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Sportskanonen: Daheim zwischen Himmel und Erde

Sportskanonen

Daheim zwischen Himmel und Erde

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    Erinnerungsfotos zieren die Wände in der Wohnung von Annette Schneider, darüber wirft ein Mini-Fallschirmspringer seinen Schatten.
    Erinnerungsfotos zieren die Wände in der Wohnung von Annette Schneider, darüber wirft ein Mini-Fallschirmspringer seinen Schatten. Foto: Foto: Andreas Baumer

    Burgau Man merkt Annette Schneider die Begeisterung förmlich an, wenn sie über die Faszination Fallschirmspringen spricht. Da springt sie schon manches Mal auf, um mit Gesten ihren Worten Ausdruck zu verleihen und zu veranschaulichen, wie denn eine Landung zu erfolgen habe oder wie eine Großformation zu bilden sei.

    Schneider ist Fallschirmspringerin aus voller Leidenschaft. Fünfmal sprang sie bei deutschen Rekorden mit. Erst vor ein paar Wochen konnte sie sich wieder in die Siegerliste eintragen lassen, als Mitglied einer 84er-Formation, die eine vorgegebene Figur ins Tal fliegen musste.

    Von jedem ihrer Erfolge hat sich die 53-Jährige ein Erinnerungsfoto einrahmen lassen. In einer kleinen Nische ihrer Wohnung sind die Bilder aufgehängt, darüber thront die Miniatur eines Fallschirmspringers. Zweifellos, die Burgauerin ist stolz auf ihre Errungenschaften.

    Wie viel Arbeit hinter diesen Leistungen steckt, das kann man nur erahnen. Man müsse schon das ganze Jahr über Sprünge absolvieren, um vorne dabei zu bleiben, berichtet Schneider. Gerade bei Formationssprüngen, wenn die Springer im freien Fall zusammen bestimmte Muster abbilden müssen, benötige jeder Einzelne hohe Konzentration und großes fliegerisches Können. Sie selbst springt jährlich etwa 100 Mal. „Das ist natürlich auch eine Frage des Geldes. Ein Sprung kostet immerhin 30 Euro“, schildert die 53-Jährige. Und Sponsoren suche man in dieser Sportart vergebens.

    Vor 20 Jahren fing Schneider an mit dem Fallschirmspringen. „Eigentlich war dieser Sport schon immer ein Kindheitstraum von mir“, erzählt sie. Aber irgendwann habe sie den Traum aus den Augen verloren. Bei einem Ausflug nach Dänemark entdeckte sie schließlich ihren Kindheitswunsch wieder. Danach ging alles ganz schnell. Im Juli 1991 begann die damals in Hamburg Lebende eine Schulung, im Oktober desselben Jahres erhielt sie die Lizenz zum Springen. Seitdem darf sie springen, wo sie will. Am liebsten allerdings, verrät Schneider, gehe sie ihrem Sport abends nach, wenn es oben am Himmel schon dunkel ist, unten aber noch hell. Der einzigartige Blick auf die Landschaft, den der kontrollierte Fall biete, sei großartig, schwärmt sie.

    Angstgefühle angesichts einer Höhe von bis zu 4000 Metern, den die Athleten als Ausgangspunkt für ihren Sprung wählen, würden im Lauf der Zeit abnehmen, fügt die 53-Jährige hinzu. „Die Schirme sind an sich technisch total ausgereift. Wenn etwas passiert, hat das normalerweise nur mit Fehlern der Springer selbst zu tun“, kann Schneider so manchen Laien beschwichtigen. Dennoch weiß sie von einigen Verletzungen zu berichten. Von ausgekugelten Armen oder gestauchten Beinen. Aber das Wichtigste ist nach Angaben der Burgauerin, dass man sich selbst nicht überschätzt. Dann passiere im Regelfall nichts.

    Neben dem Fallschirmspringen geht die Physiotherapeutin noch anderen Hobbys nach. Sie fährt oft Fahrrad und schwimmt gern. Außerdem habe sie früher im Verein Volleyball gespielt, so Schneider.

    Doch an ihre Lieblingssportart kommt nichts heran. Da ist es kaum verwunderlich, dass sie im nächsten Jahr einen weiteren Rekord in Angriff nehmen will, nämlich eine Formation mit 240 Springern in den Himmel zu zaubern.

    Daran, den Fallschirm in naher Zukunft an den Nagel zu hängen, denkt sie nicht. „So lange ich Spaß habe und gesund bleibe, höre ich bestimmt nicht auf“, sagt Schneider so überzeugend, dass man ihr das glauben muss.

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