Sie kommen aus Balzhausen, schießen seit fünf Jahren am Bezirksstützpunkt in Waldkirch, wurden vor wenigen Wochen deutsche Vizemeisterin im Mixed und werden in der nun beginnenden Saison, wenn alles normal läuft, erste Einsätze im Luftpistole-Bundesligateam des SV Waldkirch haben. Wie erklären Sie diese rasante Entwicklung, Frau Böck?
So richtig gezündet hat es bei mir erst recht spät. Ein paar Jahre war ich im Schwabenkader gewesen, dann hatte ich es irgendwie in den Bayernkader geschafft. Aber erst später habe ich wirklich gemerkt, dass ich mehr machen kann. Nach dem Abitur hatte ich dann auch mehr Zeit fürs Schießen und dieses Jahr hat es sich einfach sehr gut entwickelt.
Die Waldkircher Trainerin Elfriede Weigelt sagt, Sie wären nicht die Nummer eins im Bayernliga-Team, wenn Sie nicht auch das Zeug zur Bundesliga-Schützin hätten. Welche persönlichen Ziele setzen Sie sich, wenn Sie nun tatsächlich in der ersten Liga antreten?
Erst mal würde ich einfach gerne in der Bundesliga schießen. Wenn die Waldkircher mir das zutrauen, traue ich es mir auch zu. Da das jetzt mein erstes Jahr ist, will ich einfach Erfahrungen sammeln und mich so gut wie möglich verkaufen. Ich gehe in den Wettkampf und sage, mein Ziel ist es, den Gegner ein bisschen zu ärgern. Wenn ich das erreiche, ist alles gut.
Ihre künftige Teamkollegin Anna Korakaki ist als Schnellschützin bekannt. Die Olympiasiegerin zählt immer zu den Ersten, die den Stand verlassen. Wesentlich mehr als 20 Minuten benötigt sie selten für ihre Serie mit 40 Schuss. Wie ist das bei Ihnen?
Ich bin eine langsame Schützin. Es kann schon sein, dass ich in der letzten Minute noch am Stand stehe. Ich mache zwischendrin auch Pausen. Aber das ist eher psychisch bedingt. Auf jeden Fall brauche ich die Zeit und ich nehme sie mir.
Was machen Sie, wenn am Stand urplötzlich nichts mehr geht?
Dann muss man versuchen, das Beste rauszuholen. Beim Luftpistole-Schießen ist bis zum letzten Schuss fast immer alles drin. Es lohnt sich also eigentlich immer, den Wettkampf bis zum Schluss voll durchzuziehen.
Sie stehen vermutlich kurz vor Ihrem Bundesliga-Debüt. Wie bereiten Sie sich mental auf einen so wichtigen Wettkampf vor?
Früher wollte ich immer schießen und hatte gleichzeitig Angst, dass es nicht läuft. Aber seit anderthalb Jahren habe ich beschlossen, dass ich mich nicht mehr jagen lasse. Jetzt stelle ich mich Tage zuvor auf einen wichtigen Wettkampf ein und arbeite alles für mich durch. Ich frage mich: Was ist, wenn das oder das passiert? Und am Ende komme ich auf das Ergebnis, dass ich keine Angst haben muss. Ich gebe jetzt jedem Wettkampf die Chance, mein bester zu werden.
Und wie gehen Sie mit Druck von außen um?
Den höchsten Anspruch an mich habe ich selbst. Ich entscheide, wie ich damit umgehe. Interview: Jan Kubica