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Burgau: Franziska Albl ist die Frau im Burgauer Männerteam

Burgau

Franziska Albl ist die Frau im Burgauer Männerteam

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    Bei den Frauen holte Franziska Albl schon drei deutsche Meistertitel.
    Bei den Frauen holte Franziska Albl schon drei deutsche Meistertitel. Foto: Uli Anhofer

    Almuth Schult, Torhüterin bei der deutschen Frauen-Fußball-Nationalmannschaft, im Kasten von Herren-Drittligist TSV 1860 München oder Dinah Eckerle, Torfrau der deutschen Handball-Nationalmannschaft, unter Vertrag bei den Männern von Handball-Drittligist VfL Günzburg? Undenkbar! Im Eishockey, der immerhin schnellsten Mannschaftssportart der Welt, ist das seit einigen Jahren problemlos möglich. Eishockey-Landesligist ESV Burgau geht in die entscheidende Saisonphase jetzt erstmals mit einer Torfrau.

    Nach der Verletzung von Goalie Sebastian Gassner mussten die Burgauer einen zweiten Torhüter verpflichten. Die Wahl der Verantwortlichen fiel auf Franziska Albl. Seit einigen Tagen gehört die Frau zum Eisbärenteam. Ihr Geburtsjahr 95 wird die Torfrau als Rückennummer auf ihrem Trikot tragen.

    „Mit Franziska bekommen wir eine topfitte und schnelle Torfrau, die uns neben Roman Jourkov den nötigen Rückhalt geben wird. Franzi passt auch charakterlich super in unser Team. Wir freuen uns sehr, dass alles so schnell und reibungslos funktioniert hat“, äußert sich Eisbärencoach Stefan Roth über den Neuzugang. Bei ihrer Premiere im Burgauer Tor zeigte Franzi, wie sie von ihren Mannschaftskameraden gerufen wird, eine starke Leistung und die Eisbären feierten einen 5:2-Auswärtssieg in Bad Aibling.

    Franziska Albl hat in Burgau wieder Spaß am Eishockey

    Die 26-Jährige kommt vom Bayernligisten EC Pfaffenhofen an die Mindel. „Ich wollte wieder mehr Eiszeit haben, als in Pfaffenhofen. Darum bin ich nach Burgau gewechselt. Seit ich hier bin, macht mir Eishockey wieder richtig viel Spaß“, freut sich die Torfrau.

    Dass der Eishockey-Spaßfaktor in den letzten Wochen bei Franziska Albl nicht mehr ganz so hoch war, hatte zwei Gründe: Zum einen war das die geringe Spielzeit in Pfaffenhofen und zum anderen die verpasste Olympia-Qualifikation mit der deutschen Nationalmannschaft im November in Füssen. Bei zwei der drei Partien in diesem Turnier hütete Franziska Albl das deutsche Tor. Nach der 0:3-Niederlage zum Auftakt gegen Österreich wechselte Nationaltrainer Thomas Schädler die Torhüterinnen aus. Bei den Siegen gegen Italien (4:1) und Dänemark (3:2 nach Penaltyschiessen) stand dann Franziska Albl im Tor. Doch am Ende reichte es hinter Dänemark nur zum zweiten Platz. Nur der Turniersieger löste das Pekingticket.

    Ob sich für Franziska Albl der große Traum von Olympia dann in Turin im Jahr 2026 noch erfüllt, will und kann die Torfrau noch nicht sagen: „Dann bin ich 30 Jahre alt. Ich schaue jetzt erst mal von Jahr zu Jahr.“ Den Burgauer Eisbären will die gebürtige Füsserin dabei helfen, eine starke Aufstiegsrunde zu spielen und mit den Markgräflern in den Play-offs so weit wie möglich zu kommen.

    Franziska Aibl war bei der historisch guten WM 2017 dabei

    Erste Schritte auf dem Eis unternahm die Torfrau an ihrem Heimatort Füssen. In der Stadt des 16-maligen deutschen Meisters werden schon die Jüngsten in Kindergarten oder Grundschule an den Eishockeysport herangeführt. Anfangs spielte Franziska noch im Feld mit, doch schon bald wurde der Platz zwischen den Pfosten der ihre. Großen Anteil an der Karriere im Tor hatte auch Franziskas älterer Bruder: „Der brauchte beim Straßenhockey einen Torwart und so stellte ich mich eben in den Kasten“, erzählt Franziska Albl. Am Torwartspiel fasziniert die Allgäuerin vor allem die Vielfältigkeit. Entscheidende Faktoren wie Koordination und Schnelligkeit seien hier ausgeprägter als bei ihren Teammitgliedern auf dem Feld. Schon sehr früh wurde Franziskas Talent erkannt und gefördert.

    Albl durchlief alle Junioren-Nationalmannschaften bis in den Erwachsenenbereich und nahm sowohl bei Juniorinnen, als auch bei den Frauen an zahlreichen Weltmeisterschaften teil. Auch beim bisher besten Abschneiden einer deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei einer WM war Franziska Albl dabei. Bei den Titelkämpfen im Jahr 2017, die im amerikanischen Bundesstaat Michigan ausgetragen wurden, erreichte Deutschland den vierten Platz. Auch national heftete sich die Torfrau schon einige Schleifen ans Revers. Der jüngste Erfolg ist erst wenige Monate alt. Mit dem ESC Planegg wurde Albl deutsche Meisterin. Diesen Titel feierte die Torhüterin, nach zwei Erfolgen mit ECDC Memmingen, schon zum dritten Mal.

    Frauen suchen auf dem Eis mehr die spielerische Lösung als Männer

    Franziska Albl lebt in Eching am Ammersee und ist seit einigen Jahren Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr in München. Die rund einstündige Fahrtzeit zu Training oder zu den Spielen nimmt die Sportsoldatin gerne in Kauf. Bei den Einheiten in Burgau und bei ihrem Training zu Hause bereitet sich Franzi, auch auf ihre Einsätze für Deutschland vor. In naher Zukunft stehen für die Auswahlspielerin wieder Lehrgänge mit dem Nationalteam an. Bei diesen Lehrgängen liegt der Fokus der Eishockeyspielerinnen auf der Weltmeisterschaft, die vom 26. August bis zum 4. September in Dänemark ausgetragen wird.

    Als größten Unterschied zwischen Männer- und Fraueneishockey macht die Torfrau den eher spielerischen Ansatz der Frauen aus. „Wir wollen nicht, wie häufig die Männer, unbedingt mit dem Kopf durch die Wand, sondern suchen vorwiegend spielerische Lösungen“, erklärt Albl die taktische Ausrichtung von Frauenteams. Diesen Kontrast in der Spielweise konnte die Torfrau bei einigen Vergleichen der deutschen Nationalmannschaft der Frauen mit männlichen U20-Juniorenteams erkennen. 

    Auch in technischer Hinsicht hätten die Frauen bei diesen Vergleichen besser abgeschnitten. Keine Unterschiede erkennt Franziska Albl beim Umgang miteinander in den Umkleidekabinen von Frauen- oder Männerteams. „Vom Grundprinzip her ist es dasselbe. Manchmal wird in beiden Kabinen ein ähnlicher Blödsinn geredet“, sagt die Torhüterin und lacht.

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