Mehl, Wasser und Salz – das sind bekanntermaßen die Zutaten, die man zum Brotbacken benötigt. Damit das fertige Backwerk nicht nur zum Grundnahrungsmittel wird, sondern so richtig mit Appetit und Genuss verzehrt werden kann, benötigt ein guter Bäcker nicht nur das entsprechende Fachwissen, sondern viel Fingerspitzengefühl.
Dieses Fingerspitzengefühl, gepaart mit einer großen Leidenschaft zum erlernten Bäckerhandwerk ist genau das, was die Bäckerei Hurler in Leinheim und die Bäckerei Weindl in Kötz auszeichnen. Auch wenn die zwei Familienbetriebe ihre persönliche Schiene fahren, ist für beide das Beherrschen ihres Handwerks, das mit sehr viel Herzblut umgesetzt wird, die Basis für ihren Erfolg. Seit Jahren schon gehören die beiden Betriebe regelmäßig zu den prämierten Bäckereien in Bayern. Dass sie heuer zu den Preisträgern für den in diesem Jahr erstmals verliehenen Bundesehrenpreis des Deutschen Bäckerhandwerks und sich damit zu den besten 50 deutschen Bäckereien zählen dürfen, ist eine außerordentliche Würdigung ihrer herausragenden Arbeit.
Zweimal geht der Bundesehrenpreis in den Landkreis Günzburg
Dieser Bundesehrenpreis, der auf der Weltleitmesse des Deutschen Bäckerhandwerks, der iba, verliehen wurde, würdigt die Handwerksbäcker in Deutschland, die Tradition und Moderne gekonnt miteinander verbinden und dabei immer wieder unter Beweis stellen, wie hochwertig ihre Handwerkskunst ist, die von ihren Kunden so sehr geschätzt wird.
Sowohl für Jörg Hurler als auch für Günther Weindl ist es eine Herzensangelegenheit, ihre Backwaren ohne künstliche Hilfsmittel herzustellen. Der selbst gezüchtete und immer wieder fortgesetzte Sauerteig ist eine der ganz entscheidenden Grundlagen für das Gelingen eines guten Brotes. Da, wo kein Sauerteig zum Einsatz kommt, wird mit Vorteigen gearbeitet, die speziell ausgetüftelt sind und den Geschmack und die Frischhaltung der Backwaren auf natürliche Weise bestimmen. Ein ganz entscheidender und nicht zu unterschätzender Faktor für die Herstellung dieser so speziellen Brote ist die Zeit. Die Teige werden über Nacht geführt und haben so eine Ruhezeit von bis zu 24 Stunden. Das ist von großer Bedeutung nicht nur für den Geschmack, sondern auch für die Bekömmlichkeit, da die Zuckerstoffe in den Kohlenhydraten, die der Körper nur schwer verdauen kann, dann bereits größtenteils abgebaut sind.
Die Brotprüfungen, denen sich die Bäckereien auf freiwilliger Basis unterziehen, basieren auf den Eigenschaften wie Aussehen, Geruch und Geschmack, Oberflächen- und Krusteneigenschaften, Lockerung und Krumenbild sowie der Textur beim Aufschneiden des Laibes.
Für Bäckermeister Jörg Hurler ist kein Tag wie der andere
Mit großer Dankbarkeit und auch mit Stolz erfüllt ist Jörg Hurler über diese Auszeichnung. Für den Leinheimer Bäckermeister, der auf jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen kann, sind natürlich viele Arbeitsabläufe zur Routine geworden, dennoch ist kein Tag wie der andere. Die Feinarbeit an den Teigen kann keine Maschine übernehmen. Hier sind Sorgfalt und Fingerspitzengefühl gefragt, denn das Mehl als Hauptbestandteil seiner Ware ist ein Naturprodukt und dementsprechend abhängig vom witterungsbedingten Reifeprozess. Er arbeitet mit fünf verschiedenen Sauerteigen, deren Zugabe von verschiedenen Faktoren wie etwa Jahreszeit, Temperatur und Mehlkonsistenz abhängig ist.
Für Günther Weindl aus Großkötz ist ganz viel Liebe zum Beruf eine wunderschöne Quelle der Kraft und das entscheidende Kriterium zum Erfolg einer so kleinen Handwerksbäckerei. Rezepte sind zwar wichtig, aber nicht die Quintessenz dieses Berufes. Für ihn sind Fühlen, Schmecken und Riechen die elementaren Grundlagen für sein Handwerk. Auch in Kötz wird großer Wert auf Handarbeit gelegt. Das Können eines wirklichen Meisters zeigt sich darin, mit den Basiszutaten gute Ware zu backen. Deshalb gibt es bei ihm nicht jeden Tag ein Riesensortiment. Bestimmte Brotsorten werden nur an bestimmten Tagen gebacken, was den vielen Stammkunden bestens bekannt ist.
Der Erfolg, auf den Jörg Hurler und Günther Weindl so stolz sein können, ist auch ein Erfolg des ganzen Teams und allen voran der Ehefrauen Karin und Marion, die ihre Arbeit von ganzem Herzen unterstützen, wie sie erzählen.
Von einem ganz großen Glück sprechen die beiden Bäckermeister aus Leidenschaft, dass sie ihre Liebe zum Beruf an ihre Kinder weitergeben konnten und mit Anna Hurler und Dominik Weindl zwei junge Bäckermeister, die beide ihre Ausbildung mit Bestnoten absolviert haben, für den Weiterbestand der Traditionsbäckereien auch in der nächsten Generation garantieren.