„In einer Zeit, in der es in Deutschland schwierig war, an Geld zu kommen, packte er mit Mut den Kirchenumbau an.“ Mit diesen Worten würdigte Winfried Prinz, der heutige Pfarrer von Mönstetten (Gemeinde Dürrlauingen), seinen Amtsvorgänger Otto Niederhofer im Gottesdienst zum 100-jährigen Jubiläum des Erweiterungsbaus der Kirche Sankt Johannes Baptist in Mönstetten. Dazu, wie Niederhofer das bewerkstelligte, sollten die Festbesucher später mehr erfahren. Doch zunächst feierte die Gemeinde einen Gottesdienst mit Generalvikar Wolfgang Hacker.
Dieser zeigte sich beeindruckt von der großen Ministrantenschar. In seiner Predigt bezog er sich auf das Tagesevangelium. Darin ging es um einen besonderen Blick. Der kleine Zöllner Zachäus stieg auf einen Baum, um Jesus besser erblicken zu können. Jesus schaut auf den Mann im Baum und will bei ihm zu Gast sein. Dieser ist ergriffen und wandelt sich. Mit diesem besonderen göttlichen Blick hätten auch alle Kirchen zu tun: „Jede Kirche ist ein Symbol, ein Versprechen Gottes, dass er auf uns blickt“, so der Generalvikar. Kirchen seien ein Ort für Menschen aller Altersstufen, ein Ort für Sorgen und Nöte, ein Ort des Rufens zu Gott.
Es hat sich eigens ein Jubiläumschor gegründet
Für die feierliche musikalische Gestaltung des Gottesdienstes sorgte nicht nur der Organist Heinz Muras. Extra für das Jubiläum hatte sich ein Chor gegründet, ausschließlich mit Sängerinnen und Sängern aus Mönstetten. Diese wurden bei neuem geistlichem Liedgut von Annalena Bobinger am Akkordeon und Emma Strehle am Keyboard begleitet. Auch bei den Gemeindeliedern wurde kräftig mitgesungen.
An den Gottesdienst schloss sich ein Festakt im Bürgerhaus an. Bürgermeister Fritz Bobinger rief dabei in Erinnerung, was der Mönstetter Kirchenumbau damals beutete. Als 1921 die Entscheidung dafür getroffen wurde, lag der Erste Weltkrieg noch nicht lange zurück. Außerdem herrschte in Deutschland Inflation. Der Preis für einen Laib Brot stieg von 500 über 5000 auf schließlich 5 Milliarden Reichsmark. Aber Pfarrer Niederhofer habe trotzdem gehandelt.
Fotoausstellung mit alten Dorfansichten und Persönlichkeiten von früher
Kirchenpflegerin Christa Bamberger erläuterte das Festprogramm und dankte Martin und Lucia Beil dafür, dass sie nach Recherchen in Mönstetten eine Fotoausstellung mit alten Ansichten des Dorfes und Porträts von prägenden Personen zusammengestellt hatten.
Der ehemalige Bürgermeister Emil Neuhäusler beschrieb in seinem Festvortrag die Gründe für die Erweiterung der alten Kirche von 1794. So war die Empore damals so niedrig, dass sich die Gottesdienstbesucher die Köpfe daran anschlugen. Die Scherben der berstenden Glasfenster fielen den Besuchern auf den Kopf. Der Hauptgrund aber war, dass die Kirche schlicht zu klein geworden war. Viele Gläubige mussten bei den Gottesdiensten im Freien stehen.
Finanzierung in einer Fremdwährung
Um der Inflation ein Schnippchen zu schlagen, entschied Pfarrer Niederhofer, das Bauvorhaben neben Spenden aus dem Ort teils in einer Fremdwährung zu finanzieren. Auf einem Katholikentag hatte er Kontakt zu Geistlichen in der Schweiz geknüpft. Also ging er dorthin und erbettelte 2000 Franken. Auch Bauholz zu bekommen, war während der Inflationszeit schwierig. Dafür ging Niederhofer noch einmal auf eine Betteltour in den umliegenden Dörfern – von Rechbergreuthen bis Freihalden. Ein weiteres Thema von Neuhäuslers Vortrag war das lange Ringen um eine eigene Pfarrei. Denn jahrhundertelang war Mönstetten eine Filialkirche des Nachbarorts Waldkirch.