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Ebershausen: So kämpften sich die Läufer über die 50 Kilometer von Ebershausen

Ebershausen

So kämpften sich die Läufer über die 50 Kilometer von Ebershausen

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    Gemeinsam starten die Läufer beim 50-Kilometer-Lauf. Am Ende liegen zwischen den Zieleinläufen des Erstplatzierten und des Letztplatzierten dreieinhalb Stunden. Am Ende kamen 107 Männer und 26 Frauen ins Ziel.
    Gemeinsam starten die Läufer beim 50-Kilometer-Lauf. Am Ende liegen zwischen den Zieleinläufen des Erstplatzierten und des Letztplatzierten dreieinhalb Stunden. Am Ende kamen 107 Männer und 26 Frauen ins Ziel.

    Um fünf Uhr früh ist Agnes Babel aus Oberkochen bei Aalen an diesem Tag aufgestanden und hat sich auf den Weg nach Ebershausen gemacht. Jetzt steht sie in der warmen Mittagssonne am Straßenrand und wartet auf ihren Sohn Tobias, der kurz vor seiner letzten Runde steht, den letzten fünf Kilometern bei den deutschen Meisterschaften im 50-Kilometer-Ultralauf. „Mein Sohn trainiert sehr viel und wir begleiten ihn zu vielen Rennen. Für heute hat er sich den dritten Platz vorgenommen“, erzählt die stolze Mutter. Als Tobias Babel wenig später vorbeiläuft, feuert sie ihn lautstark an und notiert anschließend seine aktuelle Platzierung in ein Notizbuch.

    Aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland sind Athleten nach Ebershausen gekommen. Die Sonne strahlt bereits, als die rund 150 Läufer um neun Uhr in das Rennen über zehn mal fünf Kilometer starten. Immer wärmer wird es. Die Helfer, die an zwei Stationen Getränke an die Vorbeilaufenden verteilen, haben viel zu tun. Viele Athleten schütten sich das Wasser direkt über den Kopf.

    Der ein oder andere werde bei diesen Bedingungen wohl noch aussteigen, vermutet Fritz Birkner. Der Organisator des Rennens beobachtet die vorbeiziehenden Läufer im Zielbereich und sagt: „In den letzten beiden Runden passiert noch viel. Der Schlüssel bei solchen Distanzen ist, sich die Kraft richtig einzuteilen. Sind die Kohlehydrate aufgebraucht, geht der Körper an die Fettreserven. Um sich an diese Belastung zu gewöhnen, ist viel Training nötig. Ausdauer und Erfahrung sind da wichtiger als Kraft. Deshalb sind die älteren Läufer oft die besseren“, erklärt Birkner, bevor er sich wieder der Strecke zuwendet.

    Denn der neue deutsche Meister steuert das Ziel an. Mit einer persönlichen Bestzeit überquert der 36-jährige Frank Merrbach nach etwas mehr als drei Stunden die Ziellinie und wird sofort von Glückwünschern umringt. Der Thüringer mit dem langen dunklen Bart ist in der Ultralauf-Szene kein Unbekannter. Dennoch ist er selbst überrascht von seinem Sieg. Er hatte sich kurzfristig zum Lauf angemeldet, um seinem Team, der LG Nord Berlin, in der Mannschaftswertung zu helfen. „Ich hatte gar nicht geplant, so schnell zu laufen. Aber ich bin in so einen Trott gekommen und dann lief es einfach.“

    Noch sensationeller ist der Erfolg von Robert Kubisch. Der 28-jährige Cottbusser kommt bei seinem ersten 50-Kilometer-Lauf überhaupt als Zweiter ins Ziel. Noch im Einlaufbereich muss er der bisher ungewohnten Belastung aber Tribut zollen und sinkt zu Boden. „Ich bin bisher Marathon gelaufen. Der Unterschied ist größer als man denkt, am Schluss hat es mich viel Überwindung gekostet. Ich muss jetzt erst mal sehen, wie meine Muskeln reagieren und ob mein Training funktioniert hat.“

    Während ein Läufer nach dem anderen ins Ziel kommt, sind die rund 40 Helfer vom FC Ebershausen hinter den Kulissen weiter fleißig. Sie versorgen die Athleten mit Getränken, Obst und Energieriegeln, sie verkaufen Kaffee, Kuchen und Wurstsemmeln an die rund 100 Zuschauer. Auch die Freiwillige Feuerwehr ist im Einsatz. Sie hat gewissenhaft die Laufstrecke abgesperrt, damit auch kein Läufer auf die Idee kommt, eine Abkürzung zu nehmen. Nur bei einer Aufgabe vertrauen die Organisatoren lieber auf Profis: bei der Zeitnahme. Die Firma Allgäu-Timing sorgt dafür, dass die Ergebnislisten bis auf die Hundertstelsekunde genau stimmen. Jeder Läufer ist mit einem Transponder ausgestattet, der beim Überqueren der Ziellinie die exakte Rundenzeit misst. Das kostet natürlich Geld. Auf rund 6000 Euro beziffert Organisator Fritz Birkner die Kosten für den Lauf. Finanziert wird er durch Sponsoren und über das Startgeld, das jeder Athlet zahlt.

    Mittlerweile ist auch die erste Frau im Ziel. Nele Alder-Baerens (Ultrasportclub Marburg) holte den Titel bereits 2014 bis 2016, im Vorjahr pausierte sie. „Mein Ziel war es, zum vierten Mal in Folge ungeschlagen zu bleiben. Und ich freue mich, dass es geklappt hat“, sagt die 40-Jährige. Hinter ihr drehen die Läufer weiter ihre Runden. Drei Stunden haben die Teilnehmer nach den ersten Zieleinläufen noch Zeit, das Rennen zu beenden. Viele lassen es entspannt angehen, bleiben am Versorgungsstand kurz stehen und verschnaufen. Andere zeigen sich verbissen, überprüfen nur kurz die eigene Rundenzeit auf der Armbanduhr ohne stehen zu bleiben.

    Besonderen Applaus bekommt bei seinem Zieleinlauf Paul Kleinmann. Der 73-Jährige ist einer von zwei Läufern, die für den FC Ebershausen dabei sind, und kann sich über den Sieg in seiner Altersklasse M70 freuen. „Ich musste über ein Jahr krankheitsbedingt pausieren und bin erst wieder im Aufbau. Aber auf der heimischen Strecke tut man sich natürlich leichter.“

    Schließlich haben es alle Läufer ins Ziel geschafft. Alle Medaillen, Urkunden und Preise sind vergeben. Der CSU-Landtagsabgeordnete Alfred Sauter hat den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten an Frank Merrbach überreicht. Die Organisatoren sind zufrieden. Und Agnes Babel? Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Ihr Sohn Tobias hat den dritten Platz geholt.

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