Während der Fußball über den Winter ruhte, ist viel passiert beim Bezirksligisten VfR Jettingen. Manches hatte sich im Vorfeld angekündigt, anderes kam total überraschend. Fakt ist: Das Team hinter dem Fußballteam zeigt jetzt ein komplett neues Gesicht. Auch der Coach ist ein anderer. Für Michael Porstendörfer gilt es nun, eine sportlich erfolgreiche Frühjahrsrunde zu spielen. Anschließend werden die Karten ein weiteres Mal gemischt - das steht jetzt schon fest. Doch zunächst gilt es, gut aus den Startlöchern zu kommen. Und das wird schwer genug, zumal es gleich mit einem heißen Derby losgeht.
Kommen und Gehen
Im Spielerkader der Jettinger änderte sich über den Winter nichts, dafür umso mehr im Umfeld. Abteilungsleiter ist inzwischen Johann Seckler, die sportliche Leitung haben mit dem 29-jährigen Manuel Kuhnke (Bezirksliga) und dem 26-jährigen Manuel Hanke (Kreisliga) aktuell noch aktive Fußballer übernommen, wobei Kuhnke in der laufenden Runde bislang ohne Einsatz ist.
Team und Trainer
Neu in der Verantwortung ist auch der Trainer. Und doch ist Michael Porstendörfer in Jettingen alles andere als ein Unbekannter. Während er im Erwachsenenbereich seit seinem Engagement beim damaligen Kreisligisten TSV Burgau für einige Jahre nicht mehr am Spielfeldrand stand, war er in Jettingen (und auch bei der TSG Thannhausen) zwischenzeitlich immer mal wieder für die Jugend verantwortlich. Beim aktuellen Bezirksliga-Team musste er sich also nicht groß vorstellen. "Mich kennen die meisten Spieler, ich habe etwa 80 Prozent dieser Mannschaft in der Jugend trainiert", sagt der 46-Jährige.
Dass einige Beobachter seine Arbeit und, mehr noch, deren Resultate in den kommenden Wochen regelrecht sezieren werden, dafür kann Porstendörfer nichts. Mit dem geräuschvollen Abgang seines unmittelbaren Vorgängers Konrad Nöbauer und dessen Assistentin Melanie Einberger im Januar 2024 hat er jedenfalls nicht zu tun; er pflegt auch, wie er selbst angibt, ein freundschaftliches Verhältnis zu seinem Trainer-Kollegen Nöbauer.
Ausgelöst hatte das Trainerbeben beim VfR Jettingen die Nachricht, dass Julian Riederle, aktuell noch Spielertrainer des Kreisligisten TSV Offingen, im Sommer als spielender Co-Trainer nach Jettingen kommen wird. Gegenüber den neuen Machern in Jettingen stellte Nöbauer daraufhin unter anderem die Stilfrage, da er nach eigenem Bekunden aus unserer Zeitung von dieser Personalie erfahren hatte. Ob das so ist und wer wen zu welchem Zeitpunkt informiert hat, lässt sich von außen natürlich kaum beurteilen.
Womöglich sahen sich die Verantwortlichen auch deshalb zum Handeln veranlasst, weil aus dem Spielerkader durchaus vernehmbare Kritik am Führungsstil des bisherigen Trainerteams aufkam. Zusätzlich soll es im Verein und in seinem näheren Umfeld Kritiker gegeben haben, die nach der überragenden Vizemeisterschaft in der Premieren-Spielzeit Unzufriedenheit am aktuellen Punkte- und Leistungsstand des Bezirksligisten äußerten.
Rückschau und Zukunft
Porstendörfer sieht sich als Teamplayer, betont auch ausdrücklich, dass er ganz eng mit seinem Assistenten Oliver Wirth zusammenarbeitet. "Wir sind ein eingespieltes Team", sagt er über den Umgang miteinander.
Dass der VfR Jettingen immer noch einen sehr jungen Kader stellt, gefällt Porstendörfer und nach den ersten gemeinsamen Wochen sagt er auch unmissverständlich: "Da hängt Herzblut dran und es macht einfach Spaß, mit den Jungs zu arbeiten. Es ist eine richtig gute Mannschaft."
Egal, wie es auf dem Rasen laufen wird: Porstendörfers Engagement wird nach der laufenden Spielzeit in jedem Fall enden, das ist mit den VfR-Verantwortlichen so ausgemacht. Anschließend wird es eine neue Trainerlösung beim VfR geben, in der Julian Riederle nach aktuellem Stand zweiter Mann oder womöglich auch Assistent auf Augenhöhe sein wird.
In der Tabelle befinden sich die Jettinger zum Frühjahrs-Auftakt ein bisschen im Niemandsland. Entsprechend leicht fällt es Porstendörfer, ein bescheiden scheinendes sportliches Ziel zu formulieren: "Wir wollen in der Bezirksliga so schnell wie möglich die 40 Punkte vollmachen." Ungemein wichtig ist allen Beteiligten beim VfR, dass beide Männer-Mannschaften in ihren Spielklassen den Klassenerhalt schaffen.
Test und Wettkampf
Welchen Leistungshorizont sein Team momentan erreichen kann, vermag Porstendörfer nicht genau zu sagen. "Die Vorbereitung würde ich als holprig bezeichnen", berichtet er. Zwei Spiele mussten aufgrund von Erkrankungen abgesagt werden. Zuversichtlich stimmt ihn, dass sich die Mannschaft in den zurückliegenden Trainingseinheiten und Testspielen positiv entwickelt hat.
Der Auftakt zur Frühjahrsrunde könnte nun gleich in mehrfacher Hinsicht wegweisenden Charakter besitzen. Zum Derby kreuzt am Sonntag, 10. März (ab 14 Uhr), der FC Gundelfingen II im Sportpark am Schindbühel auf - das allein garantiert höchste Anspannung auf beiden Seiten. Und mit Blick auf die Tabelle ist die Begegnung vor allem aus Sicht der Gäste richtig wichtig - der klare Hinspiel-Erfolg der Jettinger zählt da nichts mehr.
Porstendörfer ahnt, dass er seine Jungs vor dem Weg auf den Rasen nicht extra motivieren muss: "Das ist nicht irgendein Spiel. Jeder kennt Jeden. Da wird viel gekämpft. Das wird ein ganz enges Ding." Und obwohl er weiß, dass ein erstes Punktspiel mit einem neuen Trainer für keine Mannschaft leicht ist, sagt er zuversichtlich: "Es wäre schön, wenn wir einen positiven Start finden. Wir sind vorbereitet."