Nach einem dramatischen Bayernliga-Spiel hat der VfL Günzburg diesmal den Kürzeren gezogen. Beim heimstarken TSV Rothenburg erlitten die Weinroten ein 30:31, nachdem sie zum Seitenwechsel noch mit zwei Toren Vorsprung geführt hatten. Für die Entscheidung sorgte ein Kempa-Pass von Szrgyan Ilicsin auf Markus Schneider sieben Sekunden vor Schluss. Zuvor hatten die Zuschauer, unter ihnen etliche VfL-Fans, ein Wechselbad der Handball-Gefühle erlebt.
Günzburger Abwehr mit Startproblemen
Den ersten Treffer der Begegnung erzielte der siebenmalige Torschütze Nedim Jasarevic. Die VfL-Abwehr tat sich in der ersten Halbzeit besonders mit Rückraumwerfer Anton Ehrlinger schwer und so verwundert es nicht, dass die strukturiert spielenden Gastgeber bis zum 6:4 leichte Vorteile verbuchen konnten. Da auf das schwäbische Tempospiel Verlass war (insbesondere Torwart Patrick Bieber tat durch schnelles Herausspielen der Bälle viel für das blitzschnelle Umschalten), glichen Kilian Weigl und Daniel Jäger zum 6:6 aus.
Fortan lagen in der ersten Halbzeit die Vorteile bei den Günzburgern. Das Angriffsspiel lief wie am weinroten Schnürchen und als Noah Heisch das 17:14 für die Gäste erzielte, schien der Matchplan von Trainer Sandro Jooß aufzugehen.
Stephan Jahn fehlt für den Rest der Runde
Michael Jahn musste kurz verletzt raus, das sorgte für Unruhe. Die Alternativen im Anforderungsprofil "groß und stark", "Rückraum und Innenverteidiger" waren dünn gesät, zumal Stephan Jahn mit einem Bänderriss bis zum Saisonende ausfallen wird.
Als die ausgezeichneten Schiedsrichter die Mannschaften in die Halbzeitpause verabschiedeten, war der VfL zufrieden mit seiner 17:15-Führung, vielleicht zu zufrieden für ein Auswärtsspiel.
Von Gleichstand zu Gleichstand
Bereits in der 34. Minute glich Rechtsaußen Ilicsin Szrgyan zum 17:17 aus. Ein Unentschieden war die neue Spielrealität und folgte auf gefühlte VfL-Überlegenheit. Anton Ehrlinger erzielte das 19:18. Rothenburg bekam Auftrieb. Für diese aus Sicht eines Auswärtsteams ungute Stimmung waren die VfL-Spieler durch einige Nachlässigkeiten im Gefühl unberechtigter Sicherheit selbst verantwortlich. Die TSV-Abwehr löste den Günzburger Angriffsdruck von Anfang an sehr defensiv. Viel zu oft wurde unnötig der Zweikampf gesucht, anstelle druckvoll zu agieren.
Drei Rothenburger Tore in Folge
Nach dem 21:21 kippte die Begegnung endgültig. 24:21 leuchtete es zur Freude der lautstarken Rothenburger Fans von der Anzeigentafel.
Personell wurde es auch nicht leichter. Yannick Meye musste erst mit Kratzern im Gesicht raus und konnte später wegen einer unübersichtlichen Knieverletzung gar nicht mehr eingesetzt werden, Alexander Jahn erlitt einen Kopftreffer. Er konnte irgendwie weitermachen. Die Kategorie "groß und stark" litt erneut. Hinzu kam die Phase, in der der Rothenburger Torwart etliche Würfe wegfischte.
Günzburger Kampfgeist erwacht
Den Kopf in den herrlichen roten Hallenboden steckte die Mannschaft allerdings nicht. Im Gegenteil: Weinroter Kampfeswille brach sich Bahn in der Rothenburger Druckphase. Eine Aufholjagd begann und der stark spielende Nicolai Jensen traf in der 58. Minute zum 30:30. Patrick Bieber hielt im Gegenzug - die Chance zur Führung. Der VfL verwarf in aussichtsreicher Position. Kurz vor Schluss nahm der TSV-Trainer eine Auszeit. Der Rest war Kunstfertigkeit.
Auf das Finale aber wollte VfL-Chefcoach Stephan Hofmeister die nach seiner Bewertung bittere Niederlage nicht schieben. "Zuvor wurden gemeinsam mit Tante Leichtsinn einfach zu viele Fehler gemacht", urteilte er.
Für die Günzburger stehen nach der nun folgenden Wettkampfpause ab ende April zwei Heimspiele hintereinander und das Saisonfinale in Waldbüttelbrunn an.
So haben sie gespielt
VfL Günzburg Lohner, Bieber, Langhans; Pfetsch (8), Meye (1), M. Jahn (4), Spengler, A. Jahn, Jensen (5), Heisch (4), Telalovic, Schmidt, Jäger (2), Scholz, Weigl (6)