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Waldstetten: Carnevalsvereinigung Waldstetten baut besonderen Faschingswagen

Waldstetten

Carnevalsvereinigung Waldstetten baut besonderen Faschingswagen

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    Der LCV Waldstetten modelliert seinen Faschingswagen traditionell mit Pappmaschee aus Schnipseln der Günzburger Zeitung.
    Der LCV Waldstetten modelliert seinen Faschingswagen traditionell mit Pappmaschee aus Schnipseln der Günzburger Zeitung. Foto: Nadine Ballweg

    Fast schon therapeutisch hört es sich an, wenn die Mitglieder der LCV Waldstettengleichmäßig den Kleber über die Zeitungsschnipsel pinseln. So still ist es in der Garagenhalle während der fünften Jahreszeit jedoch nur selten. Normalerweise herrscht eine ausgelassene Stimmung, wobei das Lachen der Vereinsmitglieder die sanften Pinselstriche bei Weitem übertönt. Hier auf dem Hof der Familie Müller modelliert eine Gruppe der Lustigen Carnevalsvereinigung (LCV) Waldstetten ihren diesjährigen Faschingswagen – und benötigt dafür auch die Günzburger Zeitung.

    Seit einigen Monaten bestimmt der Bau des Faschingswagens die Wochenenden und so manchen Feierabend der Waldstetter Narren. Am 11.11. des vergangenen Jahres stimmten die Wagenbauer der LCV über das Thema des Waldstetter Umzugs ab, der am 19. Februar stattfindet. Dieses Jahr wird sich der Umzug dem Thema Märchen widmen. "Märchen sind der Hit. Waldstetten mischt kräftig mit" lautet das Motto für das bunte Treiben im Februar. Mit dem Märchen "Alice im Wunderland" will die Gruppe Müller die Narren verzaubern. Beim Bau dieses Wagens bleiben LCV-Mitglieder einer langjährigen Tradition treu.

    LCV Waldstetten verwandelt Günzburger Zeitung in Faschingswagen

    Bereits seit 1985 bauen die Waldstetter viele ihrer Wagen aus modelliertem Pappmaschee. Auch diese Saison wird seit Mitte Dezember an dem Konstrukt gewerkelt. Zu Beginn habe man mit Hasendraht die Form der Skulptur um den alten Deutz d25 Traktor drapiert. Anschließend begann das große Kleben. Schicht um Schicht bringen die ehrenamtlichen Arbeiter und Arbeiterinnen insgesamt fünf Lagen Zeitungsschnipsel an. Dafür nutze die LCV zum größten Teil alte Ausgaben der Günzburger Zeitung und deren Anzeigenblatt extra, erzählt Jürgen Plura, einer der Wagenbauer. "Die haben wir natürlich vorher alle durchgelesen", sagt er schmunzelnd, als er einen Stapel klein geschnittener Zeitungen auf dem Wagengestell ablegt.

    Insgesamt 100 Zeitungen auf einem Hasendraht-Modell verkleiden den Traktor.
    Insgesamt 100 Zeitungen auf einem Hasendraht-Modell verkleiden den Traktor. Foto: Nadine Ballweg

    Die benötigten 100 Zeitschriften kämen alle aus dem Altpapier sämtlicher Mitglieder. In Verbindung mit einer Mischung aus 20 Liter Tapetenkleister und zehn Litern Holzleim entsteht eine stabile Skulptur, die im Anschluss angemalt wird. Diese Arbeitsweise der LCV ist heutzutage etwas Besonderes, denn hier im Herzen Waldstettens wird die Tradition des Wagenbaus geliebt und gelebt. "Die meisten Vereine ziehen mittlerweile die Wagen einfach hinter einem Traktor oder einem Lastwagen her. Wir machen das nicht, wir verkleiden den Traktor wie früher komplett", so Martin Müller. Er ist eines von vier Geschwistern, die die Faschingstradition auf dem Familiengrundstück aufrechterhalten. Eine Woche vor dem Waldstetter Umzug prüft sogar der TÜV das fahrende Kunstwerk.

    Insgesamt 15 Personen arbeiten regelmäßig in der Garage am Faschingswagen. Jeden Freitag ab 14 Uhr treffe man sich in der großen Garagenhalle, um den Wagen zu bauen, so Martin Müller, "wenn es gegen Ende knapp wird, aber auch unter der Woche und am Wochenende". Jedes Mitglied der Gruppe, das hier regelmäßig baut, schneidet und kleistert, arbeitete jeweils ungefähr 40 Stunden an dem Faschingswagen, erzählt sein Bruder Peter Müller. Auf die Frage, ob sich 600 Stunden Arbeit für zwei Umzüge lohne, findet Martin Müller eine klare Antwort: "Wenn man das so sieht, lohnt es sich nicht, für die Umzüge allein. Aber nur darum geht es uns nicht. Uns geht es vor allem um die Geselligkeit." Auch Plura stimmt dem zu: "Es ist immer eine Gaudi bei uns!" Jeder bringe sich ein, wo man kann, selbst wenn einer mal nur einen Kasten Bier mitbringt. Es gingedarum, Zeit mit der Gruppe zu verbringen.

    Der Wagenbau des LCV Waldstetten hat eine lange Geschichte

    Bereits seit 1931 wird auf dem Grundstück der Familie Müller jährlich, während der fünften Jahreszeit, an Umzugswagen gebaut. "Damals wurden unsere Wagen sogar noch von Pferden gezogen. Aber gebaut wurde schon immer hier", so die Mutter der Müller-Geschwister, die gemeinsam mit Vereinskolleginnen und -kollegen aus dem Verein bis heute hier die Wagen für den LCV Waldstetten bauen. Ihre Schwester, Silke Eiserle ist mittlerweile neben Robert Imminger der Zweite Vorsitzende der Lustigen Carnevalsvereinigung. 

    Der Bau von Faschingswagen auf dem Hof der Familie Müller in Waldstetten hat eine lange Tradition.
    Der Bau von Faschingswagen auf dem Hof der Familie Müller in Waldstetten hat eine lange Tradition. Foto: Nadine Ballweg

    "Das Bauen mit dem Pappmaschee und dass wir das immer noch hier machen, das hat viel mit einer Verbundenheit und Tradition zu tun", so Martin Müller, dessen Sohn ebenfalls bereits Mitglied im Faschingsverein ist.

    Zu bestaunen gibt es diesen und fünf weitere Faschingswagen aus Pappmaschee der LCV an zwei Terminen. Zuerst beim Umzug in Waldstetten am Faschingssonntag, 19. Februar, in Waldstetten und erneut am 21. Februar in Weißenhorn.

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