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Wissenschaft: Schützen unter Strom

Wissenschaft

Schützen unter Strom

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    Hirnstrom-Messung in der Schießhalle in Waldkirch: der Proband Lukas Lanzendörfer mit der EEG-Haube.
    Hirnstrom-Messung in der Schießhalle in Waldkirch: der Proband Lukas Lanzendörfer mit der EEG-Haube. Foto: Foto: Martin Gah

    Waldkirch Ein ungewöhnliches Schießtraining war es für Lukas Lanzendörfer. In der neuen Waldkircher Schießhalle waren von ihm 60 Schuss in 90 Minuten gefordert und während der gesamten Zeit trug er eine EEG-Haube auf dem Kopf. „Das ist schon eine gewisse Einschränkung, aber man lernt viel dazu. So etwas zeigt einem Schwächen im mentalen Bereich“, kommentierte der Sportler das Training, das Teil einer wissenschaftlichen Untersuchung ist.

    In Bayern sind es insgesamt 21 Schützen, die an der Studie teilnahmen. Der Schützenbezirk Schwaben stellte eine 16-köpfige Trainingsgruppe, geleitet von Elfriede Weigelt, für diese Untersuchung. Die Sportpsychologin Dr. Denise Beckmann von der Technischen Universität München testete an den Schützen ein neu entwickeltes Konzentrationstraining. Es wurde entwickelt auf der Basis von systematischen Interviews mit erfahrenen Trainern und WM-Teilnehmern.

    Die zentralen Fragen lauteten: Was bedeutet Konzentration im Wettkampf? Wann ist sie wichtig? Wie klappt das? Das Ergebnis dieser Gespräche floss in viele Trainingsstunden, die seit Mai 2010 abgehalten wurden. Hier zeigte Dr. Denise Beckmann den Schützen viele Tricks, um eine gute Leistung zu erzielen. Vor und nach den Trainingsstunden wurde die Konzentrationsfähigkeit der einzelnen Schützen anhand von Fragebögen und Wahrnehmungstests gemessen. Beim ersten und beim letzten Training wurden die Gehirnströme mit EEG gemessen. Projektmitarbeiter Christoph Kreinbucher überwachte die Messungen. Er weiß inzwischen: Ist der Schütze konzentriert, zeigen sich Aktivitäten im vorderen Bereich des Gehirns (bei der Stirn) sowie in einigen seitlichen Arealen. Maßgeblich für die Konzentration ist der Zeitpunkt drei Sekunden vor der Abgabe des Schusses.

    Gegen Ende des Jahres, wenn die Messungen ausgewertet sind, wird sich zeigen, ob das neue Konzentrationstraining effektiv ist. Die Ergebnisse der bayerischen Schützen werden dann mit zwei Kontrollgruppen verglichen: Eine Gruppe in Thüringen erhielt im Voraus nur ein Entspannungstraining, eine Gruppe in Baden-Württemberg erhielt keine speziellen Einweisungen.

    Was führte die Wissenschaftler aus München ausgerechnet nach Waldkirch? Der bayerische Trainer für Luftpistole, Jan-Erik Aepli, empfahl Elfriede Weigelts Trainingsgruppe anhand der Meldungen des Standbesuchs an den Bezirk. Der Waldkircher Stand (seit Mai 2011 Trainingsstützpunkt für den Bezirk Schwaben) ist der bayernweit am besten besuchte Stand. Dadurch, dass hier regelmäßig 16 bis 20 Schützen trainieren, lassen sich gut statistische Aussagen treffen.

    Auch wenn das Ergebnis der Studie noch nicht feststeht, haben die Schützen schon etwas mitgenommen. So ist zumindest die Einschätzung von Lukas Lanzendörfer: „Ich werde mich viel an das Training halten. Der Schwerpunkt der Arbeit im mentalen Bereich hat mir sehr gut gefallen. Im physischen Bereich konnte ich einige Fehler in der Standtechnik beheben.“

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