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Illertissen: Adlersanierung: Was passiert mit dem Egerländer Museum?'

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Adlersanierung: Was passiert mit dem Egerländer Museum?'

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    Das Egerländer und Elbogener Museum muss für die Zeit der Sanierung aus dem Adler ausziehen. Als Ersatz soll es im Vöhlinschloss eine Sonderausstellung geben.
    Das Egerländer und Elbogener Museum muss für die Zeit der Sanierung aus dem Adler ausziehen. Als Ersatz soll es im Vöhlinschloss eine Sonderausstellung geben.

    Um ein Nachkriegserbe besonderer Art, eine Form von Déjà-vu, handelte es sich, als Emilie Asam im Dezember Räume des Egerländer und Elbogener Museums leer geräumt hat. Die Exponate müssen für die bevorstehende Sanierung des früheren Wirtshauses Gasthaus Adler ausgelagert werden. Die Kulturwartin der Eghalanda Gmoi berichtet: „All die Erinnerungen an die Vertreibung kamen hoch, umso mehr freue ich mich aber, dass die bisherige Arbeit nicht umsonst war, dass das Museum eine Zukunft hat.“ Wie berichtet, wird das in städtischem Besitz befindliche Gebäude generalsaniert und zu einem Haus der Begegnung ausgebaut. Da passt es gut, wenn die über Jahrzehnte gewachsene Sammlung – ebenfalls in modernerer Aufmachung – in den ersten Stock zurückkehren kann.

    Die Stadt unterstützt das Museum tatkräftig

    Die Stadt hat das von der Eghalanda Gmoi aufgebaute Museum ein Stück weit zur eigenen Sache gemacht. Schließlich drückte Illertissen bereits 1953 mit Übernahme der Patenschaft über die heute tschechische Stadt Loket (deutsch: Elbogen) im Egerland sowie deren Kulturgut ihre Verbundenheit zu den Vertriebenen aus. Interessant in dem Zusammenhang ist eine sogar noch weiter zurückgehende historische Verknüpfung: Kaspar Schlick, Herr zu

    E. Asam
    E. Asam

    Musuem soll 2022 wieder eröffnet werden

    Daher gibt es vonseiten der Stadt zweifache Unterstützung für Asam: Kulturreferentin Melanie Magazin organisierte Bauhofmitarbeiter und Transportunternehmen zur Unterstützung bei den Ausräumarbeiten im Adler. Zudem plant sie eine Sonderschau im Ausstellungsraum des Illertisser Schlosses mit den schönsten Stücken der Sammlung, wobei sie sagt: „Da es heuer keine Krippenausstellung gibt, nützen wir die Möglichkeit, Interessierte neugierig zu machen auf das spätere Museum im umgebauten Adler“. Es solle nicht in Vergessenheit geraten bis zur angedachten Fertigstellung 2022.

    „Eine tolle Sache“, freut sich da Asam. Erstmals werden Exponate des Egerländer Museums für eine temporäre auswärtige Ausstellung aufbereitet. Beim Zusammensuchen der Exponate, aber auch für Beschriftung und Texte steht ihr die Studentin Franziska Hanöffner zur Seite. Die Schau im Schloss wird zu besichtigen sein, sobald Museen wieder öffnen dürfen.

    F. Hanöffner
    F. Hanöffner

    Das Einpacken hat die 81-jährige Egerländerin, unterstützt von Tochter Susanne Asam, Präsidentin der Städtepartnerschaft zu Loket, nahezu allein bewältigt. Es begann mit der von der Stadt ausgesprochenen Kündigung der Räume. Asam kaufte Umzugskartons, machte einen Plan und begann mit dem Ausräumen der 4000 Exponate. Sie sagt: „Nicht jedes Stück mag gleichermaßen wertvoll sein, doch einen ideellen Wert besitzen alle.“ Zum Inventar zählen etwa Originaltrachten, Urkunden, im Egerland hergestelltes Porzellan etwa der Marke Schlaggenwald oder Gemälde aus Elbogen. Zudem zahlreiche Einzelstücke, die Einblicke in typisches Handwerk, in Orts- und Familiengeschichten geben. Zwei Wochen am Stück sei sie beschäftigt gewesen, erzählt Asam. Dann kamen die Möbelpacker. Die meisten Kisten wanderten ins Depot der ausgedienten LEW-Räume und eine Auswahl für die geplante Ausstellung gleich ins Vöhlinschloss.

    Die Exponate wurden in unzählige Kisten verpackt.
    Die Exponate wurden in unzählige Kisten verpackt.

    Und noch eine Aufmerksamkeit heischende Aktion wartet darauf, umgesetzt zu werden, wie Asam mitteilt: In einer Glasvitrine, die schon in Auftrag gegeben ist, soll eine Schaufensterpuppe in original Elbogener Tracht ausgestellt und vor dem Bürgermeisterzimmer im Rathaus platziert werden, um auf das künftige Museum hinzuweisen. Augenzwinkernd sagt Asam: „Die Elbogenerin wartet darauf, in ihre geschichtsträchtigen Räume zurückkehren zu können.“

    Der Adler hat eine besondere Bedeutung für die Vertriebenen

    Denn für die in Illertissen gestrandeten Egerländer und andere Vertriebene aus dem Sudetenland war das damals noch bewirtschaftete Gasthaus die Anlaufstelle schlechthin. Asam erzählt, wie sich die Eghalanda Gmoi dort gründete und Elbogener Vertriebene ihr erstes Treffen veranstalteten. Auch der Vertrag zur Patenschaft über das heutige Loket sei in der Wirtschaft unterzeichnet worden. Selbst der zugehörige Metzger war ein Sudetendeutscher. „Im Adler wurden Taufen gefeiert, Leichenreden gehalten und vor allem fanden die ersten Hochzeiten zwischen Vertriebenen und Einheimischen statt“, so Asam. Für sie ist das viel zitierte Wort Versöhnung keine Floskel sondern eine von ihr stets für notwendig erachtete Entwicklung. Wenn in zwei Jahren das Museum übersichtlich und informativ für nachfolgende Generationen zurückgekehrt sein wird, geht für die Kulturwartin ein Lebenstraum in Erfüllung. Jede Menge Zeit hat sie in Pflege und Wartung investiert, ihre Liste an zugehörigen Geschichten ist lang.

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