Riesige Bierzelte, beeindruckende Fahrgeschäfte und scheinbar endlose Menschenmassen: Die großen Volksfeste haben begonnen. Einen wesentlichen Teil des Spektakels bilden die Besucher, welche großteils in traditioneller Tracht erscheinen: Dirndl und Lederhosen, so weit das Auge reicht. Welche Schnitte, Stoffe und Farben dieses Jahr besonders beliebt sind und worauf die Kunden beim Kauf achten sollten, verraten Claudia Nusser, Geschäftsführerin des ,,Bekleidungshaus Nusser-Mode und Tracht‘‘ in Günzburg und Corinna Nußbaumer, Geschäftsführerin der ,,Trachtenstube Nußbaumer‘‘ in Leipheim.
,,Ein Dirndl steht jeder Frau‘‘, findet Claudia Nusser, die gemeinsam mit ihrem Sohn Vincent und mehreren Angestellten in dem 66 Jahre alten Familienbetrieb in der Günzburger Innenstadt arbeitet. Um auch für jede Kundin das geeignete Dirndl mitsamt Bluse, Dirndlkleid und Schürze zu finden, berät sie diese ausgiebig. „Besonders beliebt sind momentan Spitzenblusen‘‘, so Nusser.
Hochgeschlossene Dirndl-Blusen seien eine neuerer Trend
Eine weitere neue Entwicklung seien hochgeschlossene Dirndl-Blusen. Die gäbe es noch nicht so lang: ,,Das hat sich innerhalb der letzten zwei Jahre entwickelt‘‘, berichtet Nusser. Besonders geeignet seien hochgeschlossene Blusen für alle, die ihr Dekolleté bedeckt halten möchten. Obwohl dieser Blusen-Schnitt neuer sei, verkaufe das Bekleidungshaus Nusser in Günzburg mittlerweile gleich viele hochgeschlossene wie tief ausgeschnittene Dirndl-Blusen, meint Claudia Nusser. Für sie sei klar: Ohne Dirndl-Bluse aufs Oktoberfest: ein absolutes No-Go. Corinna Nußbaumer macht bei ihren Kunden eine ähnliche Beobachtung, hochgeschlossene Blusen seien momentan stark gefragt.
Vereinzelt zeigte sich der Trend-Stoff der Saison bereits im vergangenen Jahr, weiß Nusser: Samt, der in vielen verschiedenen Farben die Dirndl auf Wiesn und Co. schmückt. Laut Nußbaumer seien zusätzlich Spitzenschürzen „immer noch sehr beliebt.“ Farblich seien vor allem helle Dirndl gefragt, des Öfteren auch mit blumigen Mustern, erklärt Nusser. Nußbaumers Kundschaft in Leipheim bevorzuge hingegen grüne und blaue Tracht. Sie vermutet außerdem, dass das Leo-Muster „in der nächsten Saison wieder dezent aufleben wird.“ Auch die Accessoires seien Trend-abhängig: „Geflochtene Haarreife und Blumenkränze sind ganz aktuell, sie sind einfach praktisch für alle, die am Morgen keine Stunde vor dem Spiegel stehen möchten“, mutmaßt Nusser.
Die Bekleidungshäuser in Günzburg und Leipheim bieten neben klassischen und modernen Dirndl auch Trachten für Männer an. Und auch bei diesen gebe es einige Trends. In den letzten paar Jahren seien vor allem kurze, bis zum Knie reichende Lederhosen mit Gürteln sehr beliebt, erklärt Nusser. Gefragt sei auch farbiger Stick auf den Hosen. Bei den Hemden seien vor allem rot-weiße, blau-weiße, grün-weiße und schlichte weiße Hemden Dauerbrenner: ,,Die gehen immer‘‘, so die Geschäftsführerin. ,,Top-aktuell‘‘ seien laut Nußbaumer zudem weiße Hemden in Verbindung mit Gilet, einer Art Weste. Das No-Go für die Männer: Weiße Socken. Traditionelle helle oder bräunliche Trachtensocken, die gut zur Hose passen, findet Caludia Nusser geeigneter. Accessoires für Männer sind ebenfalls geboten: Laut Nußbaumer seien Hüte, Charivari, Messer und Flaschenöffner eine gute Wahl.
Auch für Kunden, die keine Tracht tragen möchten, gibt es Möglichkeiten
Auch die verschiedenen Möglichkeiten, die Dirndl-Schleife zu platzieren, seien entscheidend für das Volksfesterlebnis, meint Nusser. Wer sich die Schleife rechts bindet, sei vergeben, wer sie links trägt, single. Mittig, auf dem Rücken positionierte Schleifen signalisieren, dass es sich um eine Witwe oder eine Bedienung handle, mittige Schleifen vorn deuteten hingegen darauf hin, dass Frau ,,für alles offen‘‘ sei, erklärt Nusser und lacht.
Im Trachtenverkauf habe sich in den letzten Jahrzehnten recht viel verändert, da stimmen die Geschäftsführerinnen überein: ,,Die Tracht ist modischer geworden. Es ist nicht mehr wie früher, dass Tracht unbedingt traditionell sein muss. Stattdessen beeinflussen aktuelle Trends die Kunden‘‘, berichtet sie. Nußbaumer bestätigt diese Beobachtung: ,,Der Trend hat sich in den letzten Jahren Richtung alltagstauglich geändert. Tracht sollte nicht nur zwei- bis dreimal im Jahr getragen werden, sondern so oft wie möglich.‘‘ Und für alle, denen nicht danach ist, auf den Volksfesten in Tracht zu kommen, gebe es Alternativen, wie zum Beispiel Trachten-T-Shirts mit passenden Motiven, erzählt die Geschäftsführerin in Günzburg.
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