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Ehrenamt: Wenn’s mal wieder dreckig wird

Ehrenamt

Wenn’s mal wieder dreckig wird

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    Schmutz ist für Marianne Staiger kein Problem. Seit 50 Jahren wäscht sie die Trikots des SC Bubesheim und hat bisher noch jeden Fleck rausgebracht.
    Schmutz ist für Marianne Staiger kein Problem. Seit 50 Jahren wäscht sie die Trikots des SC Bubesheim und hat bisher noch jeden Fleck rausgebracht. Foto: Ernst Mayer

    Zur Zeit hat Marianne Staiger wenig zu tun. Wenn der SC Bubesheim am Sonntag im Rahmen seines 50-jährigen Jubiläums auf eine Kötzer Auswahlmannschaft trifft, wird es sich mit dem Dreck wohl in Grenzen halten. Schließlich ist Sonnenschein vorhergesagt. Aber im Herbst, da sind die Künste der 77-Jährigen wieder gefragt. Schlamm und Dreck sind kein Problem für sie. Auch Gras- und Blutflecken bekommt sie mühelos aus den Leibchen. Seit der Sportklub im Jahr 1967 gegründet wurde, steht sie für den Verein an der Waschmaschine.

    Nach so einer langen Zeit sitzt natürlich jeder Handgriff. Nach jedem Spiel steht alsbald der große Koffer vor ihrer Tür. Dann geht es sofort in den Keller. „Ich wasche das immer gleich noch am Sonntag. Da braucht es schon vier Maschinen. Aber ich kriege alles raus“, sagt die Rentnerin. Dann hängt sie diese auf die Leine und am nächsten Tag kommen sie, sorgfältig zusammengelegt, wieder in den Koffer. Wie vor 50 Jahren.

    Damals hatte sie statt der heutigen zwei noch vier Mannschaften mit sauberer Wäsche zu versorgen. „Das waren noch Baumwolltrikots. Da musste ich noch jedes einzeln bügeln. Heute braucht es das zum Glück nicht mehr.“ Staigers bereits mit 46 Jahren verstorbener Ehemann Wilhelm zählte zu den Gründungsmitgliedern des SCB. Für sie war es kein Thema, sich der Fußballer-Wäsche anzunehmen. „Ich war zu Hause und hatte Zeit. Außerdem habe ich so ein bisschen was dazuverdient.“ Dass sie diese Aufgabe auch 50 Jahre später immer noch macht, hätte sie aber wohl selbst nicht gedacht.

    Immer war Staiger dem Verein verbunden, ihre beiden Söhne traten bald in die Fußstapfen des Vaters und waren lange beim Verein aktiv. Jürgen Staiger führte den SCB als Trainer sogar zwei Mal in die Landesliga. Heute ist Marianne Staiger nur noch selten auf dem Fußballplatz. Ihrer Fußballbegeisterung frönt die 77-Jährige lieber daheim beim Sportschaugucken. Oder sie fiebert mit ihrem Enkel Fabian mit. Der hat mit Fußball wenig am Hut, seine Leidenschaft ist der Hip-Hop-Tanz. Zuletzt gewann er mit dem SV Edelstetten mehrere deutsche Meistertitel, war sogar schon bei der RTL-Show „Das Supertalent“ dabei. Sein größter Fan ist die Oma. Und die wäscht natürlich auch gerne seine Sachen mit. Dass man sich auf sie verlassen kann, ist Marianne Staiger wichtig. Viel Aufhebens macht sie aber nicht darum. Nicht einmal ein Foto von sich möchte sie in der Zeitung haben. „Mir macht das einfach Spaß. Es ist in mir drinnen.“

    Beim Verein spart man aber nicht mit Lob. Abteilungsleiter Karl Dirr zeigt sich begeistert von der „Legende beim SC Bubesheim. Sie ist die Zuverlässigkeit in Person, ich kann nur das Allerbeste sagen. Egal, ob in aller Herrgottsfrüh oder spät am Abend, sie hat immer Zeit.“ Dass Marianne Staiger irgendwann aufhören könnte, daran möchte Dirr gar nicht denken. „Sie ist für den Verein unverzichtbar. Ich hoffe, dass sie uns noch möglichst lange erhalten bleibt. Solche Leute findet man heute nicht mehr.“

    Wenn der SC Bubesheim an diesem Wochenende sein Jubiläum feiert, dann feiert er auch seine treuesten Mitglieder. Marianne Staiger ist dann natürlich auch dabei. Nur am Sonntagabend, da muss sie wieder daheim sein. Denn nach dem Spiel steht wieder der Koffer vor ihrer Tür.

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