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Nachruf: Burgaus früherer Bürgermeister Konrad Barm ist tot

Nachruf

Burgaus früherer Bürgermeister Konrad Barm ist tot

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    Konrad Barm war 18 Jahre lang Bürgermeister von Burgau. Am 24. Januar 2022 ist er im Alter von 60 Jahren gestorben.
    Konrad Barm war 18 Jahre lang Bürgermeister von Burgau. Am 24. Januar 2022 ist er im Alter von 60 Jahren gestorben. Foto: Familie Barm

    Er wollte nicht in der Vergangenheit verharren, sondern lieber nach vorne schauen. Positiv in die Zukunft blicken. Das hatte Konrad Barm (Freie Wähler) beim Abschiedsbesuch unserer Redaktion gesagt, nachdem er in der Bürgermeisterstichwahl Ende März 2020 gegen seinen bisherigen Stellvertreter Martin Brenner (CSU) unterlegen war. Er war 18 Jahre lang der Chef im Rathaus der drittgrößten Stadt im Landkreis Günzburg gewesen, in seine Amtszeit fallen Projekte wie der Neubau des Eisstadions oder der Bau der Kapuziner-Halle. In der Zukunft nach dem Bürgermeisteramt war er nun angekommen. Und ist am Montag im Alter von 60 Jahren gestorben.

    Ja, Barm war enttäuscht, dass er abgewählt wurde. "Aber die Bürger haben es so entschieden", sagte er im April 2020. Er akzeptiere das. Entgegen seiner ursprünglichen Ankündigung wollte er dem neuen Stadtrat nicht angehören. "Kluge Ratschläge aus dem Hintergrund" wolle er seinem Nachfolger auch nicht geben, sich "nicht einmischen". Er zog eine positive Bilanz der 18 Jahre, "ich bin stolz, Bürgermeister von Burgau gewesen zu sein".

    Konrad Barm übte seine neue Tätigkeit "voller Elan und mit Spaß" aus

    Das sagt auch seine Frau Jutta. Im Gespräch mit unserer Redaktion betont sie jetzt: "Er war ein leidenschaftlicher Bürgermeister, er hat dieses Amt mit Überzeugung ausgeübt." Priorität habe aber die Familie gehabt, er sei immer für sie da gewesen. Konrad Barm hinterlässt nicht nur seine Frau, die er an seinem 50. Geburtstag im Burgauer Schloss geheiratet hatte, sondern auch fünf erwachsene Kinder. Im ersten Jahr nach dem Ausscheiden aus dem Amt habe er sich zwar die Frage gestellt, was er nun machen möchte, "denn er war kein Pensionär, der bloß daheim sitzen will". Doch inzwischen hatte er eine neue Aufgabe gefunden, die er "voller Elan und mit Spaß" ausgeübt habe. Als Betreuer für das Amtsgericht Günzburg hat er sich um Menschen gekümmert, die nicht selbst ihre Interessen vertreten können.

    Ansonsten ist er sehr naturverbunden gewesen, eine tägliche Runde im Wald habe fest dazu gehört. Außerdem hat er leidenschaftlich gern geangelt. Und im vorigen Jahr seien sie auf dem Jakobsweg gewesen, dort sei er früher schon öfters gewandert.

    Wie und woran Konrad Barm gestorben ist, möchte seine Frau nicht in der Öffentlichkeit thematisieren. Aber die Bürgerinnen und Bürger könnten bei einem Trauergottesdienst in der evangelischen Kirche in Burgau Abschied nehmen. Beigesetzt werde er zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Familienkreis in einem Ruheforst.

    Barm wurde zum "Altbürgermeister" von Burgau ernannt

    Der Burgauer Stadtrat hat am Dienstagabend mit einer Schweigeminute des ehemaligen Bürgermeisters gedacht. Barms Nachfolger Martin Brenner sagte, sein Vorgänger habe für die Aufgabe gelebt, und dafür "haben wir ihm zu danken". Gegenüber unserer Redaktion sagte er, alle im Rathaus seien "geschockt" gewesen über die Nachricht. Man werde versuchen, seine Frau zu unterstützen, wo es möglich ist.

