Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Leipheim: Landtagswahl: Nicole Faulhaber wird Nummer zwei der FDP in Schwaben

Leipheim

Landtagswahl: Nicole Faulhaber wird Nummer zwei der FDP in Schwaben

    • |
    Das Spitzentrio der schwäbischen Liberalen für die Landtagswahl am 8. Oktober (von links): Karlheinz Faller (Listenplatz drei), Nicole Faulhaber (Platz zwei), Dominik Spitzer (Platz eins).
    Das Spitzentrio der schwäbischen Liberalen für die Landtagswahl am 8. Oktober (von links): Karlheinz Faller (Listenplatz drei), Nicole Faulhaber (Platz zwei), Dominik Spitzer (Platz eins). Foto: Till Hofmann

    Ihr Aufatmen im Leipheimer Landgasthof Waldvogel war am Samstagmittag vernehmbar. Von Nicole Faulhaber muss eine große Last abgefallen sein, als das eintraf, um das sich die FDP im Kreis Günzburg bemüht hatte. Die Direktkandidatin der Liberalen für den Stimmkreis (Landkreis) Günzburg hatte sich in einer Kampfabstimmung Platz zwei auf der schwäbischen

    Die Schwabenliste der FDP für die Landtagswahl

    1. Dominik Spitzer (Kempten), 2. Nicole Faulhaber (Münsterhausen, Landkreis Günzburg), 3. Karlheinz Faller (Dasing, Landkreis Aichach-Friedberg), 4. Christian Toth (Königsbrunn, Landkreis Augsburg), 5. Birgit Geier (Mering, Landkreis Aichach-Friedberg), 6. Franz Josef Pschierer (Mindelheim, Landkreis Unterallgäu), 7. Nico Stegmayer (Dillingen, Landkreis Dillingen), 8. Manuela Büchler (Kempten), 9. Ralf Neugschwendner (Augsburg), 10. Tim Ludwig (Nördlingen, Landkreis Donau-Ries), 11. Julia Franke-Wagner (Gessertshausen, Landkreis Augsburg), 12. Michelle Diepolder (Dietmannsried, Landkreis Oberallgäu), 13. Alexander Zellner (Kempten), 14. Thomas Strobl (Neusäß, Landkreis Augsburg), 15. Alexander Mayer (Augsburg), 16. Adrian Kapic (Neu-Ulm, Landkreis Neu-Ulm), 17. Andreas Ritter (Weißenhorn, Landkreis Neu-Ulm), 18. Mark Tanner (Nördlingen, Landkreis Donau-Ries), 19. Kai Nepolsky (Königsbrunn, Landkreis Augsburg), 20. Angelika Zajicek (Kaufbeuren), 21. Emine Lanzinger (Lauingen, Landkreis Dillingen), 22. Simon Schwendiger (Sulzberg, Landkreis Oberallgäu), 23. Markus Prost (Biessenhofen, Landkreis Ostallgäu), 24. Nicole Rauscher (Lindau, Landkreis Lindau), 25. Ernst Bommer (Burtenbach, Landkreis Günzburg), 26. Lutz Stammnitz (Aichach, Landkreis Aichach-Friedberg). 

    Für den schwäbischen Bezirkstag – die Wahl findet parallel zur Landtagswahl am 8. Oktober statt – kandidieren Herbert Blaschke, Burgau (Liste, Platz sieben) und Carmen Stockmann, Münsterhausen (Platz 24) aus dem Landkreis Günzburg. 

    Grundvoraussetzung für alle Überlegungen aber ist, dass der FDP überhaupt der Sprung in den Landtag gelingt. 2018 hat es mit 5,1 Prozent der Stimmen gerade so über die Fünf-Prozent-Hürde geklappt. Erzielt die FDP ein besseres Ergebnis als vor fünf Jahren, ist es wahrscheinlich, dass mehr als ein schwäbischer FDP-Abgeordneter (2018 war das Dominik Spitzer aus Kempten) für die Liberalen ins Maximilianeum einzieht. 

    Der ehemalige CSU-Wirtschaftsminister Pschierer kalkuliert anders

    Wenn sich Nicole Faulhaber bekannt machen kann in Schwaben, hat sie die Möglichkeit. Je weiter vorn man steht auf der schwäbischen Wahlkreisliste, desto besser ist die Voraussetzung – theoretisch. Denn der seit gut fünf Monaten zur FDP gehörende ehemalige CSU-Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer ("Ich habe Stoiber, Beckstein, Seehofer und Söder unfallfrei überlebt") kalkuliert anders. Der 66-Jährige baut auf seine Reputation und seinen Bekanntheitsgrad und hat deshalb kein Problem, mit Platz sechs auf der Liste vorliebzunehmen. Erst- und Zweitstimmen, so seine Rechnung, könnten für ihn dennoch reichen, vor ihm Platzierte zu überholen. Deshalb beeilte er sich, in seiner Vorstellungsrede zu sagen, dass er den Einladungen der FDP-Verbände in

    Franz Josef Pschierer (stehend links), vor einem halben Jahr noch CSU-Landtagsabgeordneter, wird vom schwäbischen FDP-Bezirksvorsitzenden Stephan Thomae zu Listenplatz sechs gratuliert,
    Franz Josef Pschierer (stehend links), vor einem halben Jahr noch CSU-Landtagsabgeordneter, wird vom schwäbischen FDP-Bezirksvorsitzenden Stephan Thomae zu Listenplatz sechs gratuliert, Foto: Till Hofmann

