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Au: Ein Auer Abenteurer hatte schon wilde Bären vor der Linse

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Ein Auer Abenteurer hatte schon wilde Bären vor der Linse

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    Josef Schäfer aus Au fotografiert in der Freizeit und arbeitet dabei wie ein Profi. Seine Aufnahmen veröffentlicht er in Fotokalendern und Bildbänden.
    Josef Schäfer aus Au fotografiert in der Freizeit und arbeitet dabei wie ein Profi. Seine Aufnahmen veröffentlicht er in Fotokalendern und Bildbänden. Foto: Schäfer (2)

    Die „Sehnsucht nach dem Norden“, „Island, Insel aus Feuer und Eis“ oder „Abenteuer Polarkreis“ – für den Naturfotografen Josef Schäfer aus Au sind dies nicht geflügelte leere Worte sondern farbige Titel: Unter diesen hat er zahllose Naturaufnahmen aus seinen Fotoexpeditionen in Form von Bildbänden, Fotokalendern und Multivisions-Vorträgen veröffentlicht. Der 64-jährige, ehemalige Ingenieur an der Technischen Hochschule in Ulm sagt: „Als ich vor 30 Jahren erstmals in den Norden reiste, hat mich die Region so fasziniert, dass sie zu meinem jährlichen Reiseziel wurde.“

    Minus 40 Grad: Für ein gutes Bild muss der Fotograf viel aushalten

    Der Norden hat ihn in seinen Bann gezogen: Durch die Fülle an Licht, wenn es zur Mittsommerzeit auch nachts taghell ist. Oder wenn nach anhaltender Dunkelheit im Dezember und Januar ein zarter rötlicher Schein am Horizont die Rückkehr der Sonne ankündigt. Schäfer bereist den Polarkreis zu allen Jahreszeiten.

    Josef Schäfer wuchs in Illertissen auf und hat früh die Natur für sich entdeckt. Er schloss sich dem Landesbund für Vogelschutz an und lernte im Obenhausener Ried seine Beobachtungsgabe zu schärfen. So nahm er stundenlanges Warten in Kauf, bis sich das Sonnenlicht im richtigen Winkel in den Tautropfen an einer Blume brach. Er sagt: „Ein guter Fotograf muss genau beobachten können, um für seine Aufnahmen das richtige Licht, den besten Moment zu finden.“ Als Naturfreund will er vor allem zeigen, was für die Augen vieler verborgen bleibt. Etwa auf Expeditionen im Eis, wenn er bei bis zu 40 Minusgraden immer wieder den Schlaf im warmen Zelt unterbrach, um ja nicht das Eintreffen von Polarlichtern zu verpassen. Es gibt sie in verschiedenen Farben und Formen. Schäfer sagt: „Wenn dann etwas nicht meinen Erwartungen entsprach, schlug ich mein Zelt auf und wartete auf den nächsten Tag.“

    In der sumpfigen Taigalandschaft geht es nicht ohne Mückenschutz.
    In der sumpfigen Taigalandschaft geht es nicht ohne Mückenschutz.

    Als 20-Jähriger begann er das Fotografieren im Kleinbildformat. Bald wechselte er auf ein mittleres Format und ab 1989 auf Panoramabilder im Großformat. Ihm ist wichtig, Bilder in guter Qualität vorzulegen, mit denen er in der Fachwelt zu bestehen hofft. So gelang es ihm, bei der Frankfurter Buchmesse Buchmesse mit seinem Bildmaterial auf sich aufmerksam zu machen. Seine erste Publikation erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Kunstverlag Weingarten in Form eines Fotokalenders. Schäfer hatte die Bilder mit Texten seines Lieblingsautors Hermann Hesse illustriert. Es wurde ein Erfolg: Von 1990 bis 2001 dauerte die Reihe der Hermann-Hesse-Kalender, dann wurde der Verlag verkauft. Doch Schäfer waren die Türen geöffnet. Weitere Kalender mit anderen Verlegern folgten sowie die Bildbände „Leben im Licht“, „Stille des Nordens“ und „Norwegen“.

    Früher war Schäfer mit einem VW-Bus unterwegs

    Anfangs trat der leidenschaftliche Naturfotograf die mehr als 3000 Kilometer lange Reise im VW-Bus an, inzwischen fährt er einen umgebauten Pickup mit Allradantrieb. Das Auto benötigt er als Stützpunkt für seine bis zu zehntägigen Exkursionen: Im Sommer mit einem 30 Kilogramm schweren Rucksack, im Winter auf Skiern und einer Pulka. Das ist eine Art Schlitten mit Hüftgurt zum Ziehen und Platz für 40 bis 50 Kilogramm Gepäck. Selten nützt Schäfer die ausgewiesenen, gut frequentierten Wanderrouten.

    Auf Skiern und mit Pulka ist Schäfer im Winter unterwegs.
    Auf Skiern und mit Pulka ist Schäfer im Winter unterwegs. Foto: Schäfer (2)

    Auf der 90 Kilometer langen Bärenroute im Norden Finnlands war er unterwegs, ohne auf die menschenscheuen Braunbären zu treffen. Etliche Kilometer abseits fand er Spuren und folgte ihnen. Was er bald bereute: Da er die sichere Hütte am Weg vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr erreichte, musste er ein Lager aufschlagen. Er erinnert sich: „Ich habe kein Auge zugetan, da das Zelt keinen Schutz bietet.“ Aggressiv seien vor allem Bärinnen mit Jungen. Doch alles ging gut. Der Naturfreund kam anderweitig zu seinen Fotos. Er konnte eine Art Beobachtungskiste mit zugehörigem elektrischen Zaun mieten und außerhalb der Touristenregion aufstellen. Er werde oft nach dem Risiko einer Begegnung mit Bären gefragt, so Schäfer. Doch die größte Population befinde sich im wenig besiedelten Osten des finnischen Lapplands.

    Innerhalb des Polarkreises warten Abenteuer von eher beschaulicher Art. Schäfer spricht von Ehrfurcht vor der Natur, die ihn immer wieder einhole. Die Bevölkerungsdichte pro Quadratmeter beträgt einen Einwohner. Um so überraschender kam für Schäfer daher ein Interview mit der norwegischen Zeitung Lofotposten. Sein geparktes weit und breit einziges Auto hatte die Journalisten neugierig gemacht. Sie warteten, bis der Besitzer zurückkam. Der Extremfotograf ist froh, dass seine Frau und beiden Söhne alles mittragen und ihm die Expeditionen ermöglichen. Den Familienurlaub gibt es trotzdem, allerdings nur mit Schnappschüssen.

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