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Leipheim: Stellenabbau bei ESS Kempfle: Solar-Firma gerät in Schieflage

Leipheim

Stellenabbau bei ESS Kempfle: Solar-Firma gerät in Schieflage

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    Der Solar-Dienstleister ESS Kempfle aus Leipheim hat Stellen abgebaut und verhandelt über eine Beteiligung.
    Der Solar-Dienstleister ESS Kempfle aus Leipheim hat Stellen abgebaut und verhandelt über eine Beteiligung. Foto: ESS Kempfle

    Das Leipheimer Solarunternehmen ESS Kempfle ist in Schieflage geraten. In einer Pressemitteilung hat die Unternehmensgruppe am Montag seinen bereits erfolgten Stellenabbau öffentlich gemacht. Das Unternehmen strebe eine selbstverwaltete Sanierung an, heißt es darin. Als Gründe für die Probleme des Unternehmens werden gefallene Marktpreise und die Konkurrenz durch Handwerksbetriebe genannt.

    Vorige Woche habe Firmenchef Wolfgang Kempfle beim Amtsgericht Neu-Ulm einen Sanierungsplan vorgelegt, schreibt das Unternehmen in seiner Pressemitteilung. „Noch vor einem Jahr sah der Photovoltaikmarkt in Deutschland deutlich besser aus“, wird darin Wolfgang Kempfle zitiert, der seit mehr als 20 Jahren in der regenerativen Energien-Szene aktiv ist. Die Firmengruppe plante für dieses Jahr mit einem Umsatz von 50 Millionen Euro. 1500 PV-Anlagen sollten in Süddeutschland verbaut werden.

    Leipheimer Solarfirma reduziert Umsatzerwartung drastisch

    Das Unternehmen sah sich als Platzhirsch in gutem Fahrwasser. Doch schon im Herbst hätten sich erste dunkle Wolken am Absatzhimmel abgezeichnet. Rapider Preisverfall bei Solarmodulen, Hausspeichern und Wallboxen, den das Unternehmen auch durch eine aggressive Preispolitik chinesischer Hersteller angetrieben sieht, und die Flaute am Bau schafften Probleme. Zudem stehe der Solarbetrieb einer massiven Konkurrenz von Dachdeckern, Elektrikern und Gerüstbauern gegenüber, die PV-Anlagen im Portfolio haben. „Was vermeintlich gut für Verbraucher ist, bezahlen Fachbetriebe mit Umsatzrückgang“, so das Unternehmen. Kempfle fuhr daher seine Umsatzerwartung auf 20 Millionen Euro um mehr als die Hälfte zurück. Das entspricht Unternehmensangaben zufolge etwa 600 bis 700 installierten PV-Anlagen.

    Fixkosten wie Leasingraten für Fahr- und Werkzeuge sowie Bürotechnik und -flächen könnten allerdings nicht genauso schnell reduziert werden. Deshalb stehe nun eine Sanierung in Selbstverwaltung an. Das mittelständische Unternehmen aus Leipheim hatte dazu eigenen Angaben nach bereits im Frühjahr Personalkosten eingespart. Mit einer um 60 Arbeitsplätze auf 140 Vollzeitstellen reduzierten Mannschaft wolle die Firmengruppe auf Kurs kommen und möglichst alle Arbeitsplätze erhalten.

    60 Stellen wurden bei dem Unternehmen aus Leipheim abgebaut

    Parallel verhandle Kempfle mit einem Branchenunternehmen über eine Beteiligung. Gleichzeitig würde Kempfle unter den staatlichen Schutzschirm in Eigenverwaltung schlüpfen, der einen Schuldenschnitt vorsieht und zudem Löhne und Gehälter für drei Monate übernimmt. „Wir sind mitten in den Verhandlungen“, sagt Wolfgang Kempfle. Eine mündliche Zusage liege bereits vor, heißt es in der Pressemitteilung weiter. „Jetzt gilt es, letzte Details zu klären, bis eine Unterschrift möglich ist“, so Wolfgang Kempfle.

    Auch die involvierten Banken stünden dem Vorhaben positiv gegenüber. Sie würden den beschriebenen Weg unterstützen. Kunden, die aktuell einen Auftrag platziert haben, will Kempfle alle bedienen. „Alles, was dem positiven Geschäftsbetrieb
    des Unternehmens dient, wird vorrangig behandelt“, so der Chef. Dazu zähle auch das Neukundengeschäft.

    Hauptsitz des Solardienstleisters ist in Leipheim, weitere Standorte gibt es in Augsburg, Giengen sowie Zell. Seit
    Firmenbestehen hat Kempfle eigenen Angaben zufolge mehr als 7000 PV-Anlagen in ganz Süddeutschland installiert. Über den normalen Geschäftsbetrieb hinaus sind ein Solarkundendienst, ein Elektrofachbetrieb sowie eine Akademie Teil der Gruppe. Für letztere wurde ESS Kempfle im Frühjahr beim Deutschen Fachkräftepreis ausgezeichnet. (AZ)



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