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Memmingen/Günzburg: Erpressung unter Verbrechern endet mit Festnahme in Günzburg

Memmingen/Günzburg

Erpressung unter Verbrechern endet mit Festnahme in Günzburg

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    Kiloweise hatten Drogendealer Heroin nach Deutschland gebracht. Ein Mitglied der Bande wurde erpresst - deswegen treffen sich jetzt alle vor Gericht.
    Kiloweise hatten Drogendealer Heroin nach Deutschland gebracht. Ein Mitglied der Bande wurde erpresst - deswegen treffen sich jetzt alle vor Gericht. Foto: Ralf Hirschberger/dpa (Symbolbild)

    Drogenhandel, Erpressung, russische Mafia: Das sind die Zutaten eines Prozesses beim Memminger Landgericht gegen drei Angeklagte. Die Männer sollen von einem früheren Bandenmitglied fast 200.000 Euro kassiert haben, weil der sie verpfiffen haben soll. Bei der letzten Geldübergabe im August vergangenen Jahres in Günzburg griffen Spezialkräfte der Polizei zu. Zum Auftakt der auf sechs Tage angesetzten Verhandlung haben nur zwei Angeklagte Angaben gemacht. Ein weiterer Tatverdächtiger ist nach Spanien geflüchtet. 

    Der Zugriff am V-Baumarkt in Deffingen durch Spezialkräfte der Polizei verlief relativ unspektakulär. Das Erpressungsopfer hatte Tage vorher die Neu-Ulmer Kripo informiert, nachdem er den Gangstern schon einen höheren sechsstelligen Eurobetrag bezahlt hatte. Der Mann saß selbst schon wegen Drogenhandels mehrere Jahre im Gefängnis. Daher waren die Ermittler zunächst skeptisch, als er ihnen die Erpressungsstory auftischte, wie ein Kriminaler als Zeuge aussagte. Doch weitere Recherchen ergaben, dass die Angaben des Mannes wohl den Tatsachen entsprach. In Absprache mit der

    Prozess in Memmingen: Ein Angeklagter hat sich nach Spanien abgesetzt

    Vor dem Landgericht Memmingen müssen sich im laufenden Prozess aber nur drei Angeklagte verantworten. Der mutmaßliche Kopf der Bande, der in Dischingen im Landkreis Heidenheim eine Baufirma hatte, ist nicht dabei, weil er sich nach Spanien abgesetzt hat. Sein Wohnort in Alicante ist den Fahndern wohl bekannt, denn dort hat sich die Ehefrau ein Haus gekauft.

    Die Erpressung begann laut staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zufolge Mitte 2021 und hat einen ebenso kriminellen Hintergrund. Das Opfer Eugen B., der Angeklagte Alexander T. aus Russland und der Dischinger Georg A. hatten als Drogendealer kiloweise Heroin nach Deutschland gebracht. Sie wurden erwischt und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Als letzter kam A. 2021 aus dem Gefängnis. Alexander T., der aus Lettland stammende Andrej K. sowie A. vermuteten, dass Eugen B. ihnen die Haft eingebrockt hatte und verlangten von ihm „Entschädigungszahlungen“. 

    Insgesamt 180.000 Euro gingen an die Erpresser

    Um den Forderungen entsprechenden Nachdruck zu verleihen, wurde dem Opfer laut Anklage gedroht, dass eine Gruppierung namens „Diebe im Gesetz“ der russischen Mafia ihn „kalt machen“ würden. B. sei eingeschüchtert gewesen und zahlte. Insgesamt wurden drei Mal zusammen 180.000 Euro unter anderem in Dischingen, in Leipheim und in Günzburg an die Erpresser übergeben, heißt es vor Gericht. B. habe die Summen teils über Kredite oder geliehenes Geld zusammen bekommen. Dann forderten die Angeklagten erneut 170.000 Euro von B., der nun die Polizei informierte. 

    Erwischt wurde bei der Festnahme auch Danislavs K, Verwandter von Andrej K. und ein weiterer Verdächtiger. Andrej K. Stellte sich im vergangenen Jahr selbst bei der Polizei. Der Angeklagte T. ließ über seine Verteidigerinnen erklären, er habe lediglich in der Baufirma von A. gearbeitet und kenne Andrej K. nur aus dem Knast. Nur einmal will er einen Umschlag mit Bargeld aus einem Auto des Opfers geholt haben. Dabei soll es sich laut A. um Zahlungen für Altschulden gehandelt haben. Andrej K. bestätigte, dass er A. und das Opfer B. Aus dem Gefängnis in Schwäbisch Hall kenne. Von B. wisse er nur, dass dieser angeblich kein guter Mensch sei und viele Schulden habe. Von einer Verschwörung könne keine Rede sein und gedroht worden sei B. ebenfalls nicht. 

    Sein mitangeklagter Verwandter habe nichts mit der Sache zu tun. Weitere Hintergründe zur Erpressung und der beteiligten Täter könnte es beim nächsten Verhandlungstag am 17. Juni geben, wenn das Opfer Eugen B. als Zeuge aussagt, der als Nebenkläger auftritt. Sein Anwalt Jakob Springer (Günzburg) hat vorsorglich eine Schmerzensgeld-Forderung seines Mandanten über 190.000 Euro als Adhäsionsantrag zum Verfahren eingebracht, die die Angeklagten zahlen sollen. Ihnen droht bei einer Verurteilung eine Haftstrafe zwischen drei und 15 Jahren.

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