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Wettenhausen: So ist Ex-CSU-Politiker Nüßlein am neuen Klostergasthof beteiligt

Wettenhausen

So ist Ex-CSU-Politiker Nüßlein am neuen Klostergasthof beteiligt

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    Der frühere Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein hatte maßgeblichen Anteil daran, dass in Wettenhausen eine Klostergaststätte entstanden ist.
    Der frühere Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein hatte maßgeblichen Anteil daran, dass in Wettenhausen eine Klostergaststätte entstanden ist. Foto: Bernhard Weizenegger

    Eine offizielle Eröffnung steht noch aus, bis der Laden richtig läuft, die Verantwortlichen zum Durchschnaufen gekommen sind und den richtigen Termin gefunden haben. Seit zwei Wochen wird bereits gekocht und ausgeschenkt, gegessen und getrunken in der neuen Klostergaststätte "Zum goldenen Pflug" in Wettenhausen. Der Name geht auf den Vorschlag einer Leserin der Günzburger Zeitung zurück, die Dominikanerinnen konnten sich sofort mit der Namensidee anfreunden. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, ist einer der Gesellschafter der neu gegründeten Betreibergesellschaft Monasterium GmbH & Co. KG der ehemalige CSU-Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein, der über die Maskenaffäre gestolpert und aus seiner Partei ausgetreten ist.

    Nüßlein: Strafverfolgung war eine "ausgemachte Sauerei"

    Strafrechtlich konnte ihm aus den mit großzügigen Provisionszahlungen verbundenen Maskendeals kein Strick etwa wegen Abgeordnetenbestechlichkeit gedreht werden. Dieses Verfahren ist höchstrichterlich abgeschlossen. Eine steuerliche Streitfrage ist noch offen. Immer mehr Leute merkten, lautet die Erzählung aus Nüßleins Sicht, dass die Strafverfolgung eine "ausgemachte Sauerei" und "politisch hoch motiviert" gewesen sei. Den einzigen Rechtsbruch habe die Generalstaatsanwaltschaft München begangen, in dem sie beispielsweise sein Haus durchsucht habe. Die Unkorrektheit jener Maßnahme sei vom Bundesgerichtshof bestätigt worden.

    Die Wirtschaft (hier aus dem Blickwinkel des Biergartens betrachtet) ist nach einem Umbau im Hauptgebäude untergekommen.
    Die Wirtschaft (hier aus dem Blickwinkel des Biergartens betrachtet) ist nach einem Umbau im Hauptgebäude untergekommen. Foto: Bernhard Weizenegger

    An diesen Sätzen am Telefon ist zu spüren, wie sehr Georg Nüßlein noch immer mit der Maskenaffäre hadert. Er wollte eigentlich keine Interviews mehr geben, sondern als Privatmann "einfach meine Ruhe haben", wie er sagt. Und auch von Dorffesten und ähnlichen Ansammlungen habe er "in diesem und für die beiden nächsten Leben genug". So mussten Schwester Theresia Mende, die Priorin des Klosters und Subpriorin Amanda Baur ihre ganze Überzeugungskunst aufbringen, um den früheren, einflussreichen Politiker zu einer Art Grillfest im Kloster Wettenhausen zu bewegen. Die Feier war ein Zeichen des Danks an die Nachbarn und Bewohner des Dorfes, die wegen der Gastronomie in Zukunft wohl mehr Verkehr als bisher ertragen müssen. 

    Georg Nüßlein ist ein Freund und Unterstützer des Klosters

    Um die 250 Bürgerinnen und Bürger waren gekommen. Die Gelegenheit nutzte die Priorin, um sich vor Nüßlein zu stellen und die Zusammenarbeit mit ihm zu begründen. Der Münsterhauser ist seit Langem als Freund und Unterstützer des Klosters tätig. Hubert Hafner junior, Geschäftsführer der gemeinnützigen Kloster Wettenhausen Entwicklungs GmbH, nennt Nüßlein einen "Eisbrecher". Ihm sei es gelungen, aus einem Sonderfonds des Bundes, der für bedeutende nationale Denkmale vorgehalten worden ist, fünf Millionen Euro zu bekommen (Nüßlein: "An dem Coup habe ich zehn Jahre gearbeitet"). Erst dann zogen Diözese, Freistaat und weitere Beteiligte nach. Ohne diese Kettenreaktion wäre die laufende Sanierung des Klausurtrakts nicht denkbar gewesen. Hafner junior ist übrigens zudem Geschäftsführer der Monasterium Verwaltungs GmbH. Sie führt die Geschäfte der gleichnamigen GmbH & Co KG. Neben Nüßlein ist das Kloster selbst mit gleichen Anteilen beteiligt. Der dritte Gesellschafter kommt aus dem Investmentbereich, den Nüßlein für das Projekt nach Informationen unserer Redaktion gewonnen hat. Er hält die Hälfte der Anteile der beiden Erstgenannten. 

    "Wenn man ein richtiges Zentrum schaffen will, brauchst du eine Gastronomie", sagt Georg Nüßlein. Die Priorin, der Geschäftsführer und er als Mitgesellschafter waren sich schnell einig, im Hauptgebäude, wo noch Ende des vergangenen Jahres der Kindergarten untergebracht war, "mutig umzubauen". Innerhalb eines halben Jahres ist dies geschehen. 

    Der Koch aus Transsylvanien bereitet in Wettenhausen schwäbische Spezialitäten zu

    Die Innenarchitektur ist ebenfalls ein Werk des einstigen Christsozialen. Ein Beispiel dafür sind die neuen, auf gotisch getrimmten Wandverkleidungen. "Die Leute sollen reinkommen und das Gefühl haben, dass da schon etwas war. Sie sollen das Thema ,Kloster' spüren." Nicht hilfreich wäre "irgendein moderner Dreck" gewesen, sagt Nüßlein, der einst nahe daran war, Kunstgeschichte zu studieren. "Das hätte ich im Rückblick wohl besser machen sollen", meint er selbstironisch über die Wahl, in die Politik zu gehen. Das Personal – inzwischen sind es zehn Vollzeit- und Teilzeitkräfte – hat der Ex-

    Herrgottswinkel im Inneren des Gasthauses.
    Herrgottswinkel im Inneren des Gasthauses. Foto: Till Hofmann

    Der 54-Jährige denkt bereits über die "Wirtschaft an einem besonderen Ort" hinaus. Der Ökonomieteil des Klosters müsse ordentlich in Schuss gebracht werden. "Wir brauchen auch Gästezimmer." Wie aber finanzieren? Der ehemalige stellvertretende Vorsitzende der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion will dafür private Investoren suchen. "Da findet sich schon jemand. Man muss nur ein wenig kreativ sein." Über die Dauer seines Engagements in Wettenhausen sagt Georg Nüßlein: "Solange die das wollen und meine übrigen Geschäfte dem nicht im Wege stehen, bin ich dabei." 

    Hinter dem Tresen in der Klostergaststätte wird der frühere CSU-Politiker Nüßlein nicht stehen

    Operativ wird der frühere CSU-Parteimann nicht im Wirtshaus "Zum goldenen Pflug" tätig werden. So wenig wie in der Politik. Wobei ihn durchaus reizen dürfte, dem einen oder anderen Parteifreund vom Tresen weg einmal kräftig einzuschenken.

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