Christoph Gröner-Weikerts Ärger ist noch nicht verflogen. Der Kommandant der Feuerwehr Mindelaltheim spricht über den Verkehrsunfall am vergangenen Donnerstag zwischen Mindelaltheim und Schnuttenbach. Ein 18 Jahre junger Motorradfahrer ist dabei gestorben. Das ist schlimm. Die Einsatzkräfte können das nur schwer ertragen.
Und dann kommen Autofahrer, die gar kein Verständnis haben, warum die Straße gesperrt ist und sie einen Umweg in Kauf nehmen sollen. Der Feuerwehrkommandant nennt das "respektlos". Hier breche sich "purer Egoismus" Bahn. Wer nicht willens oder imstande ist, sich in die Rolle der Feuerwehr und anderer Kräfte zu versetzen, dem hat Gröner-Weikert Folgendes aufgeschrieben:
Unfälle im Landkreis Günzburg: Wenn der Notfall eintritt
"Stellen Sie sich doch mal vor, Sie sitzen gerade mit ihrer Familie beim Essen, spielen mit ihren Kindern, sind in der Arbeit oder gehen einfach ihrem Hobby nach. Ganz egal, welche Situation: Es sollte eine Situation sein, die Ihnen Spaß bereitet oder persönlich wichtig ist. Dann stellen Sie sich als Nächstes vor, Sie werden durch ein lautes Piepgeräusch zu einem Feuerwehreinsatz alarmiert. Der erste Schreck geht durch den Körper und Ihnen wird bewusst, jemand anderes ist in Not. Wie selbstverständlich rennen Sie los. Ohne zu wissen, was auf Sie zukommt, spurten Sie selbstlos und hilfsbereit zum Feuerwehrgerätehaus. Dort angekommen, treffen Sie ihre Kameraden und erfahren vielleicht erst hier von dem Verkehrsunfall, zu dem Sie gerufen werden.
So wie es sich auf der Verbindungsstraße zwischen Mindelaltheim und Schnuttenbach ereignet hatte. Sie erfahren, dass ein sehr junger Motorradfahrer mit einem entgegenkommenden Fahrzeug einen Frontalzusammenstoß hatte. Tausend Bilder gehen Ihnen durch den Kopf, begleitet von Angst und Respekt vor dem, was kommt. Auf der Anfahrt zum Unfallort hören Sie den Funk in Verbindung mit lautem Martinshorn und bekommen langsam einen Überblick über die Situation. Am Unfallort handeln alle Einsatzkräfte (Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei) trotz all des inneren Stresses nach Vorgabe. Das antrainierte oder gelernte Wissen hilft dabei. Sie versuchen, die schwerst verletzte Person zu retten. Aber es nützt nichts. Letztlich erfahren Sie, dass es keine Chance mehr gab, den jungen Mann ins Leben zurückzuholen."
Plötzlich sind die Angehörigen am Unfallort
Das sind, sagt der 38-jährige Kommandant, Bilder und Geräusche, die sich tief in die Gedanken einbrennen. Nicht weit entfernt und zeitgleich stehen weitere Wehrmänner und -frauen an der nächsten Kreuzung, die zum Schutz der Unfallbeteiligten und Einsatzkräfte die Straße absperren. So war das am Donnerstag. So ist es üblich. Später ist man dann mit den ankommenden, unter Schock stehenden Angehörigen konfrontiert. In diesen Sekunden und Minuten geht es darum, die Situation respektvoll und hilfsbereit zu meistern, erläutert der Chef der aktiven Wehrleute aus Mindelaltheim.
Und dann schildert Gröner-Weikert, der selbst nicht am Einsatz beteiligt war, was ihm Angehörige seiner Wehr berichtet haben: Es sei vorgekommen, das ankommende Autofahrer "wenig bis null Verständnis aufbrachten und die Einsatzkräfte aufs Übelste beschimpften und beleidigten, weil sie sich in ihrer Durchfahrt gestört fühlten". Der Umweg von wenigen Minuten ließ manchen Fahrer regelrecht ausflippen. Dies sei so weit gegangen, dass manche trotz Absperrung am querstehenden Feuerwehrfahrzeug dreist an den Einsatzkräften vorbeigefahren seien. "Sie suchten sich über Feldwege eine eigene Umleitung." Der Kommandant fragt sich: Wie unwürdig muss man sich verhalten, um so unmenschlich zu reagieren? "Mir fallen dazu mehrere Begriffe ein, die ich solchen Menschen gerne im persönlichen Gespräch sagen würde. Diese kann ich aus Respektsgründen hier leider nicht aufführen."
Künftig gibt es sofort eine Anzeige, droht der Kommandant
Mit der Geduld ist Christoph Gröner-Weikert jedoch am Ende. Er kündigt an: "Solche Aktionen werden in Zukunft sofort zur Anzeige gebracht." Mit seinen Aussagen, wie er gegenüber unserer Redaktion betont, will er sich nicht in den Vordergrund rücken. Dennoch gelte es, ein Zeichen zu setzen und sich vor seine Leute zu stellen. Den Einsatzkräften, die solchen Situationen immer wieder ausgesetzt seien und trotzdem dabei blieben, drückt er seinen hohen Respekt aus. "Ich bin stolz, ein Teil von euch zu sein", sagt er zum Schluss. (mit AZ)