    In kürzester Zeit verliere Burgau mit Peter Jendruscsik nicht nur einen Ehrenbürger, sondern mit Barm nun auch einen "Altbürgermeister". Offiziell wurde ihm der Titel bereits verliehen, am Dienstag hätte ihm im Stadtrat die Urkunde überreicht werden sollen. Auf Barms Wunsch hin sei dies aber auf die Februar-Sitzung verschoben worden. Als im November im Rat über die Ernennung debattiert wurde, gab es auch Kritik, doch letztlich stimmten von 18 Ratsmitgliedern nur vier dagegen.

    Landrat Reichhart: "Konrad Barm hatte das große Ganze im Blick"

    Barm war für die Freien Wähler bis zuletzt im Kreistag aktiv gewesen. Fraktionschef Josef Brandner sagt, er sei tief betroffen über die traurige Nachricht. Den Ruhestand habe Barm nicht wirklich auskosten können. Noch am Montag vergangener Woche habe er mit ihm beim Werkausschuss gesprochen, sie hätten sich locker und lebhaft unterhalten. Er persönlich sei "unheimlich traurig", und die Fraktion müsse einen echten Verlust verkraften. Denn der ehemalige Bürgermeister sei ein wertvolles Mitglied mit viel Erfahrung gewesen.

    Auch Landrat Hans Reichhart (CSU) zeigt sich schockiert über den "unerwarteten und plötzlichen Tod" Konrad Barms. Noch vor ein paar Tagen hätten sie über alles Mögliche gesprochen, "er hat weit in die Zukunft geblickt". Der Landrat ist dankbar für die gemeinsame Zeit in der Politik, Barm sei für seine Stadt eingestanden und habe gleichzeitig das große Ganze im Blick gehabt. "Er wollte seine Heimat mitgestalten." In der nächsten Sitzung des Kreistags werde man Abschied nehmen.

    Nach der besten Lösung zu suchen war Barm auch nach eigenen Worten immer wichtig gewesen. Als er 2002 bei den Kommunalwahlen gegen Wolfgang Schubaur antrat - und gewann -, hatte er gesagt, ihm mache es Spaß, "mit Menschen umzugehen und gemeinsam nach der besten Lösung zu suchen, auch wenn dies schwierig ist". Barm erlebte auch schwierige Zeiten in seinem Amt, etwa als der Stadt Abwassergebühren in Millionenhöhe entgangen waren.

    Er konnte beim Starkbierfest auch über sich selbst lachen

    Barm reizte die Aufgabe, Bürgermeister in Burgau zu werden, weil es eine schöne Stadt sei, in der man noch vieles gestalten könne und über die die Einheimischen oft schlechter redeten, als sie es sei. "Der Ort hat Flair, die Bürgerinnen und Bürger sind aufrechte und ehrliche Leute." Aufgewachsen war Barm in Klingen bei Aichach und ging später in den Öffentlichen Dienst. Im Jahr 1996 war er bereits in Thannhausen bei der Bürgermeisterwahl angetreten, verfehlte den Sieg aber knapp. Wenn er von seiner Heimat sprach, der alten und der neuen, strahlte er. Beim letzten Starkbierfest unserer Zeitung in Burgau vor Corona im März 2020, eine Woche vor den Kommunalwahlen, amüsierte er sich köstlich, als Bruder Baderbas diese Heimat auf die Schippe nahm. Und auch ihn.

    Gottesdienst Der Trauergottesdienst für Konrad Barm wird am Samstag, 29. Januar, um 10 Uhr in der Burgauer Christuskirche gehalten. Es herrscht freie Platzwahl. Am Eingang wird nach 3G (geimpft, genesen, getestet) kontrolliert. Während des Gottesdienstes muss durchgehend eine FFP2-Maske getragen werden.

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