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Interview: „Bundesliga? Das wird’s wohl nie mehr geben“

Interview

„Bundesliga? Das wird’s wohl nie mehr geben“

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    Auch im Erfolg bleibt Armin Spengler konzentriert und nachdenklich. Der Handball-Abteilungsleiter des VfL Günzburg ist nach drei Aufstiegsfeiern sehr zufrieden, sieht aber Grenzen der Entwicklung.
    Auch im Erfolg bleibt Armin Spengler konzentriert und nachdenklich. Der Handball-Abteilungsleiter des VfL Günzburg ist nach drei Aufstiegsfeiern sehr zufrieden, sieht aber Grenzen der Entwicklung.

    Servus Herr Spengler. Als Cheftrainer Stephan Hofmeister in Günzburg antrat, wurde vollmundig formuliert, dass die Weinroten innerhalb von drei Jahren mit dem Männer-Team in der Bayernliga spielen wollen. Nach der zweiten Saison sind sie jetzt in die Landesliga aufgestiegen. Wie realistisch ist der Durchmarsch?

    Ziele, die man formuliert hat, soll man beibehalten, weil man dadurch die Spannung in der Mannschaft hoch hält. Wenn man keine Ziele benennt, braucht man auch keine großen Ambitionen zu hegen. Aber wir sind realistisch genug, um zu wissen, dass das mit der Bayernliga heuer schwer wird.

    Ist inzwischen raus, in welcher Landesliga-Gruppe die Männer spielen werden?

    Wir spielen in der Süd-Gruppe und wir freuen uns ganz gewaltig darüber.

    Weil ein Gegner der TSV Niederraunau sein wird?

    Ja sicher! Mich freut’s aber auch ganz allgemein für die Kasse des Vereins, weil die Nord-Fahrten ein großes Loch reißen würden. Und die Gegner wären auch nicht solche Zuschauermagneten wie Immenstadt, Dietmannsried – oder Niederraunau. Das Derby wird boomen, da sind 1200 Besucher in der Rebayhalle realistisch.

    Apropos Derby: Da haben ein paar Jungs aus Ihrem Kader den Mund ziemlich voll genommen.

    Das halte ich für völlig übertrieben. Der Niederraunauer Handball ist seit Jahren in der Landesliga vertreten und die Mannschaft hat sich mit Manuel Scholz sehr gut verstärkt.

    Den wollten doch Sie haben, oder?

    Wir waren an ihm dran, weil wir wussten, dass er aus Vöhringen weg will. Er hat sich für seinen Heimatverein entschieden. Das verstehen wir natürlich – aber er hätte uns gut zu Gesicht gestanden.

    Noch mal der Blick zum Nachbarn: Niederraunau testet am 26. Juli gegen den Handball-Riesen Füchse Berlin. Gibt’s auch in Günzburg bald wieder einen Großen zu sehen?

    Wir haben uns auch heuer um einen hochkarätigen Gegner bemüht. Wir stehen in Kontakt mit FrischAuf Göppingen. Es wird in diesem Sommer nichts mehr werden, aber wir sind bemüht, Göppingen im Winter oder im nächsten Jahr nach Günzburg zu holen. Ich finde auch, es wäre Blödsinn, wenn man da ein Konkurrenzdenken aufmacht und meint, man müsse parallel zu den Niederraunauern ein anderes Spiel aufziehen.

    Zurück zur eigenen Landesliga-Zukunft. Der Aufstieg hat doch bestimmt geholfen, das eine oder andere Talent am Ort zu halten.

    Für die fünf A-Jugendlichen, die aus der Bundesliga-Mannschaft gekommen sind, war das sogar der Hauptgrund, bei uns zu bleiben. Ich denke, andernfalls wäre es schwer gewesen, einen Daniel Jäger oder einen Nico Jensen zu halten. Genauso gilt das für einen Lukas Barthel – der war schwer umworben von seinem Heimatverein Blaustein.

    Dazu gibt’s eine tolle Verstärkung. Dass Torwart Patrick Bieber zurückgekehrt ist, erhöht das Potenzial auf jeden Fall. Sind inzwischen weitere Neuzugänge angekommen?

    Nein. Wir wissen, dass die A-Jugendlichen künftig keine Doppelbelastung mehr haben und schon allein deshalb dürfen wir eine weitere Steigerung von ihnen erhoffen.

