter der Auflage, dass diese Plakate mindestens 100 Meter von Wahlwerbung der Grünen entfernt sein müssen. "Als wäre das ein Schutz!" schimpft Roth.

    Zum Schluss der Stippvisite wandelt sie das eingangs genannte Brecht-Zitat ab -"Ändere die Regierung, die Welt braucht es" - und appelliert, am 26. September an die Wahlurnen zu gehen und die Zukunft des Landes mitzubestimmen.

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