    Der Mann, der nach seinem Wechsel von Schwarz zu Gelb die Zahl der schwäbischen FDP-Abgeordneten verdoppelt hat (von eins auf zwei, landesweit sind es nun zwölf Abgeordnete: elf Männer, eine Frau), will es offenbar noch einmal wissen. Zwei Ziele nannte Pschierer, der im Stimmkreis Memmingen als Direktbewerber antritt: "Das erste Ziel ist, die Alleinregierung der CSU zu verhindern. Und das zweite Ziel lautet, die Farbe Orange (steht für die Freien Wähler, Anm. d. Red.) zu ersetzen." Und dabei kommt dann die FDP ins Spiel, die ein echtes Korrektiv sei. "Aiwanger ist ein mutiger Mann, der bekämpft Söder permanent – leider nicht am Kabinettstisch", urteilte Pschierer ironisch über den Chef der

    Wahlausschussvorsitzender: "Willkommen auf dem Flugzeugträger FDP"

    Der außenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Ulrich Lechte, hieß den politischen Überläufer auf dem "Flugzeugträger FDP" willkommen. Der Vorsitzende des in Leipheim gebildeten Wahlausschusses bemerkte launig, Pschierer sei "völlig normal" und "psychisch stabil". Dabei werde er von der CSU so dargestellt, "als könne er nicht auf drei zählen". 

    Ebenso wie bei Platz sechs gab es beim Spitzenplatz nur einen Bewerber mit dem Landtagsabgeordneten Spitzer. Der schlug später mit Nicole Faulhaber (Münsterhausen) die einzige Frau unter 13 FDP-Direktkandidaten und -kandidatinnen für jenen zweiten Platz auf der Schwaben-Liste vor. Karlheinz Faller, FDP-Kreisvorsitzender von Aichach-Friedberg und stellvertretender Bezirksvorsitzender, kandidierte aber ebenso für diese aussichtsreiche Position. Dass die Landespartei 2019 unter der Überschrift "Faire Chancen für alle" beschlossen hatte, dass quer durch die politischen Ebenen mindestens ein Drittel der Listenplätze durch Frauen besetzt sein sollte und die beiden ersten Plätze paritätisch zu vergeben sind, störte Faller nicht weiter. Er verwies auf Nachfrage eines Delegierten darauf, dass dies eine Sollbestimmung sei und sich die FDP bewusst nicht für die Quote entschieden habe. 

    Warum zwischen Faulhaber und Faller eine Stichwahl nötig wird

    Im ersten Wahlgang fehlte Faulhaber eine Stimme, um das Quorum von 25 (bei 49 Stimmberechtigten) zu erreichen. 22 votierten für Faller, es gab zwei Enthaltungen und eine Ablehnung beider Bewerber. So wurde eine Stichwahl nötig, die die Versicherungskauffrau ("Hartnäckigkeit, Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen sind mein täglich Brot") mit 26 zu 23 Stimmen für sich entschied. 

    So sieht Erleichterung aus: Nicole Faulhaber (Münsterhausen) und der FDP-Kreisvorsitzende Herbert Blaschke (er kandidiert auf Listenplatz sieben für die Bezirkswahl), kurz nachdem klar war, dass die Bewerberin aus dem Kreis Günzburg den zweiten Wahlgang für sich entschieden hat.
    So sieht Erleichterung aus: Nicole Faulhaber (Münsterhausen) und der FDP-Kreisvorsitzende Herbert Blaschke (er kandidiert auf Listenplatz sieben für die Bezirkswahl), kurz nachdem klar war, dass die Bewerberin aus dem Kreis Günzburg den zweiten Wahlgang für sich entschieden hat. Foto: Till Hofmann

    Und wie stehen die Chancen, die FDP im neuen Landtag ab Herbst wiederzusehen? Der schwäbische Vorsitzende der Liberalen und Bundestagsabgeordnete Stephan Thomae (Kempten) ist da aus drei Gründen zuversichtlich. Zum einen: Die FDP biete attraktive Kandidatinnen und Kandidaten für die Landtags- und Bezirkswahlen auf (Günzburgs FDP-Kreischef Herbert Blaschke setzte sich auf der Liste zur Bezirkswahl gegen zwei weitere Mitbewerber für Platz sieben durch). Der Teamgeist der Partei sei sowohl in der Landtagsfraktion als auch im Landesverband zu erkennen. "Das war nicht immer so." 

    FDP-Bezirkschef Thomae glaubt, dass die Berliner Ampel bald in besserem Licht gesehen wird

    Zweitens: "Die Sammlungsbewegung hinter Söder findet statt. Söder als starke Figur ist nicht zu unterschätzen. Der bayerische Wähler weiß, dass sich nicht die Frage stellt, ob die CSU an der Regierung beteiligt ist oder nicht. Entscheidend wird sein, wer der CSU zur Seite gestellt wird." Und schließlich sieht Thomae den dritten Grund in der Ampelkoalition in Berlin. Er ist überzeugt davon, dass die Menschen mehr und mehr erkennen werden, wie vernünftig SPD, Grüne und FDP in einem Krisenszenario gehandelt hätten, das es so bislang nicht gegeben habe.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden