„Wie ein Film. Wie ein geiler Film.“ So umschrieb Romario Rösch die Tage im Mai dieses Jahres. Mit dem SSV Ulm 1846 Fußball hat er als Aufsteiger die 3. Liga gerockt, die Meisterschaft gewonnen und den Durchmarsch in die 2. Bundesliga gefeiert – nach 24 Jahren Abstinenz und drei Insolvenzen. Erst im Donaustadion, zwei Wochen später mit über 10.000 Fans auf dem Münsterplatz. Der Verein schrieb im Frühsommer ein weiteres Kapitel seines jungen Fußballmärchens. Das wurde wenige später in Teilen sogar verfilmt. „Ulmaufhaltsam“ heißt die Dokumentation, knapp eine Stunde lang, in der die letzten beiden Saisonspiele sowie große Emotionen, Einblicke in die Kabine und viele bewegende Szenen zusammengeschnitten worden sind.
Eine der Hauptrollen spielt dabei natürlich Johannes Reichert. Kopf der Truppe, unumstrittene Identifikationsfigur. Seit der F-Jugend spielt er für den SSV. Er verkörpert wie kein anderer all die Tugenden, die den Aufsteiger in den vergangenen Spielzeiten so stark gemacht haben. Leidenschaft, Wille, Emotionen und Unbekümmertheit. Bei der Party nach der Drittliga-Meisterschaft im Mai war Reichert Vorsänger und Feierbiest. Seine Beiträge aus dem Ulmer Nachtleben im sozialen Netzwerk Instagram gingen viral. Noch immer sagt er: „Jeder, der mich kennt, weiß wie sehr ich für diesen Verein brenne und wie groß dieser Traum für mich war, mit dem SSV irgendwann wieder Erfolg zu haben.“
Das Donaustadion muss für viel Geld modernisiert werden
Der Aufstieg brachte aber auch neue Herausforderungen für den SSV Ulm 1846 Fußball. Die finanziellen Mittel sind beschränkt, spektakuläre Transfers waren nicht möglich. Das städtische Donaustadion musste für fast zwei Millionen Euro modernisiert werden, um die Anforderungen der Deutschen Fußballliga (DFL) zu erfüllen. Inzwischen ist der Höhenflug der Spatzen gestoppt, sie kämpfen in der 2. Bundesliga um den Klassenerhalt. Der Vertrag von Trainer Thomas Wörle wurde dennoch bereits bis 2027 verlängert.
Auch für die Basketballer von Ratiopharm Ulm war 2024 ein spannendes Jahr. Erstmals waren sie als Meister in der Bundesliga nicht mehr Jäger, sondern die Gejagten. Jeder packte gegen den Titelträger noch einmal ein paar Prozent mehr drauf. Am Ende kam das Play-off-Aus enttäuschend früh schon im Viertelfinale gegen Würzburg, im Pokal verloren die Ulmer das Finale gegen den FC Bayern München. Mit der Saison 2023/2024 ging auch die Amtszeit von Meistertrainer Anton Gavel zu Ende. Er verabschiedete sich aus familiären Gründen zum Liga-Konkurrenten Bamberg. Dort hat Gavel seine beste Zeit als Spieler erlebt, gilt seitdem als Volksheld, seine Frau kommt aus der Stadt. Den Trainerjob in Ulm macht jetzt Ty Harrelson. Der 43-jährige Amerikaner arbeitete zuvor in Vechta, ebenfalls in der Bundesliga. Für ihn und seine Mannschaft brachte der Herbst dieses Jahres nicht nur einen erfolgreichen Start in die neue Spielzeit, sondern auch eine neue Erfahrung: Die Ratiopharm-Basketballer wurden als erste Mannschaft überhaupt aus der deutschen Bundesliga zu einem Testspiel in der Halle eines NBA-Teams eingeladen, nahmen für den Vergleich mit den Portland Trail Blazers sämtliche Strapazen und Reisekosten auf sich. Dass die Partie vor 12.000 Zuschauerinnen und Zuschauern und sogar einer kleinen Reisegruppe aus Schwaben mit 100:111 verloren ging, dürfte am Ende niemanden wirklich geärgert haben.
Nicht nur die Basketballer blieben 2024 titellos, auch der FV Illertissen. Nach 14 Siegen in Folge und den Triumphen in den Jahren 2022 und 2023 war für die Regionalliga-Fußballer im bayerischen Totopokal im Halbfinale 2023/2024 Schluss. Gegen den FC Ingolstadt gab es eine 1:4-Niederlage. In der vierthöchsten Spielklasse zählt die Mannschaft von Trainer Holger Bachthaler aber nach wie vor zu den Top-Teams. Die vergangene Saison wurde auf Platz fünf abgeschlossen. In der laufenden Spielzeit überwintert der FVI im Pokal-Wettbewerb, trifft im Halbfinale erneut auf Ingolstadt. Und in der Liga sind die Spitzenplätze noch in Reichweite.
Einen Spitzenplatz nimmt inzwischen auch Neu-Ulm unter den Veranstaltungsorten des deutschen Sports ein. Die Ratiopharm-Arena war 2024 gleich mehrfach Bühne großer Wettkämpfe von Weltklasse-Schützen, Tischtennis-Assen und den deutschen Handball-Frauen. Die haben beim Turnier in Neu-Ulm das Ticket für die Olympischen Sommerspiele in Paris gelöst. Dort wäre eigentlich auch Zehnkämpfer Manuel Eitel startberechtigt gewesen. Doch kurz vor seiner Abreise machte dem Leichtathleten des SSV Ulm 1846 eine Corona-Infektion einen Strich durch die Rechnung.
Aufsteigerin des Jahres ist zweifelsohne Biathletin Julia Tannheimer. Die Ulmerin gewann bei der Junioren-WM in Estland zwei Mal Gold und doppelt Silber, bei ihrer Weltcup-Premiere in Ruhpolding beeindruckte die 19-Jährige die Fachwelt mit starken Leistungen und ihrer Unbekümmertheit. Ihren Lauf auf höchstem internationalen Niveau setzt sie in diesem Winter fort.
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