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Maikundgebung: „Mehr Würde in der Arbeitswelt“

Maikundgebung

„Mehr Würde in der Arbeitswelt“

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    „Voll daneben gelangt, Herr Dr. Nüßlein.“Werner Gloning
    „Voll daneben gelangt, Herr Dr. Nüßlein.“Werner Gloning

    Günzburg Die stilisierte rote Nelke am Kragen, die Bereitschaft zur Solidarität der Arbeitnehmer im Blick und den Wunsch nach Frieden und Freiheit im Herzen – so strebten am Freitag 70 Männer und Frauen ins Forum am Hofgarten. Dort fand am Abend die traditionelle Maikundgebung statt, organisiert von der DGB Region Allgäu-Donau-Iller. Gastgeberin Helga Springer-Gloning stützte sich auf den Boden des Grundgesetzes und der Bayerischen Verfassung und forderte „mehr Würde in der Arbeitswelt“.

    Nicht zu übersehen waren an den Saalwänden die großen roten Plakate, bedruckt mit dem aktuellen Maßstab der Arbeitnehmervertretung. Unter dem Mai-Motto „Das ist das Mindeste“ las man, wohin die Fahrt gehen soll: „Faire Löhne, gute Arbeit, soziale Sicherheit.“ Werner Gloning zerriss die Jubelarien auf den Arbeitsmarkt. Die Statistiker verschwiegen, so Gloning, dass jedes 4. Beschäftigungsverhältnis nur ein geringfügiges mit einem Verdienst bis zu 400 Euro ist. Ähnliches entnehme der kritische Leser der Mitteilung, wonach „nur 38 Prozent der Ausgebildeten“ in eine unbefristete Arbeit übernommen würden. Der große Rest müsse mit Leiharbeit zurechtkommen. Der Regionsvorsitzende forderte neben einem gesetzlichen Mindestlohn die Stärkung der Flächentarifverträge („sie verhindern eine Lohndumpingspirale nach unten“) sowie die Logik am Arbeitsplatz „Gleiche Arbeit, gleicher Lohn“. Auch zum Thema Rente fand Gloning deutliche Worte: Die

    Mit deutlicher Zustimmung reagierten die Kundgebungsteilnehmer beim Thema Energiewende. „Raus aus der Kernenergie“, so die Forderung des DGB. Das Ziel wurde 1996 im Grundsatzprogramm festgelegt, der DGB habe in vielen Jahren auf alternative Instrumente der Energieproduktion und Nutzung gedrängt. Schon vor dem schweren Unfall im japanischen Fukushima wehrte sich die Arbeitnehmervertretung gegen die Laufzeitverlängerung bei den deutschen Atommeilern. Und musste sich im vergangenen November deswegen vom energiepolitischen Sprecher der CSU, Dr. Georg Nüßlein, kritisieren lassen. Glonings Reaktion in der Maiansprache: „Voll daneben gelangt, Herr Dr. Nüßlein.“ Der Referent zögerte keinen Augenblick, die Finanzierbarkeit der gewerkschaftlichen Anliegen zu bejahen. In Deutschland gebe es heute mehr Reichtum denn je zuvor. Wenn man Vermögen und Gewinne so besteuern würde wie in anderen Ländern, reiche das für „gute Arbeit und Rente mit 65, für ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen und für die

    Anton Gollmitzer übermittelte als 2. Bürgermeister die Grüße der Stadt Günzburg und des Oberbürgermeisters. Gollmitzer beobachtete vor Ort, wie die Wirtschaft Fahrt aufnahm. Leider träfe das nicht zu für Kommunen. Ihnen bürdeten Bund und Land laufend neue Aufgaben auf, besonders auf sozialem Gebiet. Es fehle jedoch die Zuweisung der dafür erforderlichen Gelder.

    Helga Springer-Gloning (Ver.di) wünschte dem Krankenhauspersonal bald bessere Arbeitsbedingungen wie den Abbau der Überstundenberge. Keine gute Lösung wäre es, so die

    Tim Lubecki von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten machte sich stark für Mindestlöhne im Gastronomiebereich. Auf die gewerkschaftliche Forderung von sechs Prozent mehr in der Lohntüte habe der Arbeitgeber magere 2,1 Prozent geboten – laut Lubecki ist das weniger als die Teuerungsrate. Die NGG droht daher mit einem unbefristeten Streik in den Brauereien Münchens.

    Elmar Heim sprach für die IG Metall in den Kreisen Günzburg/Neu-Ulm, wo im vorigen Jahr acht von zehn Metallern in Kurzarbeit waren. Die Lage habe sich inzwischen deutlich gebessert, sehe man davon ab, dass 80 Prozent neuer Stellen für Leiharbeit ausgewiesen wurden. Heim warb für die „Aktion Junges Leben“. Sie zeige dem Berufsnachwuchs Perspektiven für einen sicheren Arbeitsplatz.

    Einen Bericht zur Maikundgebung in Schnuttenbach finden Sie auf "Seite 27

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