Ein Heimfinale ist in jedem Mannschaftssport ein besonderer Termin. Es gilt, kritisch Bilanz zu ziehen und daraus Zuversicht für die Zukunft zu generieren - umso mehr, wenn das Saisonziel verpasst wurde. Es heißt, Abschied zu nehmen von Kameraden, die den Verein wechseln oder ihre Laufbahn beenden. Und es bedeutet, den eigenen Fans für eine längere Zeit Ade zu sagen - am besten mit einem Erfolg. Dieses sportliche Vorhaben sollte umsetzbar sein, wenn der heimische Handball-Bayernligist VfL Günzburg an diesem Mittwoch, 8. Mai, den HC Erlangen III erwartet. Die Gäste stehen am Rand der Abstiegszone, die Weinroten dagegen können frei aufspielen. Anwurf in der Rebayhalle ist um 19 Uhr.
Parallele Spielansetzungen
Grund für die Spielverlegung (ursprünglich sollte die Partie am vergangenen Samstag stattfinden) ist Personal- und Terminnot bei den Gästen. Der HC Erlangen ist mittlerweile unbestritten Platzhirsch und damit Vorbild für ganz Handball-Bayern. Die dritte Männermannschaft rekrutiert sich aus einem eigenen, dünnen Kader. Zusätzlich sollen dort Jugendliche und Spieler, die im Drittliga-Team noch nicht zum Einsatz kommen, Spielpraxis sammeln. Ein nachvollziehbar Plan, der allerdings an Personalgrenzen stoßen kann. Genau das wäre vor einigen Tagen der Fall gewesen, da die Männer II und die A-Jugend der Erlanger parallele Spielansetzungen hatten. Da der HC in vergleichbaren Situationen mit seiner Dritten schon zweimal nicht antreten konnte und deswegen die Punkte verlor, hätte ein erneutes Nichtantreten zum Zwangsabstieg aus der Bayernliga geführt.
Bei den Offiziellen in Günzburg stieß die Anfrage aus Franken auf offene Ohren. Chefcoach Stephan Hofmeister: "Da muss man entgegenkommen, zumal das Erreichen des deutschen Halbfinales der männlichen A-Jugend für den HC Erlangen wirklich nicht voraussehbar war und eine großartige Leistung ist, die zu keinen Nachteilen führen sollte."
Kilian Weigl und Yannick Meye gehen
Den Mittwoch-Termin empfinden die Weinroten als guten Kompromiss. Am nächsten Tag ist Vatertag. Der Saisonabschluss in der Heimat kann also ordentlich gefeiert werden. Allerdings wird nach dem Spiel Wehmut aufkommen. Kilian Weigl, der als Noch-A-Jugendlicher für Günzburg in dieser Saison die meisten Tore erzielte und Yannick Meye, der seit Oktober 2019 das weinrote Trikot trug und zu einem prägenden Gesicht der Mannschaft wurde, werden verabschiedet. Hofmeister sagt dazu: "Wir hätten beide gerne behalten, verstehen aber ihre Ambitionen."
Das Spiel selbst verspricht ein sportlicher Leckerbissen zu werden. Der HC kann personell nämlich aus dem Vollen schöpfen und für die Mittelfranken geht es noch um was. Der TSV Lohr hat 18 Punkte, während HC Erlangen III und die SG DJK Rimpar je 16 haben. Eines der drei Teams muss in die Landesliga absteigen. Beim VfL Günzburg geht es darum, nach drei Niederlagen zurück auf die Erfolgsspur zu kehren und seinem Publikum einen Sieg zu schenken. Der würde auch die Laune bei der nachfolgenden Saisonabschlussparty heben.
Martin Frey löst Torsten Zofka ab
Hinter den Kulissen haben die VfL Handballer derweil bei ihrer Jahreshauptversammlung die Weichen für die Zukunft gestellt. Vor knapp 70 Handballfreunden kandidierten Abteilungsleiter Torsten Zofka und Kassierer Markus Förg nach zwei Wahlperioden nicht mehr für ihre Ämter. In großer Dankbarkeit wurden sie verabschiedet. Ihre Amtszeit war schwierig: Der Abstieg aus der dritten Liga und die Umstrukturierung der Männermannschaft, der Rückzug der Bayernliga-Damen und die schwere Prüfung der Corona-Krise. Trotzdem steht der VfL finanziell ausgezeichnet da und gehört sportlich weiterhin in Bayern zu den Top-Adressen. Viel musste dafür gearbeitet werden. Zu ihren Nachfolgern wurden Martin Frey als Abteilungsleiter, Patrick Bieber als sein Stellvertreter und Nico Schmid als Kassierer gewählt. Bei allem Wandel ist also für Kontinuität gesorgt.