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Wettenhausen: Abwechslungsreicher Auftakt beim Kulturfestival Wettenhausen

Wettenhausen

Abwechslungsreicher Auftakt beim Kulturfestival Wettenhausen

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    Auftakt Landkreisfestival in Wettenhausen. Der Klosterchor und viele begabte Nachwuchsmusiker aus dem Landkreis füllten drei Stunden Programm, moderiert von Nina Kaimer.
    Auftakt Landkreisfestival in Wettenhausen. Der Klosterchor und viele begabte Nachwuchsmusiker aus dem Landkreis füllten drei Stunden Programm, moderiert von Nina Kaimer. Foto: Helmut Kircher

    Klassische Appetithappen im zeitgenössischen Jazzgewand. Es war schon ein beachtliches Quantum gehobenen Entertainments, das sich in diesem Perpetuum mobile überwiegend popgewordener Kultur, die Fröhlichkeit direkt ins Stammbuch geschrieben hat. Hermann Skibbe und Jenny Schack organisierten es, Nina Kalmer als Moderatorin verfügte über das charmant funkelnde Fluidum, mit dem sie jeden und jede aller Ausführenden als Herzstück des Klangkostüms in den Mittelpunkt stellte und Landrat Hans Reichart versprach einen Abend zum Genießen mit einem musikalisch hochtalentierten Künstlernachwuchs. Unmittelbar folgend: Auftritt Klosterband im Dominikanerinnenhabit.

    Von einer Aura himmlischer Spätkarriere á la Sister Act umflort. Ihr erstes öffentliches Auftreten nach ihrem Sensationserfolg vor zwei Wochen beim Vocation Music Award in Mannheim (4. Platz unter 20 Teilnehmern), mit dem selbst gedichteten und komponierten „Berufungs“-Song. Titel: „Bester Bräutigam der Welt“. Allein damit machten sie gehörig Laune beim Publikum, die Ordensschwestern Mechtild, mit Priorin Mater Amanda am Keyboard, mit der vergnügt dauerlächelnden Gitarrenbegleiterin Magdalena und mit Lucia. Nein, keine Live-Show aus dem Ordensmilieu, wie Schwester Mechtild augenzwinkernd betonte: „Wir sind keine Songprofis, wir sind Berufungsprofis!“

    Ausgezeichneter Musik-Nachwuchs tritt in Wettenhausen auf

    Anders das zwölfjährige Harfentalent Pia Wagner, Jugend-musiziert-Preisträgerin, schon als Achtjährige mit der Günzburger Kulturmedaille ausgezeichnet. Täglich sitzt sie zwei bis drei Stunden an ihrem Instrument. Das Resultat: leichtfüßig flinke Finger, flüssig routinierte melodische Entfaltung, farbig, frech, überraschend. Anna Rall, ebenfalls zwölf Jahre alt, ebenfalls preisgekrönt, hat sich dem Marimbaphon verschrieben. Mit vier Schlägeln vermag sie - klangbegleitet von ungebändigt vehementem Ausdruckswillen - facettenreiche, wild geladene Tonkaskaden zu entfesseln. Mit Platz eins beim Bundeswettbewerb Jugend-musiziert kann die 15-jährige Lena Wieser aufwarten, gilt sie doch als beste Euphoniumspielerin ihrer Altersklasse. Ein aufstrebendes Talent im Blechbereich, das mit spieltechnisch souveränem Vermögen die bläserische Szene aufmischt. Was für eine Stilvielfalt, welche interpretatorischen Fähigkeiten, auf langem Atem gehaltene Phrasierungen und was für eine brodelnde Brillanz im Hochgeschwindigkeits-Stakkato.

    Mit hippiesk angeschrägtem Vokabular wagte sich das Saxofonduo Levi Titze und Miriam Herreiner auf Spiritualitätssuche in Harry Potters magische Klangzauberwelt. Marie Kattai, begleitet von Kollegin Annas spritzigem Parlandosound auf der Akustikgitarre, begeisterte mit farbreichem Flötenfuror in Jacques Iberts, den spanisch folkloristisch gestimmten Wohllaut betonenden, „Entr`acte“. Im Doppelpack meldeten sich die „Lokalmatadore“ des gastgebenden St. Thomas-Gymnasiums zu Ton: die Jungen Blechbläser und die Jungen Streicher. Blechgewalt gegen Saitensanftmut? Triviales gegen Tiefsinniges? Mitnichten. Haben sich Erstere doch für feierlich majestätischen Haydn entschieden und Letztere für das gleitende Melos in „Arielles Wellenreise“ und einer rhythmisch poinitierten „Sunday Party“.

