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Leipheim: Wenn Rettungshunde und Hundeführer zum ersten Mal abgeseilt werden

Leipheim

Wenn Rettungshunde und Hundeführer zum ersten Mal abgeseilt werden

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    Trainiert wurde unter anderem das Abseilen von Rettungshund und Hundeführer.
    Trainiert wurde unter anderem das Abseilen von Rettungshund und Hundeführer. Foto: Sandra Kraus

    Training ist für Rettungshunde und ihre Hundeführer Alltag und nichts Ungewöhnliches. Unzählige wöchentliche Trainingsstunden und die Prüfungen im Zwei-Jahres-Rhythmus tragen mit dazu bei, vermisste Personen schnell zu finden. Zu einer Besonderheit wurde dieses Leipheimer Trainingscamp dadurch, dass die Teilnehmer aus ganz verschiedenen Hilfsorganisation gekommen waren. Knapp 50 schwäbische Hunde aus den Staffeln des Bundesverbands Rettungshunde BRH, des Bayerischen Roten Kreuzes BRK, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG, der Johanniter und der Malteser trainierten zusammen. 

    Michaela Saiko, Leiterin der Johanniter Rettungshundestaffel Kötz, und Verena Kohnle, Leiterin der DLRG Rettungshundestaffel Augsburg, freuten sich: "Wir sind hier wie eine große Staffel. Das ist auch im Sinne der Vermissten, denen es letztlich egal ist, von welcher Jackenfarbe sie gerettet werden oder welches Organisationslogo auf dem Hundegeschirr aufgenäht ist. Wir verstehen uns, auch wenn wir unterschiedliche Jacken tragen." Selbstverständlich ist das nicht. Als erster Präsidiumsbereich in Bayern haben sich vor über zehn Jahren die Rettungshundestaffeln im Polizeipräsidiumsbereich Schwaben-Nord unter dem Dach der "Arbeitsgemeinschaft der Augsburger Hilfsorganisationen", kurz "Augsburg hilft" genannt, zusammengeschlossen. Die organisationsübergreifende Zusammenarbeit wird in Schwaben-Nord groß geschrieben. Man kennt, vertraut und schätzt sich. 

    Jahrhunderthochwasser: Fürs Training in die Halle gewechselt

    Mittelpunkt des ersten Trainingscamps in dieser Form war die Straußenfarm in Leipheim, für Umplanungen sorgten dann das Regenwetter und das sich anbahnende Jahrhunderthochwasser. Einige Hundeführer sagten ihre Teilnahme ab, die, die da waren, freuten sich, dass die Firma Munk Rettungstechnik in Leipheim ihnen Innenräume für das Training zur Verfügung stellte. Keine einfache Aufgabe für die Hunde, wie Michaela Saiko erklärte: "Wir haben in der Halle keine Luftbewegung durch Wind. Erschwerend kommt hinzu, dass die Lüftung die Luft eher noch oben abzieht und der Hund nur sehr schwer Witterung aufnehmen kann." Trotzdem meisterten die verbeinigen Spürnasen ihre Aufgaben und fanden in Toiletten, im Gabelstapler oder hinter Gitterkörben gut versteckte Personen. 

    Vier Pfoten und zwei Beine bilden in Training und Einsatz ein perfektes
Team.
    Vier Pfoten und zwei Beine bilden in Training und Einsatz ein perfektes Team. Foto: Sandra Kraus

    Für die Hunde gibt es zwischen Training und Einsatz keinen Unterschied. Sie spüren auf Anweisung ihres Hundeführers oder ihrer Hundeführerin Personen auf. Die Flächensuchhunde orientieren sich an allgemeiner menschlicher Witterung, die Man-Trailer-Hunde wollen gezielt eine bestimmte Person finden. Sobald sie ihren Job gemacht haben, wartet ausgiebige Belohnung auf sie. Das können Streicheleinheiten oder ein Leckerli sein, das ist so unterschiedlich wie die Art und Weise wie der Rettungshund anzeigt, dass er etwas gefunden hat. In einer ganz ruhigen Atmosphäre sammelten Rettungshunde in spe in Leipheim ihre ersten Erfahrungen in der Suche, während nebenan eine erfahrene Rettungshündin, die wegen ihres Alters schon in Rente ist und keine Einsätze mehr macht, ihre Suchaufgabe erledigte. Michaela Saiko erklärte: "Die Rettungshunde in Rente freuen sich, wenn sie das tun können, was sie ihr ganzes Leben schon gemacht haben." 

    Bergwacht Memmingen bringt Geschirre und Haken mit

    Nebenan in einem Zelt wartete auf viele Teams eine Aufgabe, die sie zum ersten Mal ausführten. Sie sollten zusammen abgeseilt werden. Eigentlich wären dazu auf dem Freigelände Gerüste in verschiedenen Höhen vorbereitet gewesen, wegen des Regens ging es ins Zelt und zu einem deutlich niedrigerem Gerüst. Die Technik und Herangehensweise blieben gleich. Dietmar Notz von der Bergwacht Memmingen hatte Geschirre und Haken für die Vier- und Zweibeiner mitgebracht und erklärte alles. Auch für die meisten Hundeführer war es das erste Mal, dass sie an einem Seil hingen und dann abgeseilt wurden. "Richtig cool" sei es gewesen, sagte eine Hundeführerin. 

    Das erste Mal an ihren Karabinern hängt das Team aus Mensch und Hund.
    Das erste Mal an ihren Karabinern hängt das Team aus Mensch und Hund. Foto: Sandra Kraus

    Saiko und Kohnle waren begeistert, zu sehen wie sich die Rettungshunde auf ihre Hundeführer verließen und sich problemlos am Karabiner vor der Brust ihres Menschen abseilen ließen. Nicht geübt, sondern in Vorträgen von Eva Dubbelfeld von der DLRG vorgestellt wurde das Arbeiten der Wasserorter-Teams, die nach Badeunfällen oder bei im Hochwasser Vermissten zum Einsatz kommen. Die Hunde spüren vom Boot aus den menschlichen Lebend- oder Tot-Geruch auf und zeigen die entsprechende Stelle an. Taucher kommen dann zur Bergung. Nicht nur diese Einsätze sind für die Hundeführer unter Umständen belastend. Ihnen steht dann die psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte zur Verfügung. Auch das war Thema des erfolgreichen Trainingswochenendes.

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