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Interview: Vor dem Finale: Waldkirchs Erfolgsgeheimnis und Träume von Olympia

Interview

Vor dem Finale: Waldkirchs Erfolgsgeheimnis und Träume von Olympia

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    Der Teammanager reist mit Fanschal: Selbstverständlich begleitet Peter Weigelt die Luftpistole-Schützen von Edelweiß Waldkirch zum Bundesliga-Finale nach Paderborn.
    Der Teammanager reist mit Fanschal: Selbstverständlich begleitet Peter Weigelt die Luftpistole-Schützen von Edelweiß Waldkirch zum Bundesliga-Finale nach Paderborn. Foto: Bernhard Weizenegger

    Die LPone aus Waldkirch startet hier in Paderborn als Titelverteidiger. Was ist diesmal drin, Herr Weigelt?

    Weigelt: Alles oder nichts. Wie immer in diesem Sport. Die Tagesform ist entscheidend, da kann jeder jeden schlagen. Ganz wichtig ist, wie die Jungs nach der Übernachtung im Hotel am Wettkampftag aufstehen.

    Sie selbst wirken jedenfalls ganz entspannt nach der langen Busfahrt.

    Weigelt: Jetzt bin ich das auch noch. Aber wenn die Jungs im Wettkampf stehen, bin ich bis in die Fingerspitzen angespannt.

    Ist es ein mentaler Vorteil, dass Ihre Schützen den Trip nach Westfalen ganz entspannt angehen konnten, weil sie das Hochgefühl des Sieges schon mal ausgekostet haben?

    Weigelt: Das sehe ich so. Die Favoritenrollen liegen bei Kelheim und bei Kriftel. Aber die haben in den zurückliegenden Wettkämpfen immer gegen uns verloren.

    In der Bundesliga-Gruppe Süd belegte Ihr Team diesmal den zweiten Platz. Wie zufrieden sind Sie mit dem jetzt schon Erreichten?

    Weigelt: Ich bin sehr zufrieden. Es ist uns wichtig gewesen, dass wir aus eigener Kraft die Qualifikation für das Liga-Finale erreichen, weil das für sich genommen eine Bestätigung unseres Titelgewinns aus dem vergangen Jahr war. Unser zweiter Platz ist verdientes Resultat der gezeigten Leistungen.

    Manager des SV Waldkirch: "Es ist geil, in dieser Liga zu schießen"

    Stärkt so etwas die Position des Vereins bei Verhandlungen mit eventuellen Neuzugängen? Oder sind Sie so gut aufgestellt, dass Sie gar nicht nach Verstärkungen suchen?

    Weigelt: Es läuft eher in die entgegengesetzte Richtung. Viele Schützen wollen zu uns kommen. Das Waldkircher Modell hat sich herumgesprochen, meine Frau Elfriede als Trainerin hat ja auch einen gewissen Namen. Aber wir sind da sehr vorsichtig. Wir haben eine junge Mannschaft und auch eine junge Reservemannschaft. Diese Leute wollen wir langsam an die erste Liga heranführen und mit diesen Leuten sind wir auch gut ausgestattet.

    Aber wenn man schon mal Meister geworden ist...

    Weigelt: Natürlich will man wieder Meister werden. Aber das andere Standbein unseres Vereins ist eben, junge Schützen in der Bundesliga zu etablieren, sie international zu platzieren und aus diesem ganzen Pool vielleicht einen für Olympia 2020 in Tokio hervorzubringen.

    Wen hätten Sie da im Auge?

    Weigelt: Alexander Kindig hat das Potenzial, ist bereits im Nationalkader. Mathias Holderried hat ebenfalls das Potenzial. Wenn die beiden entsprechend weiterarbeiten, reden sie in Sachen Olympia mit.

    Das ist Zukunftsmusik. Und wenn Sie sagen, alles sei möglich, könnte das Unternehmen Bundesliga ja auch mal schief gehen. Ist die erste Liga in Waldkirch schon als „selbstverständlich“ verinnerlicht?

    Weigelt: Wir wollen unbedingt erste Liga schießen, weil sie das Aushängeschild des Deutschen Schützenbundes ist. Es ist einfach geil, in dieser Liga zu schießen. Aber das erste sportliche Ziel ist immer der Klassenerhalt.

    Die Waldkircher haben die weite Reise nach Paderborn erst am Freitag bewältigt, sind praktisch direkt aus dem Bus ins offizielle Training gegangen. Ist das nicht ein bisschen eng gestrickt?