    Bei den Frauen war ja nicht alles eitel Sonnenschein. Die Endphase der Landesliga-Spielzeit haben die Mädels in den Sand gesetzt, den absolut möglichen Aufstieg vergeigt. Was geht jetzt in der nächsten Runde?

    Ich glaube nicht, dass die in ein Loch fallen. Sie waren bis zum Schluss dran, haben sich aber am Ende nicht wirklich geschickt angestellt. Meine persönliche Meinung ist, dass es für die Bayernliga wahrscheinlich nicht gereicht hätte, ohne groß Verstärkungen zu holen.

    Wie macht sich der neue Trainer der Frauen, Markus Sandtner?

    Ich denke, er ist ein etwas anderer Typ als zuletzt Robert Mayer. Der konnte pushen und sehr impulsiv sein, Sandtner dagegen ist eher sachlich, ruhig. Bei der C-Jugend hat er es geschafft, aus einem 20er-Kader alle bei der Stange zu halten. Das ist schwer in dieser Altersklasse. Aber alle waren begeistert. Er hat eine Art, die Jugendliche mitreißt. Sein Wunsch war, eine Erwachsenenmannschaft zu trainieren. Wir haben ihm eine gegeben.

    Die Frauen II sind – wie beide Männer-Teams – aufgestiegen. Zwischenzeitlich sprach einiges dafür, dass es sogar ein drittes Team geben könnte für den Fall, dass der VfL Leipheim seine Handball-Aktivitäten einstellt. Jetzt geht’s weiter in Leipheim. Wie beurteilen Sie das als Nachbar?

    Die Leipheimer hatten viel Aderlass. Und nicht nur die. Es gibt in Dillingen keinen Handball mehr, in Burgau auch nicht. Jetzt noch der Traditionsverein VfL Leipheim? Die Region braucht jeden Verein, ich finde es gut, dass sie es noch mal geschafft haben und ich drück’ ihnen die Daumen.

    Apropos Nachbarn: In der Region gibt es so viel ambitionierten Amateurhandball. Warum kommt eigentlich niemand auf die Idee, Ressourcen zu bündeln und dann mit einem Landkreis-Auswahlteam bei Männern und Frauen, sagen wir mal, wenigstens Richtung dritte Liga zu schielen?

    A: Sportlich ist hier das Umfeld für eine dritte Liga nicht gegeben. B: Die finanziellen Mittel beim Handball sind sehr beschränkt. Siehe Friedberg – die standen vor nicht allzu langer Zeit dicht vor dem Aufstieg in die zweite Liga und steigen jetzt aus der dritten ab. Da gibt’s finanzielle Risiken, die ich nicht stützen kann. Die Zeiten haben sich einfach gewaltig geändert. Bundesliga? Das wird’s beim VfL wohl nie mehr geben.

    Was wird dann aus dem Günzburger Weg?

    Günzburg ist und bleibt eine Handball-Hochburg. Wir müssen eben innerhalb der Rahmenbedingungen diskutieren und dürfen nicht von irgendwas träumen. Wenn wir in einem Bezirksoberliga-Heimspiel 800 Zuschauer haben, dann sage ich mal, da würden sich die allermeisten Fußball-Landesligisten die Finger abschlecken. Das große Manko bei uns sind die Sponsoren.

    Das liebe Geld also. Mal ehrlich: Guten Handball, vielleicht sogar schon auf der jetzt erreichten Stufe, wird’s kaum zum Nulltarif geben. Wie finanziert sich das Unternehmen Handball im VfL eigentlich?

    Ich kann offiziell sagen, dass Stephan Hofmeister für seine Trainertätigkeiten entlohnt wird. Die anderen Trainer rechnen über den Übungsleiterschein ab oder arbeiten ehrenamtlich. Auswärtige Spieler erhalten ihre Aufwandsentschädigungen, sprich Fahrtkosten. Das war’s dann.

    Die diversen Aufstiegs-Feiern waren so ausgiebig, dass der Abstieg der A-Jugend aus der Bundesliga gar nicht weiter auffiel. Trotzdem: Es stand halt einfach Bundesliga drauf, die Außenwirkung war enorm – muss der Abteilungsleiter Spengler nicht doch ein bisschen weinen?

    Nein, gar nicht. Es war sensationell, dass wir zweimal hintereinander mit einer A-Jugend in der Bundesliga gespielt haben. Aber unser Kader ist momentan zu dünn dafür. Und wenn man sieht, was demnächst in der Bayernliga auflaufen wird … da muss sich die Mannschaft strecken, oben mitzuspielen. Das Gespräch führte

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