Zwei Handball-Welten treffen aufeinander, wenn der VfL Günzburg an diesem Samstag den TSV Lohr zum Regionalliga-Vergleich erwartet. Während sich die Franken vor der aktuellen Runde mit Spielern aus halb Europa verstärkt haben, bleiben die Weinroten ihrem Erfolgsrezept treu, jungen Akteuren aus der näheren Umgebung und dem eigenen Nachwuchs früh Verantwortung zu übergeben. Für Chefcoach Stephan Hofmeister ist das kein Nachteil. „Das kann der VfL am besten“, sagt er. Bislang sprangen eine erwartete Heimniederlage und ein überraschender Auswärtscoup heraus. Doch welches Konzept in der Frühphase der aktuellen Spielzeit 24/25 griffiger ist, wird das nun anstehende Duell verraten. Anwurf in der Rebayhalle ist um 19.30 Uhr.
Lohr hat das Abstiegsgespenst auf den letzten Drücker verjagt
Die Gäste befanden sich in der Vorsaison aufgrund vieler knapper Niederlagen bis zum Saisonfinish im ständigen Abstiegskampf und konnten erst am finalen Spieltag (auch mit fremder Hilfe) das unerbittliche Abstiegsgespenst vom Feld jagen. Vieles hat der Traditionsverein, der lange Jahre in der dritten Liga spielte und sich im in früheren Tagen oft mit dem VfL Günzburg um bayerische Jugendmeisterschaften duellierte, seither verändert.
Auf Wunsch von Spielertrainer Maximilian Schmitt, der bereits seit 2019 im Amt ist, wurde mit Bernd Becker (zuletzt TSV Rothenburg) ein erfahrener, gleichberechtigter zweiter Trainer ins Boot geholt, damit sich der spielende Trainer mehr auf seine Aufgaben auf dem Feld konzentrieren kann. Auch im Spielerkader gab es einige Veränderungen. Max Drude, ein wurfgewaltiger Linkshänder, verließ Lohr mit unbekanntem Ziel. Außerdem wechselte der bärenstarke Kreisläufer Bernardo Gomes de Almeda ins badische Willstätt. Aus der zweiten Mannschaften stießen Spielmacher Lorenz Schmitt und Linksaußen Tim Till zur Ersten, zudem kehrte mit Vincent Schwiederik ein Abwehrspezialist zum Team.
Zwei Serben, ein Pole
Dann wurde europaweit erfolgreich nach Verstärkungen gesucht. Mit Nikola Becejac und Vukasin Popovic wurde der TSV in Serbien fündig, außerdem konnte für die Rechtaußenposition der Pole Krzysztof Matuszewski verpflichtet werden. Vor dieser Managementleistung hat man beim VfL großen Respekt. Und ja: Gerne hätte man beim VfL auch einen erfahrenen Könner verpflichtet, es wurde ebenfalls europaweit gesucht. Bislang gelang das nicht, auch weil Integration unterhalb der Profisport-Ebene ein Kunststück ist.
Seitens der Durchführungsbestimmungen im bayerischen Handball wird übrigens der Günzburger Weg begünstigt. Der VfL darf mit 16 Spielern antreten, weil er mindestens zwei U21-Spieler einsetzt. Der TSV Lohr kann nur 14 Akteure aufbieten, weil er keine Handballer in diesem Alter im Kader hat. Leistungsorientierte Jugendarbeit lohnt sich demnach so weit.
Enge Kisten
Beim TSV Lohr verlief die Integration der Neuen bislang offenbar erfolgreich. Die Mainfranken starteten mit 3:1 Punkten, dabei waren die Auftaktbegegnungen gegen zwei Aufsteiger ein Wechselbad der Gefühle. Bei der HSG Lauf/Heroldsberg gewann die Mannschaft ganz knapp 23:22. Dabei hatte der TSV lange wie der sichere Sieger ausgesehen, bereits 20:13 geführt. Im Heimspiel gegen die Anzinger Löwen lief es eher umgekehrt. Die Oberbayern lagen vorn. Entscheidungsreife war erst nach dem Schlusspfiff: Jannik Schmitt durfte für die Lohrer zum Siebenmeter antreten und hatte den zweiten Punkt quasi in der Hand. Er verwarf aber. 22:22.
Der Verlauf der Spiele beider Mannschaften zeigt: Am Handball-Tatort Rebayhalle darf mit leidenschaftlichem Kampf auf beiden Seiten gerechnet werden. Hergeschenkt wird in der bayerischen Eliteliga nichts. (AZ)
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