    Weigelt: Das geht eigentlich schon. Wir haben uns ja bereits am Donnerstag getroffen und in Waldkirch noch einmal gemeinsam trainiert. Jetzt fuhren wir mit dem Bus hier hoch. Das Training auf der Anlage ist ja eher ein Einschießen; es dient dazu, den Stand, die Örtlichkeit und die Lichtverhältnisse kennenzulerenen. Das genügt den Schützen. Und so machen wir es ja auch bei den Bundesliga-Wettkämpfen.

    Am Samstagvormittag wartet das Viertelfinale. Als Zweiter der Süd-Gruppe trifft Waldkirch auf den Dritten des Nordens, SB Broistedt. Ist Ihr Team da Favorit?

    Weigelt: Eine Favoritenrolle sehe ich nicht. Ich sehe uns auf Augenhöhe. Im Norden Dritter zu werden bedarf desselben Könnens wie im Süden Zweiter zu werden.

    Die LP one des SV Edelweiß Waldkirch bei der Ankunft in Paderborn.
    Die LP one des SV Edelweiß Waldkirch bei der Ankunft in Paderborn. Foto: Jan Kubica

    Die Setzliste freilich weist Ihre Schützen als etwas treffsicherer aus.

    Weigelt: Die Setzliste ist aber nur ein grober Anhaltspunkt. Die Jungs müssen ihre Leistung im richtigen Moment auch bringen. In einer mentalen Sportart hängt das immer am seidenen Faden. Kleinigkeiten können den Wettkampf ganz schnell zum Kippen bringen. Und bei einem Meisterschaftsfinale ist da vielleicht sogar der Außenseiter Favorit. Genau das war im vergangenen Jahr unser großer Vorteil.

    Schauen wir dennoch ein kleines Stück zuversichtlich nach vorne. Wenn alles „normal“, also nach Setzliste, läuft, heißt der Waldkircher Kontrahent im Halbfinale Kriftel. Beim Meister des Nordens schießt an Position eins Christian Reitz, 2016 Olympiasieger mit der Schnellfeuerpistole. Er startet mit dem überragenden Setzergebnis von durchschnittlich 388,60 Ringen aus zehn Wettkämpfen. Wie wichtig sind solche Stars für den Schießsport?

    Weigelt: Christian Reitz ist der absolute Top-Pistolenschütze in Deutschland. Und mit Stars ist es bei uns wie in anderen Sportarten auch: Junge Leute richten sich danach und das ist dann eine gute Werbung für unseren Schießsport.

    Anna Korakaki schießt in Paderborn nicht mit

    Auch in Ihrem Verein strahlt Olympisches Gold. Allerdings wird Anna Korakaki nicht in Paderborn antreten, weil sie derzeit ihr Studium in Griechenland abschließt.

    Weigelt: Sie hat durch das Olympische Jahr zwei Semester verloren, muss jetzt dieses und kommendes Jahr voll aufs Studium setzen.

    Sie vertreten ja ohnehin die Auffassung, dass das die Aussichten des Waldkircher Teams nicht mindert. Erklären Sie uns Ihren Gedanken?

    Weigelt: Grundsätzlich darf man pro Wettkampf nur einen internationalen Schützen einsetzen. Und Dimitrije Grgic ist genauso stark, wenn nicht sogar stärker einzuschätzen als Anna Korakaki. Die Ringergebnisse sind beinahe identisch. Und Männer haben mit der Pistole immer einen kleinen körperlichen Vorteil.

    Die weiteren Waldkircher Schützen hier in Paderborn sind ...

    Weigelt: Matthias Holderried, Alexander Kindig, Michael Spindler und Sebastian Kugelmann. Michael Frei und Susanne Roß sind unsere Ersatzschützen.

    Wo sehen Sie ausgeprägte Stärken in Ihrer Mannschaft?

    Weigelt: Unsere maßgebliche Stärke ist, dass die Mannschaft der Star ist. Wir achten da auch immer darauf, wenn wir junge Schützen von außen dazu nehmen. Uns ist es sehr wichtig, dass einer ins Waldkircher Umfeld passt.

    Zum aktuellen Wettkampf: Aus dem Bus sind doch gerade nicht nur Schützen ausgestiegen. Wie viele Fans waren mit an Bord?

    Weigelt: Wir sind insgesamt mit 40 Leuten hier. Mit der Unterstützung sind wir sehr zufrieden.

    Und die Fans werden die LPone stimmungsvoll unterstützen. Überhaupt ist an den Wettkampfstätten der Schützen Rambazamba mit Tröten und Kuhglocken angesagt. Wie schaffen es die Sportler eigentlich, sich dennoch zu konzentrieren?

    Weigelt: Sie tragen einen Gehörschutz. Aber sie bekommen die Atmosphäre natürlich mit – und unsere Edelweiß-Schützen sind inzwischen so weit, dass sie diese Atmosphäre auch wollen und genießen.

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