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Altenstadt: Keime im Altenstadter Trinkwasser: Eine Chronologie und viele Fragen

Altenstadt

Keime im Altenstadter Trinkwasser: Eine Chronologie und viele Fragen

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    Bevor man in Altenstadt das Leitungswasser trinken kann, sollte es derzeit abgekocht werden.
    Bevor man in Altenstadt das Leitungswasser trinken kann, sollte es derzeit abgekocht werden. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Einfach den Wasserhahn aufzudrehen und das daraus sprudelnde Nass zum Trinken, Kochen oder Zähneputzen zu verwenden, ist für uns selbstverständlich. Das war in Altenstadt in diesem Sommer längere Zeit nicht möglich, da Keime im Trinkwasser nachgewiesen worden waren. Nun gilt erneut ein Abkochgebot. Um für mehr Klarheit zu sorgen, hat der Marktgemeinderat über das Thema gesprochen. Dennoch blieben einige Fragen unbeantwortet.

    Es ist ein Thema, dass den Markt Altenstadt seit Ende Juni nahezu durchgängig beschäftigt. Woher kamen die Keime im Trinkwasser? Und wieso sind sie, nachdem ein erstes Abkochgebot aufgehoben wurde, wieder da? Dirk Miethke, Bauamtsleiter in der Verwaltungsgemeinschaft Altenstadt, stellte den Markträtinnen und Markträten am Donnerstagabend zunächst eine Chronologie der Ereignisse vor.

    Bauamtsleiter stellt den Verlauf der Trinkwasserbelastung vor

    Am 6. Juli wurden demnach in zuvor genommenen Wasserproben Keime nachgewiesen, woraufhin das Gesundheitsamt eine Chlorung und Abkochverordnung anordnete. Am 7. Juli ging die Chloranlage in Betrieb. Der Chlorgehalt wurde fortan werktäglich überprüft. Ebenso wurden montags und donnerstags bakteriologische Untersuchungen an sieben Stellen vorgenommen. Zusätzlich untersuchte ein Labor zweimal in der Woche den Chlorgehalt. Am 5. August konnte das Abkochgehbot dann aufgehoben werden. Alle anderen Maßnahmen wurden unverändert fortgeführt.

    Anfang September stellte man im Altenstadter Brunnen eine Trübung im Rohrwasser fest, woraufhin dieser außer Betrieb gesetzt wurde. In Betrieb genommen wurde hingegen der Brunnen in Filzingen, ohne das Wasser mit Chlor zu versetzen. Wie Dirk Miethke berichtete, habe man den Brunnen gefilmt und festgestellt, dass dieser in einem einwandfreien Zustand sei. Am 18. September musste der Brunnen aber wieder stillgelegt werden, da Enterokokken-Keime im Netz gefunden wurden. Daher wurde der Brunnen in Altenstadt - mit einer Abkochanordnung - wieder in Betrieb genommen. Denn nur von dort aus kann man das Wasser chloren.

    Die Kommunehat von einem Fachbüro, das den Altenstadter Brunnen geplant hat, mehrere Empfehlungen erhalten, die kurzfristig umgesetzt werden können, um das Problem in den Griff zu bekommen. Demnach sollte der Grundwasserstand an allen Messstellen bestimmt werden, Vertiefungen im Bereich von umgestürzten Wurzelballen verfüllt und eine Wasserschutzzone von verrottenden Bäumen und Ähnlichem freigeräumt werden.

    "Wir haben uns wirklich große Mühe gegeben, um Ursachen zu finden"

    Nach der Präsentation der Chronologie der Ereignisse wollte ein Gemeinderatsmitglied wissen, woher die Keime genau kommen. Baumamtsleiter Miethke sagte: "Den genauen Ort kennen wir nicht. Wenn wir das wüssten, würden wir die Stelle ausbaggern." Als wahrscheinlichster Grund für die Keimbelastung gelten die häufigen und heftigen Regenfälle, die in diesem Sommer auf den Landkreis niedergingen. Wie das Landratsamt unserer Redaktion bereits im Rahmen früherer Recherchen mitteilte, hatten die enormen Regenfälle wohl zur Folge, dass die einzelnen Bodenschichten mit ihrer Filterwirkung überfordert waren.

    Nun hat es aber gerade in den vergangenen Wochen nicht annähernd so stark geregnet wie noch im Juni und Juli. Bürgermeister Wolfgang Höß sagte diesbezüglich, dass der gesamte Grundwasserkörper durch die Niederschläge ordentlich durcheinander geraten sei und schon geringere Wassermengen dazu führen könnten, dass das System wieder ins Ungleichgewicht kommt. "Wir haben uns wirklich große Mühe gegeben, um Ursachen zu finden", so Höß.

    Könnten sich das Grundwasser und die Iller vermischt haben?

    Eine Gemeinderätin stellte die Frage, ob eine Vermischung von Iller und Grundwasser auszuschließen sei. Der Bauamtsleiter konnte das nicht garantieren. Um dem auf den Grund zu gehen, soll das Grundwasser an verschiedenen Stellen gemessen werden. Angesichts der Entwicklungen in den vergangenen drei Monaten gibt es darüber hinaus mehrere Maßnahmen, die vom Gesundheitsamt gefordert und gerade vom Technischen Bauamt untersucht werden. Dazu zählen unter anderem die Installierung einer Chloranlage für den Brunnen in Filzingen sowie eine Trübungsmesseinrichtungen für den Brunnen in Altenstadt und den Brunnen in Filzingen.

    Außerdem kam in der Gemeinderatssitzung zur Sprache, dass eine UV-Licht-Anlage zur Reinigung des Trinkwassers eingesetzt werden könnte. Bürgermeister Höß erläuterte, dass bei Keimbelastungen Chlor die "gewohnte Waffe" sei. Dieses komme aber erst zum Einsatz, wenn die Verunreinigung schon da sei. Mit einer UV-Licht-Anlage käme man erst gar nicht in einen solchen "nachgelagerten Zustand". Die Gespräche rund um die Keimbelastung des Trinkwassers zeigten, dass es sich hier um kein einfaches Thema handelt. Höß sagte: "Die Materie ist schwierig, wir versuchen aber unser Bestes."

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