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Handball: Der VfL Günzburg formuliert jetzt bescheidenere Ziele

Handball

Der VfL Günzburg formuliert jetzt bescheidenere Ziele

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    Das Regionalliga-Team des VfL Günzburg für die Saison 24/25.
    Das Regionalliga-Team des VfL Günzburg für die Saison 24/25. Foto: Verein

    Herrlich laut wird‘s wieder in der Rebayhalle, die Tribüne wird eine atmosphärisch dichte rote Wand abgeben und die Handballer des VfL Günzburg werden auf dem blauen Boden um Punkte rackern, schwitzen, sie werden hier jubeln und verzweifeln. Nach einer schier endlosen Vorbereitung startet die Bayernliga, die nun den noch ungewohnten Namen Regionalliga trägt, in die Saison 24/25. Erster Gegner der Weinroten ist am Samstag, 21. September (Spielbeginn: 19.30 Uhr), Drittliga-Absteiger HT München - und damit gleich ein Titelfavorit.

    Nach einer starken Drittliga-Rückrunde ging es für die Oberbayern zurück auf jene Spielebene, die der VfL an sich nach oben verlassen wollte. Doch die Schwaben scheiterten erneut am Aufstieg, mussten anerkennen, dass es mit TG Landshut, TV Erlangen-Bruck und HaSpO Bayreuth mittlerweile Teams gibt, die schlicht besser besetzt sind. Der fünfte Platz in der Endabrechnung war kein Zufall.

    Nun wird sich der VfL Günzburg mit neuen Zielen anfreunden müssen. Die Ursachen sind vielfältig.

    Bayerns Handball-Süden ist abgehängt

    Da ist zum einen der abgehängte bayerische Handball-Süden. Mit TuS Fürstenfeldbruck gibt es gerade einen einzigen Drittligisten, der sich zudem immer schwerer tut. Die große Handball-Musik wird in Franken gespielt. Der HC Erlangen spielt in der ersten Liga, der HSC Coburg in der zweiten und die DJK Rimpar ambitioniert in der dritten. Alle drei Vereine bieten seit Jahren Jugendarbeit auf höchstem Niveau. Ehemalige Bundesligaspieler und gut ausgebildete Talente tauchen zahlreich bei fränkischen Regionalligisten auf. Speziell Schwaben schwächelt dagegen: Seit Jahren gibt es kein Jugend-Bundesliga-Team mehr. TSV Friedberg, TSV Haunstetten und TSV Ottobeuren sind ambitionierte Oberligisten (früher Landesligisten), der TSV Niederraunau nicht mal mehr das.

    Viele schwäbische Topspieler und Talente spielen beim VfL Günzburg. Chefcoach Stephan Hofmeister betont: „Darauf dürfen wir stolz sein.“ Doch Profis sind beim VfL nicht finanzierbar und, wie das Spieljahr in der Drittklassigkeit belegt hat, unter „Feierabendprofis“ auch nur schlecht integrierbar. Sie wollen einfach mehr - in jeder Hinsicht. Abteilungsleiter Martin Frey und der Sportliche Leiter Fabian Schoierer haben das Problem längst erkannt und suchen mittlerweile europaweit nach Talenten. Integration durch Arbeitsplatz und Chance auf sportliche Entwicklung heißen die Angebote, die der VfL unterbreiten kann.

    Abgänge schmerzen

    Die Abgänge Yannick Meye und Kilian Weigl taten dem VfL weh. Dass Jakob Hermann nach einem Jahr Reha und seiner dritten schweren Verletzung die Reißleine zog, war ein weiterer Schreckmoment in einer Vorbereitung, die mal wieder durch eine langwierige Hallenschließung eingeschränkt war. Erstmals stand Stephan Jahn aufgrund seines Studiums an der Universität des Saarlandes gar nicht zur Verfügung. Leise hoffen die Verantwortlichen noch auf einen Uni-Wechsel in die Region. Alexander Jahn konnte berufsbedingt nur selten trainieren.. Leo Spengler laboriert hartnäckig an einer Handverletzung.

    Doch es gibt auch gute Nachrichten.

    Mit Alexander Prechtl fanden die Günzburger beim TSV Friedberg einen gestandenen, früheren Bayernliga-Kreisläufer. Ein echter Teamplayer, der sich schinden kann. Mit Joni Cremer kam ein „verlorener Sohn“ zurück. Er spielte seit der C-Jugend als Leistungsträger in den Günzburger Jugend-Bayernliga-Teams. Die vergangene Saison verbrachte er auch wegen des Abiturs bei seinem Heimatverein SG Ulm-Wiblingen, wo er in der A-Jugend und Männer-Bezirksoberliga für Furore sorgte

    Trotz aufwendiger beruflicher Tätigkeiten können die Weinroten weiter auf die Leistungsträger Daniel Jäger, Nico Jensen, Patrick Bieber und Michael Jahn bauen. Selbst David Pfetsch ist trotz des Prüfungsstresses an der Uni zum Routinier geworden. Hinter ihnen kommen viele junge Wilde, die in der zurückliegenden Runde wenig spielten und sich nun beweisen dürfen. Darauf brennen sie.

    Manuel Scholz ist wieder im Team

    Nach einem Jahr Handball-Pause schnürt auch Routinier Manuel Scholz auf Bitten der Verantwortlichen noch einmal seine Handballschuhe für die Weinroten. Der filigrane Wurfkünstler ist immer noch handball-verrückt und ein wenig langweilig wurde es ihm auch. Raphael Groß, der zusammen mit Pascal Buck für den Höhenflug der 2. Mannschaft verantwortlich ist, absolvierte ebenfalls die Saisonvorbereitung und das Gros der Testspiele.

    Der Günzburger Weg ist neu belebt. Trainer Sandro Jooß freut sich auf diese Herausforderung. Der VfL Günzburg ist keine Handball-GmbH, sondern ein Verein. Die Stärke muss von innen herauskommen, sie kann nicht eingekauft werden. Abteilungsleiter Martin Frey sagt dazu: „Das Ziel des VfL Günzburg ist es, eigene Jugendspieler auf Regionalliga-Niveau zu hieven.“

    Ein konkreteres Saisonziel, womöglich eine Wunsch-Platzierung, äußern die Günzburger aktuell nicht. Frey hat aber eine sehr konkrete Vorstellung, worüber er sich am Samstag freuen würde: „Wir wollen ein guter Gastgeber sein, gerne auch das letzte Hemd mit VfL-Schal und wieder das letzte Bier verkaufen. Nur die Punkte, die wollen wir behalten“, beschreibt er seine Stimmungslage.

    Trotzdem werden die Weinroten als Außenseiter ins Rennen gehen. HT wird die Spielgeschwindigkeit und Wettkampfhärte der 3. Liga über die Saisonvorbereitung konserviert haben. VfL-Kapitän Nicolai Jensen sieht aber Möglichkeiten: „Wenn wir wirklich alles raushauen, werden die Punkte in Günzburg bleiben. Genau das ist unser Ziel.“

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