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Warum die Jahnstraße in Burgau keine Spielstraße wird

Burgau

Jahnstraße in Burgau wird trotz Unterschriftenliste nicht zur Spielstraße

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    Wenn es nach den Anwohnern der Jahnstraße geht, soll dort ein verkehrsberuhigter Bereich entstehen. Der Bauausschuss sah das aber anders.
    Wenn es nach den Anwohnern der Jahnstraße geht, soll dort ein verkehrsberuhigter Bereich entstehen. Der Bauausschuss sah das aber anders. Foto: Ralf Gengnagel

    Die Jahnstraße, eine ruhige Anwohnerstraße in Burgau, sorgte für lebhafte Diskussionen im Bauausschuss: 17 Anwohner haben sich mit einer Unterschriftenliste an die Stadt gewandt, um dort einen verkehrsberuhigten Bereich zu erwirken. Grund dafür seien die spielenden Kinder, die täglich auch die Straße nutzen. Nach eingehenden Beratungen und Stellungnahmen der Stadtverwaltung und Polizei, fiel die Entscheidung, allerdings gegen eine Spielstraße. Es gibt gute Gründe, warum sich der Ausschuss dagegen entschied.

    Laut dem Antrag der Anwohner, auf den Bürgermeister Martin Brenner (CSU) in der Sitzung einging, sei die Jahnstraße ohnehin nicht wie eine typische Verkehrsstraße gestaltet. Es gebe weder ausgewiesene Fahrbahnen noch Gehwege, und so teilen sich Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer die Straße. „Das entspricht schon den Merkmalen eines verkehrsberuhigten Bereichs“, argumentieren die Anwohner in dem Schreiben. Viele von ihnen seien besorgt um die Sicherheit ihrer Kinder, die die Straße täglich nutzen. Kinder seien oft auf der Straße unterwegs, um den öffentlichen Spielplatz an der Jahnstraße oder die nahegelegene Bushaltestelle an der Augsburger Straße zu erreichen. Im Schreiben der Anwohner ist die Rede von mehreren riskanten Situationen, bei denen Autos erst im letzten Moment vor spielenden Kindern anhalten konnten. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Kind von einem Auto erfasst wird“, warnen die Eltern in ihrem Antrag. Die geforderte Lösung: Eine Herabsetzung der ohnehin schon geltenden Tempo 30-Zone-Regelung auf Schrittgeschwindigkeit sowie bauliche Maßnahmen wie Bremsschwellen oder Pflanzkübel, um Autofahrer zur Langsamfahrt zu zwingen.

    Polizei und Stadträte stehen Anliegerantrag skeptisch gegenüber

    Die Stadtverwaltung erklärte, die Voraussetzungen für einen verkehrsberuhigten Bereich würden zwar vorliegen, doch seien daran auch Konsequenzen geknüpft. Im verkehrsberuhigten Bereich dürfe nur auf markierten Flächen geparkt werden. Das sei nicht so einfach, wie Stadtbaumeister Werner Mihatsch betont: „Aufgrund der geringen Straßenbreite und der vielen Grundstückszufahrten ist eine Kennzeichnung von Parkflächen in der Jahnstraße schlichtweg nicht möglich.“ Die Parksituation würde damit zum Problem.

    Auch die Polizei Burgau äußerte sich in einer Stellungnahme zurückhaltend. Grundsätzlich stehe man der Idee eines verkehrsberuhigten Bereichs zwar positiv gegenüber, betonte jedoch, dass eine Straße nicht zum Spielen gedacht sei, sondern dem allgemeinen Verkehr diene. Die Polizei verwies darauf, dass in der Jahnstraße überwiegend Anwohnerverkehr herrsche, weshalb gegenseitige Rücksichtnahme gelten sollte. Es liege zudem in der Natur des Straßenverkehrs, dass Risiken nie komplett auszuschließen seien. Den Verkehr komplett zu verbannen, sei keine Lösung.

    Tempo 30- Zone bleibt in der Burgauer Jahnstraße bestehen

    In der Diskussion des Bauausschusses wurden überwiegend die Meinungen laut, die letztlich zu einer Ablehnung des Antrags führten. Heidi Häuser (FW) äußerte ihren Zweifel, dass die Einführung eines verkehrsberuhigten Bereichs das gewünschte Ergebnis bringen würde. Dritter Bürgermeister Herbert Blaschke (FDP) sprach sogar von einem „unsinnigen Antrag“, da es sich in diesem Bereich ausschließlich um Anliegerverkehr handele. Frank Rupprecht (CWG) machte deutlich, dass die bereits geltende 30er-Zone ausreiche und eine zusätzliche Regelung eher neue Probleme schaffen könnte: „Die Leute, die jetzt schon zu schnell fahren, werden auch im verkehrsberuhigten Bereich zu schnell fahren.“ Rupprecht warnte zudem, dass das Fehlen markierter Parkflächen neue Konflikte mit sich bringen könnte, da Verstöße gegen Parkregelungen dann häufiger geahndet werden müssten. „Am Ende schicken wir die Parkraumüberwachung dorthin, es gibt Strafzettel, und die Anwohner sind unzufrieden. Wir verschlimmbessern die Lage nur und denken, wir schaffen eine gute Lösung, die gar keine ist“, erklärte Rupprecht.

    Heidi Häuser (FW) verwies ebenfalls auf die Tatsache, dass die Jahnstraße eine reine Anliegerstraße ohne Durchgangsverkehr sei und daher schon jetzt verhältnismäßig wenig Verkehr aufweise. Auch die zusätzliche Einrichtung eines verkehrsberuhigten Bereichs werde daher keinen nennenswerten Unterschied machen, so Häuser und meinte zudem, dass Eltern an der Straße immer auf ihre Kinder achtgeben müssten. Spielen sollte man auch nicht dort, dafür gebe es ja gerade den Spielplatz. Thorsten Brucker (CSU) äußerte ebenfalls Zweifel an der Wirksamkeit der Maßnahme: „Die Stellungnahme der Polizei sei zwar grundsätzlich positiv für eine Befürwortung der Spielstraße formuliert, aber im Kontext lehnt sie den Antrag praktisch ab.“ Für ihn ist klar: Ein verkehrsberuhigter Bereich sei keine sinnvolle Lösung für die Jahnstraße.

    Nach längerer Diskussion und Abwägung aller Argumente fiel die Entscheidung schließlich mit einer deutlichen Mehrheit gegen die Einrichtung eines verkehrsberuhigten Bereichs aus. Nur die Stimme von Eveline Kuhnert (Grüne) unterstützte den Antrag, alle anderen Ausschussmitglieder stimmten dagegen. Die Anwohner der Jahnstraße, die sich mehr Ruhe und Sicherheit in ihrer Straße erhofft hatten, müssen sich daher vorerst mit der bestehenden 30er-Zone zufriedengeben.

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