Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Mutter startet Suche nach vermisstem Feuerwehrmann in Offingen: „Er wollte Leben retten“

Offingen

Mutter startet Suche nach vermisstem Feuerwehrmann: „Er wollte Leben retten“

    • |
    • |
    Die übertretende Mindel hat Offingen in eine Katastrophenlage gebracht. Noch immer fehlt ein vermisster Einsatzhelfer.
    Die übertretende Mindel hat Offingen in eine Katastrophenlage gebracht. Noch immer fehlt ein vermisster Einsatzhelfer. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Fast 49 Tage: So lange vermisst eine Mutter aus Offingen bereits ihren Sohn, wenn sie sich am Samstag auf den Weg zum Auwald Sportzentrum nach Gundremmingen macht, um erneut mit Freunden, Bekannten und anderen freiwilligen Helferinnen und Helfern nach ihm zu suchen. Seit dem 2. Juni 2024 gibt es keinen Hinweis darauf, wo der inzwischen 23-Jährige ist. „Er war im Hochwasser-Einsatz als Feuerwehrmann unterwegs und wollte Menschenleben retten“, so seine Mutter, die inzwischen eine Spendenaktion gestartet hat und die Hoffnung nicht aufgeben will.

    Es war Sonntagnacht gegen 2.50 Uhr, als im Ortsbereich von Offingen ein Boot mit fünf Einsatzkräften der DLRG und der Freiwilligen Feuerwehr Offingen im Hochwasser unterwegs war und kenterte. Vier der Menschen konnten sich retten, doch nicht der junge Ehrenamtliche. Bis heute fehlt von ihm jede Spur. „Nach längerem Suchen von der Polizei sind wir zum Entschluss gekommen, zusätzlich eine private Suchaktion zu starten und alle Helfer, ausgebildete Taucher etc. dazu zu holen“, teilt die Mutter im Rahmen einer Spendenaktion mit. Die hat sie dafür ins Leben gerufen, um die Freiwilligen mit einem Geldbetrag zu entlohnen.

    Spenden für Suchaktion nach vermisstem Feuerwehrmann

    Stand Freitagnachmittag sind mehr als 21.000 Euro Spenden über die Plattform im Internet eingegangen. Privatpersonen, Firmen oder Vereine haben teils mehrere hundert, manche sogar 1000 Euro gespendet, um die Aktion finanziell zu unterstützen. In den sozialen Medien, vor allem auf Facebook und Instagram, wird die Suche am Samstag seit Tagen beworben und hundertfach geteilt.

    Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West, in dessen Zuständigkeit der Kreis Günzburg fällt, ist über die geplante private Suchaktion informiert. Wie Sprecher Holger Stabik auf Nachfrage mitteilt, steht die polizeiliche Betreuungsgruppe ständig in Kontakt und im Austausch mit der Familie des Vermissten. Die Polizei habe Verständnis für den Aufruf, dieser berge aber einige Probleme, „die wir nicht ausräumen können und auf die wir hingewiesen haben“, so der Sprecher. Bei einer Vermisstensuche handle es sich um eine klassische Aufgabe der Polizei.

    Icon Galerie
    157 Bilder
    Überflutete Häuser, gesperrte Straßen und Brücken: Das Hochwasser richtet am Samstag und Sonntag in der Region große Schäden an. Fotos aus ganz Schwaben.

    Man könne nachvollziehen, dass die Familie endlich Klarheit darüber haben wolle, was mit dem inzwischen 23-Jährigen passiert sei und sich möglicherweise wünsche, dass die Suche schneller abläuft. Stabik weist ausdrücklich darauf hin, dass die Polizei seit dem 2. Juni mit Hochdruck nach dem jungen Mann suche. Dass zwischenzeitlich die Suche im Wasser eingestellt werden musste, sei der Strömung geschuldet gewesen. Die Gefährdung für die Rettungskräfte sei zu hoch gewesen. Man habe aber zu keinem Zeitpunkt die Suche eingestellt, sondern nur temporär aufgrund des Wetters ausgesetzt. Trotz der intensiven Suche im Wasser könnte der junge Mann auch kilometerweit flussabwärts der Mindel getrieben und somit gar nicht mehr im Landkreisgebiet sein – die Hochwasserlage in den Tagen nach dem 2. Juni habe das begünstigt, darauf wies Stabik vor zwei Wochen hin.

    An der Mindelhalle war der offizielle Treffpunkt der Einsatzkräfte, wie der DLRG Wasserrettung, während der Hochwasserkatastrophe.
    An der Mindelhalle war der offizielle Treffpunkt der Einsatzkräfte, wie der DLRG Wasserrettung, während der Hochwasserkatastrophe. Foto: Alexander Kaya

    Aus der Luft sei das Gebiet ebenfalls intensiv überprüft worden, so der Sprecher. Täglich hätten die Einsatzkräfte der Polizei sowie die Unterstützungskräfte neu beraten, wie man die Suche weiter fortsetzen könne. Sie gehe bis heute weiter, allerdings sei es unmöglich, die „Schlagzahl und Manpower“ aufrechtzuerhalten. Die Polizei habe auch noch andere Aufgaben zu bewältigen.

    Wenn nun private Taucher die Mindel absuchten, seien gewisse Probleme und auch Gefahren nicht von der Hand zu weisen, so Stabik. Zum einen wisse die Polizei nicht, in welchem Gebiet sich die inoffizielle Suche bewege. Die Beamtinnen und Beamten könnten aber auf keinen Fall „einen Haken dahinter setzen“, bestimmte Bereiche würden unter Umständen doppelt abgesucht werden. „So etwas wäre prinzipiell vermeidbar.“ Im Extremfall könne es passieren, dass sich eine Person verletze oder ihr noch Schlimmeres zustoße. Die Polizei könne nicht einschätzen, über welche Qualifikationen die eingesetzten Leute hätten. Auch müsse man sich die Frage stellen, ob diese Kräfte es von der Psyche her aushielten, wenn sie tatsächlich auf den seit mehr als einem Monat lang Vermissten stoßen sollten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden