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Reiten: Niels Carstensen aus Riedheim und seine neue Hoffnung PBM Land Rover

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Niels Carstensen aus Riedheim und seine neue Hoffnung PBM Land Rover

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    Niels Carstensen und PBM Land Rover befinden sich noch in der Kennenlern-Phase. Der 20-jährige Reiter weiß seit Kindertagen, dass Respekt vor dem Tier eine Grundvoraussetzung für den Erfolg im Sattel ist.
    Niels Carstensen und PBM Land Rover befinden sich noch in der Kennenlern-Phase. Der 20-jährige Reiter weiß seit Kindertagen, dass Respekt vor dem Tier eine Grundvoraussetzung für den Erfolg im Sattel ist. Foto: Bernhard Weizenegger

    Der gedankliche Weg vom Ausbildungsverein im Fußball zum Ausbildungsstall im Pferdesport ist kein allzu weiter. Hier wie dort geht es darum, Talente zu erkennen, günstig zu erwerben und teuer weiterzugeben. Das ist zu allererst ein wirtschaftlicher Vorgang – und so sieht es Niels Carstensen auch. Dass ihm sein Erfolgspferd FBW Cornflake exakt auf diese Weise zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt abhandenkommen würde, hatte er weder erhofft noch erwartet. „Aber so ist das Geschäft. Mir wurde von Anfang an eingetrichtert: Wenn ein Pferd geht, geht es“, sagt der 20-Jährige, der in Riedheim wohnt und in Behlingen reitet. Seine Augen und seine Körperhaltung sprechen in diesem Moment allerdings nicht für Coolness und er fügt dann auch mit leiser Stimme hinzu: „Bei FBW Cornflake hatte ich schon zu kämpfen.“

    Erfolgsgespann des Springreitens

    Erfolg ist im Reitsport nur möglich, wenn die Qualität auf beiden Seiten des Sattels stimmt. Die Liaison zwischen Niels Carstensen und dem zehnjährigen Württemberger Wallach bot diese seltene Kombination; in Fachkreisen galten die beiden als Erfolgsgespann des Jahres 2020. Hier wie fast immer lagen vor den Siegerschleifen eine Menge Arbeit und Geduld. Sechs Jahre lang bildeten Vater Uwe und Sohn Niels Carstensen das Pferd aus; Besitzer des Wallachs waren stets seine Züchter Brigitte und Axel Seemann. Die haben das Tier nun verkauft. Seit wenigen Wochen steht es im Stall von Richard Vogel, der in ihm ein „außergewöhnliches und bestens ausgebildetes Pferd“ sieht.

    Während Niels Carstensen seinen Blick durch den in Behlingen gelegenen Stall schweifen lässt, wirkt er noch immer ein wenig wehmütig. Zusammen mit FBW Cornflake war der Inhaber des Goldenen Reitabzeichens Vierter im Finale um den nationalen U25-Springpokal 2020, einem Drei-Sterne-Springen, das im Rahmen der deutschen Meisterschaft in Riesenbeck ausgetragen wurde. Auch international klappte es: Die beiden gewannen im Januar 2021 souverän die Gesamtwertung im European Youngster Cup. Die anstehenden Sichtungen und Springlehrgänge bei Nachwuchs-Bundestrainer Peter Teeuwen hätte Niels Carstensen liebend gern mitgenommen – immerhin standen hier Berufungen für internationale Aufgaben im Raum. Aus der Traum. „Die Europameisterschaft kann ich mir abschminken.“

    Rätsel um einen nicht erfolgten Anruf

    Wie schon einmal. 2017 war der damals 16-jährige Jugendliche abfahrtbereit für die kontinentalen Titelkämpfe. Er und Sandro Gold (der inzwischen zwölfjährige Fuchshengst steht auch heute noch im Carstensen-Stall) waren damals in unglaublich guter Verfassung. Niels Carstensen wartete nur noch auf den entscheidenden Anruf – der dann nicht kam. „Das war ein bisschen blöd“, sagt der junge Reiter und betont gleichzeitig, dass sich eine Art Missverständnis ereignet hatte und Teeuwen heute ein gutes Verhältnis zu ihm pflegt.

