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Babenhausen: Bei Babenhausen soll ein großer Bestattungswald entstehen

Babenhausen

Bei Babenhausen soll ein großer Bestattungswald entstehen

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    In diesem Waldstück am Fuggerweiher bei Babenhausen könnte ein Bestattungswald entstehen.
    In diesem Waldstück am Fuggerweiher bei Babenhausen könnte ein Bestattungswald entstehen. Foto: Sabrina Karrer

    Die letzte Ruhe in der Natur finden - das wünschen sich immer mehr Menschen, die sich mit dem eigenen Tod auseinandersetzen. Bei Babenhausen könnte diese Form der Beisetzung bald möglich sein: Am Kreuzlesberg soll ein Bestattungswald entstehen. Das plant das Haus Fugger als Eigentümer des Forsts. Eine solche Anlage gibt es bisher nicht im Unterallgäu und dürfte auch im weiten Umkreis selten sein. In einer Sitzung des Babenhauser Marktrats wurde das Vorhaben erläutert - und auch, was es für diejenigen bedeutet, die sich in ihrer Freizeit gerne in dem Waldstück aufhalten.

    Der Wald am Kreuzlesberg befindet sich westlich von Babenhausen und grenzt an den Fuggerweiher. Er birgt eine Besonderheit: ein Bodendenkmal, einen mittelalterlichen Burgstall. Auch der Jakobsweg und ein Trimm-dich-Pfad - Vita-Parcours genannt - verlaufen durch das Gebiet. Für viele Babenhauser ist der Wald ein Naherholungsort, sie gehen dort spazieren, joggen, radeln, reiten. Auch der Naturnahe Kindergarten und der Unterallgäuer Kreisjugendring, dessen Übernachtungshaus am Weiher gelegen ist, nutzen ihn.

    Das Haus Fugger kam mit der Idee auf die Marktgemeinde zu, einen Teil des Gebiets zum Bestattungswald zu machen - zu einem Ort, an dem Urnen unter Bäumen beigesetzt werden. Individuelle Gräber sind in einer solchen Anlage nicht zu erkennen, es gibt keine Grabsteine, die Hinterbliebenen sollen auch keinen Schmuck oder Devotionalien wie Kreuze oder Rosenkränze dort ablegen. Üblich sind hingegen schlichte Markierungen oder Namenstafeln, die kennzeichnen, wo die Asche der Verstorbenen beerdigt wurde.

    Auch in Markt Wald ist ein Bestattungswald geplant

    Das fürstliche Haus plant nicht nur in Babenhausen einen solchen Naturfriedhof, sondern auch an anderer Stelle im Unterallgäu - bei Markt Wald. An den Projekten beteiligt ist Franz Freiherr von Rotenhan. "Er ist ein erfahrener Unternehmer im Bereich Bestattungswald und ist unser Partner in der Konzeption, Planung und dann auch im Betrieb beider Standorte", sagt Alexander Graf Fugger-Babenhausen auf Anfrage.

    Denn einige rechtliche und organisatorische Dinge sind zu beachten. Das bayerische Bestattungsrecht schreibt vor, dass nur eine Gemeinde oder auch Kirche Träger eines Friedhofs sein kann. Das Haus Fugger wäre in diesem Fall der Verpächter des Waldes und zugleich der sogenannte Erfüllungsgehilfe, also der Dienstleister, der sich um den Betrieb des Friedhofs kümmert. "Das ist sozusagen eine Doppelrolle", erklärt Freiherr von Rotenhan gegenüber unserer Redaktion.

    Der Babenhauser Marktrat zeigte sich wie das Gremium in Markt Wald offen für das Vorhaben - wohlwissend, dass die Nachfrage nach alternativen Bestattungsformen steigt. Am Dienstag wurde das Thema zum ersten Mal öffentlich beraten. Dabei ging es speziell um die Vorbereitungen: Zunächst muss der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden. "So ein Projekt ist auch für uns Neuland", sagte Wilhelm Daurer vom beauftragten Ingenieursbüro.

    Auch ein Vita-Parcours führt durch den Wald am Kreuzlesberg.
    Auch ein Vita-Parcours führt durch den Wald am Kreuzlesberg. Foto: Sabrina Karrer

    Der Entwurfsplan bildet das gesamte Gebiet ab, das nach dem Waldgesetz aktuell als "Erholungswald" kategorisiert ist. Beisetzungen sollen in Zukunft aber nicht überall, sondern nur in einem rund zwölf Hektar großen Bereich möglich sein, so Daurer. Anfangs würden sie sich auf eine Parzelle konzentrieren. Somit wird der Bestattungswald - je nach Nachfrage - erst nach und nach wachsen. Bürgermeister Otto Göppel (CSU) stellte in diesem Zusammenhang klar, dass sich auch Menschen, die nicht aus Babenhausen kommen, für diese letzte Ruhestätte entscheiden könnten.

    Am Kreuzlesberg sind laut Daurer ein Andachtsplatz mit Pavillon und ein Parkplatz für etwa 20 Autos vorgesehen, ebenso eine temporäre Toilette und eine Gerätehütte. Die Forstwege bleiben unbefestigt. Hecken oder Handläufe aus Holz werden den Friedhof einfrieden und sichtbar abgrenzen. Als Ausgleich für den Bestattungswald müssten zwei Hektar neuer Erholungswald geschaffen werden, so Daurer.

    Bestattungswald in Babenhausen: Marktrat will "Konfliktpotenzial" vermeiden

    Den Markträten ist wichtig, dass die Babenhauser das Waldstück weiterhin nutzen können. Laut Daurer soll es öffentlich zugänglich bleiben und Erholungssuchenden zur Verfügung stehen. Details müssten noch besprochen werden, zum Beispiel eine Änderung der Vita-Parcours-Route. Konfliktpotenzial möchte das Gremium vermeiden. "Der Kindergarten soll nicht schauen müssen: Ist heute eine Bestattung, dürfen wir laut sein?", sagte etwa Sonja Henle (CSU). Fraktionskollege Michael Sell berichtete von Gesprächen mit der Kindergartenleitung und dem Kreisjugendring. Demnach könnten sie sich gut vorstellen, Kindern und Jugendlichen auf diese Weise das Thema "Tod und Leben" zu vermitteln. Auch zur Infrastruktur gab es Wortmeldungen. So regte Dieter Miller (Freie Wähler) einen zweiten Parkplatz am Waldrand an, "zumindest bei der zweiten, dritten Ausbaustufe". Denn dann müssten nicht alle bis zum Andachtsplatz fahren, sondern könnten zu Fuß gehen.

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