    Anton Bareis überzeugt in Wettenhausen auf seiner Akustik-Gitarre

    Zeit, dass sich die altväterlich anmutenden Melodiebögen eines Retro-Sound-Klangbades verabschiedeten und Platz machten für Discofunk, Hardbop Drive, pulsierenden Beat und rhythmussatten Jazzrock. Anton Bareis, 14, Jugend Musiziert-Preisträger der Kategorie Pop, und seine Akustik-Gitarre brachten den Free- und Cool Jazz-Teppich swingend zum Fliegen.

    Vom digitalen Dasein zur Live-Präsentation schafften es Teodora Rajakovac (Gesang) Laura Baur und Anton Bareis (Guitar), Johann Brenner (Bass) und Simon Schwinn (Cajon) mit ihrem Projekt „Cloud Sound“. Mit „time after time“ spielten sie, sanglich bewegend und instrumental klangscharf auf der verschlungenen Klaviatur der Emotionen. Auf zwei Neuntklässlerinnen der Realschule Thannhausen, Janina Wehner und Katharina Ortner, reduzierte Corona die dortige Schulband. Doch die beiden setzten mit „Count on me“ ein sangliches Highlight, zogen alle Register einer sich in Klänge verlierenden Legatokultur, die wiederum ein fasziniert mitgehendes Publikum in spontane Mitklatschlaune versetzte. Mit „Highway to hell“ und „AC/DC“ holte der Pop-Fundus zu postmoderner Zerstückelung jeglicher Heiligtümer seelensuchender Musikkultur aus. Nina Cela (12), so zierlich die Person so rockig die Röhre, versetzte die reine Lehre beschworener Hardrockverzückung in eine Komplexität praktizierter Stimmband-Ästhetik. „Mein Vater hat`s gehört, dann hat es mir auch gefallen. Elijah Andreula (16) seit einem Jahr ausübender E-Gitarrist und bekennender Metal-Liebhaber gelang eine bravouröse Steigerung mit Beethoven. Mit der Heavy-Metal-Fassung seiner Mondscheinsonate. Gelinde gesagt, eine Explosionsstretta. Er sagte: „Auf YouTube gehört. Dachte mir, das probierst du auch mal.“

    Auftakt Landkreisfestival in Wettenhausen. Der Klosterchor und viele begabte Nachwuchsmusiker aus dem Landkreis füllten drei Stunden Programm, moderiert von Nina Kaimer.
    Auftakt Landkreisfestival in Wettenhausen. Der Klosterchor und viele begabte Nachwuchsmusiker aus dem Landkreis füllten drei Stunden Programm, moderiert von Nina Kaimer. Foto: Helmut Kircher

    „Musical unplugged“ vom St.-Thomas-Gymnasium mit einer Minivorschau auf „Miss Undercover“, dem Musical das im Februar auf dem Plan steht. Das Gesangsduo Leda Baumgartner/Marie Schubert, Schlagzeuger Moritz Fischer und Elias Smalko am E-Piano präsentierten drei Songs aus dem Stück. Dezent swingender Musicalsound, melodisch wohlgeordnet, vom Ohren- und Seelenschmeichler bis zur Melomanie im Herzblutrhythmus. Zum Finale dann Songs zum Schmusen und Schmeicheln um Liebe, Lust- und Leidenschaften. Schwebend leicht und mühelos lyrisch setzte Hanna Baumgartner ihr Stimmvolumen über den fabelhaft frei formulierten Klangteppich des am E-Piano begleitenden Elias Smalko. Grandios, mit welch großer Liebe zum kleinen Detail die beiden Musikstudenten aufeinander eingingen.

    Den Schlusspunkt zum mehrstündig ungezwungenen Vergnügen setzte die Klosterband mit Abendgebet, gesungenem Segen und der klaren Aussage „Behüte mich Gott, denn ich vertraue dir…“

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