    Ein Idol hat Niels Carstensen nicht

    Sein primäres Ziel, als Reiter immer besser zu werden, hat sich mit diesen Ereignissen selbstverständlich nicht erledigt. Übung macht den Meister; das gilt im Sattel eher noch mehr als anderswo. Bei derzeit 24 Tieren im Stall fällt es Niels Carstensen relativ leicht, Reitsport in allen Facetten auszukosten. Ihm geht es um Lerneffekte mit großen und kleinen, ruhigen und hektischen, fleißigen und faulen Pferden. Viel hilft in diesem Fall viel – was ein Stück weit erklärt, warum Niels Carstensen keine speziellen sportlichen Idole hat. „Es gibt so viele tolle Reiter auf der Welt. Mich auf einen festzulegen, wäre ein Problem. Zumal man bei verschiedenen Pferden eben auch eine jeweils andere Reiterei an den Tag legen, mal vorsichtiger und mal pfiffiger reiten muss.“

    Ein paar Siegerschleifen zieren die Wand im Carstensen-Stall.
    Ein paar Siegerschleifen zieren die Wand im Carstensen-Stall. Foto: Bernhard Weizenegger

    Ein guter Trainer wie sein Vater Uwe rundet die Sache ab, denn der sieht vom Boden aus, was dem Reiter im Sattel verborgen bleibt. „Mit der Zeit macht man dann vieles einfach deshalb richtig, weil man das richtige Gefühl hat und die richtigen Entscheidungen trifft“, bemerkt Carstensen junior.

    Der Neue ist ein Holsteiner Wallach

    Inzwischen hat er auch eine neue Zukunftshoffnung gefunden. Von der Familie Pfefferle in Mengen haben die Carstensens vor einigen Wochen PBM Land Rover gekauft. Erste gemeinsame Ausritte in den Turniersport haben der junge Reiter und sein siebenjähriger Holsteiner Wallach bereits abgelegt. Niels Carstensen war sehr zufrieden mit diesen Kennenlern-Erlebnissen im Springparcours.

    Tennis, Ski, Reitsport

    Als Sportler ist Niels Carstensen seit Kindesbeinen ein Multi-Talent. Zuerst spielte er begeistert Tennis im VfL Leipheim. Natürlich saß er auch schon als Bub auf dem Pferd, aber so richtig innig waren diese ersten zarten Annäherungsversuche nicht. Mit einem Grinsen im Gesicht schildert Carstensen folgendes Erlebnis: „So als Sechsjähriger ungefähr hatte ich gar keine Lust mehr. Ich bin dann bei einem Turnier mal überrannt worden von einem Riesenmädchen mit einem Riesenpferd, da war das gelaufen für mich.“ Also wendete er sich dem alpinen Skisport zu. Auch hier ragte sein Können heraus; Carstensen erinnert einen Talentvergleich mit Läufern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, bei dem er in seiner Altersklasse sehr gut platziert war.

    Kein Pferd für die Mutter, aber ein Pony für den Buben

    Irgendwann zog es ihn dann doch wieder zum Reiten. Papa Uwe Carstensen zerrte natürlich pausenlos mit aller Liebe und Überredungskunst am Sprössling. Gute Pferde waren im Stall in Behlingen ebenfalls immer vorhanden. Das Schlüsselerlebnis folgte, als Niels gerade neun Jahre alt war: „Wir waren auf Shopping-Tour, wollten ein zweites Pferd für meine Mutter kaufen. Was wir dann mitgenommen haben, war ein Pony für mich.“

    Neugierig linst PBM Land Rover aus seiner Box.
    Neugierig linst PBM Land Rover aus seiner Box. Foto: Bernhard Weizenegger

    Kurz danach sammelte er erstmals selbst Turnier-Erfahrung. „Das war in Dettingen. Da war ich sogar gleich platziert. Und dann hat es natürlich auch immer mehr Spaß gemacht.“ Was unter anderem an der Selbsterkenntnis lag, dass er im Reiten mit der Zeit auf jeden Fall besser sein würde als im Tennis.

    Berufsreiter? Eher nicht

    Berufsreiter wie sein Vater wird Niels Carstensen vermutlich trotzdem nicht. Das Erwachsenwerden und jetzt die Corona-Pandemie haben den jungen Mann in so zentralen Lebensfragen wie der Berufswahl nachdenklich und auch ein bisschen vorsichtig gemacht. Er entschloss sich zunächst einmal, eine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann zu absolvieren. Derzeit befindet er sich in der Prüfungsphase zum Fachabitur. „Ich möchte erst ein anderes Standbein. Die Option, später als Bereiter zu arbeiten, halte ich mir aber offen“, sagt er.

    Suche nach der perfekten Harmonie

    Und dann geht der 20-Jährige zurück in den Stall, wendet sich wieder PBM Land Rover zu, der neugierig aus seiner Box linst. Jede Geste, jedes Wort ein kleiner Baustein, um sich der perfekten Harmonie zwischen Pferd und Reiter anzunähern. Und diesmal im Bewusstsein, dass seine neue Hoffnung gekommen ist, um zu bleiben.

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