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Altenstadt: Mit welchen Projekten die Iller wieder gesund werden soll

Altenstadt

Mit welchen Projekten die Iller wieder gesund werden soll

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    Viele Hindernisse lassen die Iller nicht mehr durchgängig fließen. Das soll sich mit mehreren Projekten ändern.
    Viele Hindernisse lassen die Iller nicht mehr durchgängig fließen. Das soll sich mit mehreren Projekten ändern. Foto: Alexander Kaya

    Idyllisch sieht sie aus und auf den ersten Blick auch ganz gesund: die Iller. Doch, und das ist seit Jahren immer wieder Thema in verschiedenen Kommunen und Verbänden, der schöne Schein trügt. Denn die Iller hat eine Frischzellenkur bitter nötig. Das ökologische Gleichgewicht ist aus den Fugen geraten, sagt beispielsweise der Vorsitzende der Fischereigenossenschaft Untere Iller, Wolfgang Höß.

    Der Bürgermeister des Marktes Altenstadt ist selbst Fischer und bekennender Naturliebhaber, er weiß aus Erzählungen seines Großvaters, wie die Iller in der Region vor etlichen Jahren ausgesehen hat. „Früher konnte man, überspitzt gesagt, zur Laichzeit auf den Nasen (Fischart, Anmerkung der Redaktion) über die Iller laufen“, sagt Höß. Sogar in Netzen habe man diese Fische in Massen aus dem Wasser gezogen. Doch dann sei das Ayer Wehr bei Senden gebaut worden – und die Iller habe sich verändert. Zwei Jahre später, so Höß, habe es bei Leubas im Allgäu keine Nasen mehr gegeben. Das bestätigt auch Oliver Born, Fischereifachberater im Bezirk Schwaben. „Das waren früher 10000, die da die Iller aufgestiegen sind.“ Born vergleicht die damalige Situation mit Bildern von massenhaften Lachsen in Flüssen in Alaska. Und auch der Huchen, der bis zu 1,2 Meter lang und laut Born bis zu 20 Kilogramm schwer werden kann, sei tausendfach den Fluss aufgestiegen. Und heute? „Es gibt noch

    Iller: Kaum noch Huchen und Nasen vorhanden

    Denn seit dem Bau des Ayer Wehrs, das vor allem zur Energiegewinnung dienen sollte, habe sich der Fluss drastisch entwickelt: Mehr und mehr Wehre stießen dazu, die Durchgängigkeit wurde eingedämmt, die Fische konnten nicht mehr „wandern“ – die Populationen schwanden. Teilweise auch, weil man die gesammelten Fische an den Anlagen mit – wie Born es nennt – brachialen Methoden tötete. Man habe die Tiere aufgespießt.

    Außerdem seien vermehrt Flächen neben der Iller genutzt worden. Die Folge: Das Gewässer musste an den Ufern verkleinert werden. „In dieser Zeit galt der Rückgang der Fischarten wenig“, kommentiert Born diese Entwicklung. Inzwischen, so der Experte, gebe es nicht einmal mehr Auwälder. Damit ist ein Wald gemeint, der phasenweise im Wasser steht. Dadurch bietet er Wasserlebewesen etwa bei Hochwasser einen „Zufluchtsort“. Nach dem

    Um all diese Probleme wieder in den Griff zu bekommen, steht nun die Ökologie des Flusses im Vordergrund – und die soll mithilfe mehrerer Projekte aufgewertet werden. „Die Iller ist eine der Hauptwanderachsen für Fische. Deshalb muss die Wanderbarkeit der Iller wieder hergestellt werden“, betont Born. Eines der wohl wichtigsten Vorhaben ist die „Agile Iller“. Wie berichtet, handelt es sich um ein Bayern und Baden-Württemberg übergreifendes Programm zwischen Aitrach und Wiblingen, 70 Millionen Euro werden darin investiert. Neben der Durchgängigkeit des Flusses soll auch die Struktur verbessert werden. Haufenweise Kies wurde in diesem Rahmen erst vor wenigen Tagen in die Iller bei Vöhringen eingelassen. „Kies ist für das gesamte Leben in der Iller unverzichtbar“, so Born.

    Projekte: Kranke Iller soll wieder aufgewertet werden

    Daneben beteiligen sich unter anderem Kellmünz und Altenstadt am Projekt „Kulturlandschaft Untere Iller erleben“. Der Schwerpunkt liegt auf Themenrunden am Gewässer. Träger der Maßnahmen sind die Bayerischen Elektrizitätswerke (BEW). Die Kommunen sind jeweils mit ihren Vorhaben involviert, in Altenstadt etwa mit dem Bau der neuen Grieshofbrücke, den der Gemeinderat nun in die Wege geleitet hat. Seit über einem Jahr ist der marode Übergang über den sogenannten Uiag-Kanal bei Untereichen gesperrt. Mithilfe des Projektes soll, statt der Brücke, ein neuer Erlebnissteg für Radler und Fußgänger über den Kanal führen und an den Illerradweg anknüpfen. Kosten: Rund 260000 Euro, die vom Leader-Programm und vom Projektträger gefördert werden. Die Gemeinde müsste noch knapp 78000 Euro zahlen. „Bis 2020 muss das abgeschlossen sein“, sagt Altenstadts Bürgermeister Höß, ansonsten gebe es keine Zuschüsse mehr.

    Er ist sich sicher: Wird die Bedeutung der Iller den Menschen bewusst, steige auch das Verständnis für die Projekte an dem Fluss. „Das Bedürfnis der Menschen ist ja schon da, sich in der Natur aufzuhalten und sie zu erleben.“

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