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Leipheim: So laufen die Ermittlungen nach der Geldautomatensprengung in Leipheim

Leipheim

So laufen die Ermittlungen nach der Geldautomatensprengung in Leipheim

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    Das blieb von einem Geldautomaten nach der Sprengung übrig.
    Das blieb von einem Geldautomaten nach der Sprengung übrig. Foto: Jall, VR-Bank Donau-Mindel

    Es war durch die verschlossenen Fenster ein dumpfer Knall zu hören, fast so, als ob ein Überschall-Flugzeug seine akustischen Spuren hinterlässt. "Ich war gerade ins Bett gegangen und hab' mir nichts weiter dabei gedacht", berichtet Ohrenzeuge Alexander Kaya, der rund 500 Meter vom Tatort entfernt wohnt. Der Ort der Zerstörung, das ist die Von-Richthofen-Straße 8-10 in Leipheim. Dort steht ein Wohn- und Geschäftsgebäude. Ganz oben: zwei Wohnungen, darunter die Büroräume eines Zahntechniklabors. Und im Erdgeschoss eine Filiale der VR-Bank Donau-Mindel, in der vier Beschäftigte arbeiten. Das sollte nach dem Feiertag, am Freitag, wieder so sein. Doch die Filiale ist durch den verwendeten Sprengstoff von Unbekannten zerstört worden.

    Ein verheerendes Bild bietet sich wenige Stunden nach der Sprengung zweier Geldautomaten in Leipheim. Bis zu 20 Meter weit ist das zerborstene Glas durch die Druckwelle geflogen.
    Ein verheerendes Bild bietet sich wenige Stunden nach der Sprengung zweier Geldautomaten in Leipheim. Bis zu 20 Meter weit ist das zerborstene Glas durch die Druckwelle geflogen. Foto: Erich Herrmann

    Dabei waren nicht die Geschäftsräume das Ziel der Täter, die vermutlich der Organisierten Kriminalität zugerechnet werden können. Die beiden Geldautomaten sind am Donnerstag wenige Minuten nach drei Uhr in der Früh gesprengt worden. Die nach Informationen unserer Zeitung vier Täter flüchteten laut Zeugenangaben anschließend mit einem dunklen Auto, vermutlich ein Audi, in Richtung der nah gelegenen

    Zwei Geldautomaten in Leipheim gesprengt: Keine Verletzten

    Die Personen, die in dem Gebäude wohnen, hat es regelrecht "aus den Betten gehoben, so groß war die Druckwelle", berichtet Alexander Jall, Vorstandssprecher der VR-Bank Donau-Mindel. Mit seinem Vorstandskollegen Stefan Fross erinnert er daran, was der wichtigste Befund bei der Betrachtung dieser skrupellosen Tat ist: "Dass keine Person zu Schaden gekommen ist." Das hätte leicht passieren können: Vielleicht noch weniger bei den insgesamt drei Mietern in den beiden Wohnungen, da die Wohnbereiche versetzt über dem Areal im Erdgeschoss liegen, in dem sich die zwei Geldausgabeautomaten (GAA) befanden. 

    In den Innenräumen der VR-Bankfiliale haben am Donnerstag Spezialisten ermittelt.
    In den Innenräumen der VR-Bankfiliale haben am Donnerstag Spezialisten ermittelt. Foto: Alexander Kaya

    Aber was ist, wenn jemand noch um diese Zeit eben mal Geld abheben möchte? Es grenze schon an ein Wunder, dass noch niemand in Bayern auf diese Weise getötet worden sei, sagen Beamte des Landeskriminalamts dem VR-Vorstandssprecher. BLKA-Sprecher Ludwig Waldinger bekräftigt gegenüber unserer Redaktion: "Man kann nur von Glück sprechen, dass keine Person verletzt worden ist und nicht noch Schlimmeres passiert ist." 

    Das Landeskriminalamt kennt das Autokennzeichen der Geldautomatensprenger

    Aufmerksam haben die Bewohner des beschädigten Gebäudes beobachtet, was sich vor ihren Augen abspielte. Deshalb ist die Zahl derjenigen klar, die mit zwei Sprengungen an das Geld herangekommen sind. Sogar das Autokennzeichen ist der Polizei bekannt, wie unsere Redaktion erfahren hat. Aber das Autoschild kann auch gestohlen sein. 

