Es war ein unvergesslicher Tag in der langen, in diesem Jahr hundertjährigen Geschichte des SC Ichenhausen. An jenem 18. Mai 2019 gewann der Fußball-Landesligist das Spiel beim VfR Neuburg 4:1 und sicherte sich mit diesem Erfolg den dritten Tabellenplatz. An diesem Samstag, 26. September 2020, kehren die Königsblauen an die Stätte des Triumphs zurück. Anpfiff zur Landesliga-Begegnung VfR Neuburg – SC Ichenhausen ist um 15 Uhr.
Gewiss, das mittlerweile 50 Jahre zurückliegende Spiel gegen die Löwen aus München oder auch die Pokalkracher gegen den FC Memmingen hätten es mit Sicherheit verdient, im Jubiläumsjahr des SCI als denkwürdige Spiele zitiert zu werden. Doch in meinem Erinnerungspuzzle liegt eben dieses Spiel ganz vorn. Immerhin war ich damals genau ein Jahr Abteilungsleiter der SCI-Fußballer.
Ein funktionierendes Team
Die Experten hatten dem SCI eine schwierige Saison 2018/19 prophezeit. Doch der sportliche Leiter Rudi Schiller und Trainer Oliver Unsöld hatten nach dem großen Umbruch vor der Spielzeit ein funktionierendes Team zusammengestellt. Wegen der vielen Neuzugänge und der weiten Entfernungen zu den Auswärtsspielen – es ging unter anderem bis nach Garmisch-Partenkirchen und Wolfratshausen – reiste die Mannschaft nun mit dem Bus an. Das schweißte die Jungs zusammen und brachte sie nach den vielen Auswärtssiegen immer in Feierlaune.
Nach Neuburg an der Donau hatte sich die Reisegruppe an diesem sonnigen Mai-Tag noch um einige Fans aus der Handball-Abteilung vergrößert. Zusammen mit den altgedienten Anhängern kam deshalb schon während der Fahrt in das schnuckelige Donaustädtchen die richtige Stimmung auf. Was sollte denn auch passieren? Corona war noch kein Thema und die Saisonbilanz war schon vor dem Match besser, als alle es erwartet hatten. Als man die lila-weiße Arena an der Donau vor Augen hatte, war allerdings auch der Hunger auf einen schicken Auswärtserfolg gestiegen. Mit einer Niederlage im Gepäck würde der Ausflug ja nur halb so lustig, war zu hören.
Heiß wie Frittenfett
Als der Schiedsrichter an diesem warmen Samstag die letzen 90 Minuten der Saison anpfiff, waren die Königsblauen heiß wie Frittenfett. Und wie 2004 Marcel Reif beim meisterlichen Kick von Werder Bremen in München kommentierte auch der emsige Reporter von Radio Donauwelle: „Jetzt geht hier alles!“
Tatsächlich lief der Ball wie von Zauberhand gelenkt durch die Reihen des Teams aus Ichenhausen. Das gesamte Spiel wirkte wie das letzte Sahnehäubchen auf die lecker schmeckende Saison-Torte. Nach einem Doppelschlag von Stefan Strohhofer und Pierre Heckelmüller schnalzten die ersten Zuschauer bereits nach knapp 20 Minuten mit der Zunge. Und die Königsblauen ließen nicht locker, faszinierten ihre Anhänger weiter. Nach 30 Minuten erhöhte Janick Reitz auf 3:0 und die Heimmannschaft hätte beinahe anerkennend Beifall geklatscht.
Ein sensationeller Treffer
Dieser Applaus sollte dann in der 77. Minute folgen: Neuburg hatte zwischenzeitlich durch Niklas Uhle auf 1:3 verkürzt, als der Ichenhauser Yannick Maurer am eigenen Strafraum den Ball eroberte, einige Meter lief und auf Torjäger Mateusz Staron passte. Und der nahm sich ein Herz, als er den gegnerischen Torwart etwas zu weit vor dem Gehäuse stehen sah. Kurz vor der Mittellinie zog der Pole ab. Der Ball stieg in den blauen Himmel und flog dann über Freund und Feind hinweg direkt in die Maschen. Die Zuschauer hatten staunend ihre Münder geöffnet und als die Kugel zum 4:1 einschlug, brauste ein Jubelorkan auf.
Nach dem Schlusspfiff brachen alle Dämme. Wie enthemmt wurde auf dem Spielfeld gefeiert. Der SC Ichenhausen duschte auf dem Platz mit Bier und Sekt. Es gab ein Jubelfeuerwerk in Königsblau. Diese Einheit junger Männer hatte den größten Fußballerfolg der Vereinsgeschichte eingetütet. Dritter Platz in der Landesliga! Großartig! Die Jungs hatten gezeigt, was Mannschaftsgeist gepaart mit Spieltechnik bewirken kann.
Tanzend in den Bus
Am Sportheim in Neuburg nahmen Fans wie Fußballer bereits das eine oder andere Kaltgetränk. Tanzend ging es in den Bus, dessen Fahrer schon an der ersten Tankstelle zum Einkaufshalt genötigt wurde. Der Durst musste schließlich gestillt werden. Die Fahrt zurück in den Landkreis Günzburg gestaltete sich entsprechend leicht und flockig. Der Gettoblaster gab der singenden und schunkelnden Gesellschaft den Takt vor.
Am Sportheim in Ichenhausen angelangt, wartete die Belohnung für all die Mühen einer langen Saison. Mit Speis und Trank wurde in großer Harmonie zusammen mit den Mitgliedern des Vereinsvorstands, Funktionären und Fans bis zum Morgengrauen gefeiert.