Es war ein wahrer Handballkrimi beim Tabellenzweiten HT München, endlich einmal mit einem glücklichen Ende für den VfL Günzburg: Bis kurz vor Schluss schienen die Schwaben, die mehrmals in Führung gelegen hatten, wieder mal mit leeren Händen dazustehen, ehe sie nach einem 31:29-Rückstand nach 58 Minuten und 21 Sekunden durch Nico Jensen und Manuel Scholz in buchstäblich letzter Sekunde noch ausgleichen konnten. Bis das Unentschieden feststand, hatten sich die Akteure dieses Thrillers so einiges einfallen lassen.
Da war die schwierige Ausgangsposition: Cheftrainer Stephan Hofmeister wollte zunächst gar nicht mitfahren. Eine Statistik zeigte, dass in seinem Beisein die Mannschaft immer gegen HT verloren hatte, egal wie hoch sie zwischendurch in Führung lag. Dann fehlten aus dem ohnehin dünnen Kader mit Alexander und Michael Jahn sowie Gabriel Scholz drei wichtige Feldspieler. Doch auch die Gastgeber hatten ihr Päckchen zu tragen, neben Ausfällen musste im Vorspiel die Reservemannschaft personell gestärkt werden, um den Anschluss in der Oberligatabelle nicht zu verlieren.
Bis zum 8:9 durch den sehr überlegt spielenden Nicolai Jensen gaben die Schwaben den Takt vor, doch durch einen Viererpack der Borschel-Schützlinge schienen dann die Oberbayern ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden. Die erste Auszeit wurde genommen, für Sascha Langhans kam Torwart Patrick Bieber, der nach und nach zu immer größerer Form auflaufen sollte. Nach dem 15:12 durch Quentin Rodriguez brachten die spielfreudigen Noah Heisch und Daniel Jäger ihre Farben wieder heran. Nach dem 16:14 gelang zweimal Manuel Scholz mit Kunstwürfen und einmal Jonathan Cremer mit roher Gewalt die nächste VfL-Führung. Der Zeitpunkt hätte nicht günstiger sein können, gleich darauf folgte der Halbzeitpfiff. Mit einem Vorsprung, kurz vor Schluss erzielt, gingen die Günzburger gut gelaunt in die Pause.
Leo Spengler verwandelt zweimal aus spitzem Winkel
Keiner der begeisterten Zuschauer beider Lager konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass sie spielerisch den besten Teil des Spiels schon gesehen hatten. Unterschiedliche personelle und energetische Probleme plagten die Mannschaften in der zweiten Hälfte. So musste beim VfL Tempobolzer David Pfetsch auf der Bank bleiben. Für ihn kam Leo Spengler, der zwischendurch zum Helden avancieren sollte. Beide Teams machten es spannend, Philipp Steuck und Florian Wastl trafen für die Handballer aus dem Hachinga Tal zum 18:17. Nach dem 19:18 durch Benedikt Hagitte folgten wieder erfolgreiche VfL-Minuten. Leo Spengler verwandelte zweimal aus spitzem Winkel, der zweite Youngster Beni Telalovic traf aus dem Tempospiel und Daniel Jäger nutzte eine Chance gewohnt sicher zum 19:22. Nach dem 26:29 durch Nicolai Jensen gewannen im VfL-Block die Optimisten die Überhand, vor allem auch, weil Patrick Bieber sein Tor phasenweise vernagelte.
Dann aber kamen die Günzburger Zeitstrafen. Sind schon gleich viele Münchner auf dem Platz gefährlich, ist einer mehr kaum zu verteidigen. Außerdem schwächt es den Spielfluss einer Mannschaft, die ohnehin mittlerweile in ungewohnter Aufstellung agieren musste. Der Vorsprung schmolz. Die Oberbayern gerieten auf die Siegerstraße. Beim 31:29 eineinhalb Minuten vor Schluss sahen einige Zuschauer die weinroten Hoffnungen zerrinnen. Nicolai Jensen traf, ein weiter Pass zu Leo Spengler nach Linksaußen im Spannungsbogen der letzten Sekunden. Es reichte zum Wurf aus spitzem Winkel mit Körperkontakt. Das Schiedsrichtergespann entschied auf Siebenmeter.
Es lag mal wieder an Manuel Scholz, ob aus dem 31:30 doch noch ein Punktgewinn werden sollte. Der Routinier trat nur scheinbar unbeeindruckt an. Da Scholz stets kunstvoll und weniger hart wirft, dauerte es einige Sekundenbruchteile, bis der Ball langsam rechts oben ins Eckige bog. Riesenjubel bei den Schwaben, es fühlte sich wie ein Sieg an. Damit gelang endlich der Nachweis, dass ein Punktgewinn gegen HT für den VfL doch möglich ist. Für das kommende Heimspiel gegen den TSV Rothenburg haben die Günzburger beste Werbung in eigener Sache gemacht. Das sehr schwere Auftaktprogramm im neuen Jahr wurde ungeschlagen mit 7:1-Punkten absolviert. (AZ)
So haben sie gespielt
VfL Günzburg Bieber, Langhans; Pfetsch, T. Jensen, Spengler (2), N. Jensen (5), Heisch (4), Telalovic (1), Schmidt, Jäger (6), M. Scholz (8), Cremer (4), Prechtl (1).
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