    Die Gefährdungslage ist der VR-Bank nach einem Hinweis des BLKA vom Januar dieses Jahres bekannt. Wenige Minuten nach dem lauten Knallen begann die Flucht möglichst schnell und vermutlich möglichst weit weg. Deshalb sind in der Eile nicht alle Geldscheine mitgenommen worden. Die Täter haben einen mittleren fünfstelligen Betrag erbeutet. Diese Angabe macht der Vorstandssprecher. Wäre seit Mitte März die Ausgabemenge für die beiden Automaten nicht deutlich reduziert worden, "dann wäre die Beute noch viel höher gewesen", sagt Jall. 

    2023 war der Zugang zu den Geldautomaten in Leipheim zeitweise gesperrt

    Von Mitte Januar bis in den März hinein waren die Sicherheitsvorkehrungen noch schärfer: abends und nachts war der Selbstbedienungs-Bereich mit den Geldautomaten geschlossen. Große Warnschilder, dass sich eine Sprengung der Automaten nicht lohnt, sind aufgestellt worden. "Aber das interessiert diejenigen nicht, die sich gewaltsam Zugang verschaffen wollen", meint der Manager der Genossenschaftsbank. Kundinnen und Kunden hätten vereinzelt ihr Unverständnis darüber geäußert, dass die Automaten leer seien und sie nichts abheben könnten, ergänzte Alexander Jall, der sich in Bezug auf die Sicherheitsvorkehrungen nichts vorwirft. "Das Konsequenteste wäre gewesen, bereits vor Monaten die Filiale zu räumen und zu schließen." Aber das stand nicht ernsthaft zur Debatte, weil die Nähe zu den Kunden ein gewichtiges Argument dagegen gewesen sei. 

    Dieses Schild war den Tätern piepegal.
    Dieses Schild war den Tätern piepegal. Foto: Jall, VR-Bank Donau-Mindel

    Jetzt sind die Mitarbeitenden der Leipheimer Filiale ab Freitag an der VR-Hauptgeschäftsstelle in Günzburg (Dillinger Straße) im Einsatz. Ihr vorheriger Arbeitsplatz bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Bankangestellte und Kräfte der Feuerwehr haben das unter dem Druck zerborstene Sicherheitsglas, das bis zu 20 Meter weit geflogen sei, "bis in gegenüberliegende Anwesen", zusammengekehrt. Der Marktplatz ist seit den frühen Nachmittagsstunden wieder zugänglich, der Tatort freigegeben. Die

    Nach Geldautomaten-Sprengung in Leipheim: Gebäudeschaden im sechsstelligen Euro-Bereich

    Jall rechnet mit einem Gebäudeschaden in Höhe von etwa 250.000 Euro. Ein Feuerwehrmann vor Ort nannte eine doppelt so hohe Summe. Das Gebäude gehört der VR-Bank. Auf den ersten Blick sei statisch nichts zu erkennen gewesen, aber da müssten nun Fachleute ran, fügt Jall hinzu. 

    Das Landeskriminalamt bittet um Mithilfe

    • Wem sind in den Nachtstunden im Bereich der Von-Richthofen-Straße in Leipheim verdächtige Personen aufgefallen?
    • Wer hat im Vorfeld in der näheren Umgebung verdächtige Wahrnehmungen gemacht, die im Kontext der Sprengung des Geldautomaten stehen könnten?
    • Wer kann sonst sachdienliche Hinweise zur Tat, den Tätern oder dem Fluchtfahrzeug geben?

    Hinweise nimmt das Bayerische Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 089/1212-0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen. (AZ)

    Leipheims Bürgermeister Christian Konrad kann es kaum fassen, was in seiner kleinen Stadt passiert ist. Damit meint er beispielsweise den Gebrauch von Sprengstoff, offenbar ohne Rücksicht auf Verluste. "Wo haben die Täter diesen Sprengstoff her?", lautet eine seiner Fragen, die noch niemand beantworten kann. Die Autobahnnähe habe etwas mit der Tat zu tun, glaubt er. Eine Ansicht, mit der Konrad nicht allein ist. 

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