Es sind die kleinen Dinge, die Bürgermeister Thomas Wörz in diesen Tagen glücklich machen. Etwa, dass er seit Dienstagvormittag wieder ein funktionstüchtiges Rathaus hat. "Wir konnten die Server heute wieder in Betrieb nehmen und endlich auf unserer Homepage die Leute informieren", sagt er am Dienstagabend im Gespräch mit unserer Redaktion. Seit Freitagnacht steckt Wörz, wie viele Bürgermeister und Bürgermeisterinnen im Landkreis Günzburg, im Krisenmodus. Wassermassen haben Teile seines Marktes überschwemmt, Wohnungen geflutet, Menschen in Gefahr gebracht und einen Schaden, der noch gar nicht greifbar ist, angerichtet. In Teilen Offingens steht immer noch das Wasser, inzwischen sind die Hilfskräfte der Feuerwehr und des THW dabei, die Häuser in den betroffenen Straßenzüge nach und nach auszupumpen.
Wörz habe bisher kein einziges Mal mit den Medien gesprochen, sagt er, er war selbst die ganze Zeit im Flutgebiet, hat koordiniert und geholfen. Er habe Bilder im Kopf, die man so schnell nicht verarbeiten könne. In einem großen Unimog der Bundeswehr war er beispielsweise dabei, als ein älteres Ehepaar aus dem Haus gerettet wurde, das Riesenfahrzeug ist entlang der Flutmulde gefahren. "Das sind Dinge, die man noch nie erlebt und gesehen hat." An manchen Stellen hat der Unimog nicht ausgereicht, er kam nicht mehr durch das Wasser, die Rettung aus der Luft durch den Hubschrauber war die einzige Lösung.
In Offingen ist man in Gedanken auch beim vermissten Feuerwehrmann
Es ist Wahnsinn, sagt der erste Bürgermeister, wie die Einsatzkräfte diese Situationen seit Tagen bewältigen. "Gleichzeitig ist es ein psychischer Ausnahmezustand. Natürlich zusätzlich noch, weil wir ein Mitglied der Feuerwehr vermissen." Wie sollen die Menschen und die Feuerwehrkameraden das verarbeiten, fragt er sich. "Manche kommen nach Hause und weinen so lange, bis sie einschlafen." Er selbst ist Vater von vier Kindern, seine Stimme bricht, wenn er darüber spricht. Auch seine Familie mache sich natürlich Sorgen um ihn, er war kaum zu Hause in den vergangenen Tagen. "Ich habe 2008 gesagt, dass ich Erster unter Gleichen sein will. Ich will präsent sein, mithelfen", sein Wahlversprechen einhalten.
Das Bedürfnis zu helfen, das haben viele in Offingen und der Umgebung. Als am Freitagabend eine Whatsapp-Gruppe gegründet wurde, um Freiwillige zum Sandsack-Füllen zu suchen, haben sich in kürzester Zeit 50 bis 100 ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger gemeldet, inzwischen sind es mindestens 200 Privatpersonen, die in Offingen mit anpacken. "Auch die örtlichen Gewerbetreibenden bieten ihre Hilfe oder Hallen an." Die Anlaufstelle und die Registrierung für die Helfer ist am Mittwoch umgezogen, sie ist jetzt in der Nebenhalle der Mindelhalle, von Mittwoch bis Freitag zwischen neun und 16 Uhr, kann man sich dort melden.
Die Hilfsbereitschaft sei das Positive, was er aus der Katastrophe in Erinnerung behält, sagt Wörz. "Es ist tragisch und so viele haben ihr Hab und Gut verloren. Aber ich bin zuversichtlich, dass auch in Offingen irgendwann wieder die Sonne scheint."