Nach einer hart umkämpften Partie haben die Regionalliga-Handballer des VfL Günzburg beim TSV Rothenburg 32:31 (14:17) gewonnen. Das gesamte Emotionsspektrum des Sports zeigte sich kurz nach dem Abpfiff samt Rudelbildung auf dem Spielfeld. Die Schwaben fröhlich feiernd im siebten Handball-Himmel und die Mittelfranken fanden sich vom Sockel der Favoritenrolle gestoßen am Boden.
Hochmut kommt vor dem Fall
Nie und nimmer hatten die Gastgeber mit einer Niederlage gerechnet - vermutlich ihr Hauptfehler in dieser Begegnung. Überall hatten allzu kühne Rechner schon im Vorfeld verkündet, dass mit Kilian Weigl und Yannick Meye zwei Top-Torschützen den VfL verlassen hatten und das Team entsprechend geschwächt sei. Eine Milchmädchenrechnung, die nicht aufging, weil nun ganz andere Spieler bei Günzburg Verantwortung übernehmen dürfen. Sie taten es mit großer Kampfeslust.
All das erwies sich als zusätzliche Motivationspille für die Schwaben. Viel mussten sich die VfL-Trainer in diesem Bereich nicht mehr einfallen lassen, während die TSV-Spieler auf ihrem hohen Favoritenschild standen - lange durchaus stabil.
Ausgezeichnete Schiedsrichter
Bis zum 6:5 durch Maximilian Schmid führten die Gastgeber, angetrieben von ihrem begeisterten Publikum. David Pfetsch und Alexander Prechtl kippten zeitweilig die von den ausgezeichneten Schiedsrichtern Wolfgang Batzer und Heiko Schreiner geleitete Begegnung, der Gast führte. Die Günzburger Raumaufteilung wirkte optimiert.
Torwart Julian Lohner stand in der VfL-Anfangsaufstellung, konnte aber nicht verhindern, dass die körperlich starken TSV-Spieler das Heft des Handelns erneut in die Hand nahmen. Über ein 10:7 entfleuchten sie zum 13:8. Besonders der wuchtige Dennis Orf mit insgesamt sechs erfolgreichen Abschlüssen kam immer wieder zu leichten Toren aus der Distanz. Der VfL kämpfte. Patrick Bieber, mittlerweile zwischen den Pfosten, gab der Mannschaft neuen Rückhalt und als der stets kampfbereite Alexander Prechtl auf 14:17 verkürzte, folgte der Halbzeitpfiff auf Schlagdistanz.
Manuel Scholz ist wieder ein wichtiger Faktor
Viele gute und ausbaufähige Ansätze hatten die VfL-Trainer erkannt. Nach dem 18:14 durch Nedim Jasarevic gingen die Günzburger trotz aller Veränderungen munter auf Torejagd. Und sie machten den Rückstand wett. Manuel Scholz, der längst wieder zu einem wichtigen Faktor im VfL-Spiel geworden ist, glich zum 19:19 aus.
Nach dem 20:20 trafen die Hausherren zweimal durch Nikola Stojanovic und einmal durch Dennis Orf. Sollte das 23:20 schon die Siegerstraße sein? Nein. Mit fortlaufender Spielzeit wurde es hoch oben auf dem Favoritenschild zunehmend wackliger. Der hohe Günzburger Einsatz zeigte Wirkung. Gabriel Scholz, der seine Joker-Rolle entschlossen ausfüllte, glich in der 51. Minute zum 25:25 aus. Es war nun ein herrliches Gefecht auf Augenhöhe. Beide Teams riskierten zur Freude der zahlreichen Zuschauer alles. Der VfL Günzburg schien nun abgezockter. Nicolai Jensen traf zum wichtigen 28:26. Als Noah Heisch 100 Sekunden vor Schluss das 32:30 erzielte, machte sich bei den Günzburger Spielern Vorfreude auf einen möglichen Auswärtscoup breit.
Doch es ist Handball. Die dritte Zeittrafe gegen Beni Telaovic brachte noch einmal Unterzahl. Bis zum Ende wurde alles rausgehauen. Einen Kempa-Versuch der Gastgeber fing Manuel Scholz spektakulär ab. Es reichte. Die Atmosphäre war phänomenal.
Das Team rückt zusammen
Bis auf den erkrankten Joni Cremer und Torwart Sascha Langhans kamen alle VfL-Akteure zum Einsatz und waren für den Mannschaftserfolg mitverantwortlich. Andere Namen sind nun wichtig geworden beim VfL. So machte Nico Schmidt auf Rückraum-Mitte ein super Spiel. Arg auf die Zähne musste Michael Jahn mit einer Oberschenkelprellung beißen. Gerettet wurde sein Einsatz vermutlich durch Stephan Jahn, der kurzfristig mit ins Fränkische fuhr, um seinen großen Bruder zu tapen. An diesem Tag ist die Mannschaft sehr eng zusammengerückt. Das war neben Demut ihre kleine Chance. Danach wurde gefeiert. (AZ)
So haben sie gespielt
VfL Günzburg: Bieber, Lohner, Langhans; Pfetsch (4), M. Jahn (5), Prechtl (5), Christl, A. Jahn, Jensen (4), Heisch (4), Telalovic (1), Schmidt (3), Jäger, G. Scholz (3/2), M. Scholz (3), Cremer
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